Mit einer umfassenden Aussage könnte sich der Ex-Telekom-Vorstand heute den Status eines Kronzeugen sichern und Haftverschonung erkaufen.
Heute, Montag, sagt im Telekom-Prozess erstmals der ehemalige Telekom-Prokurist Gernot Schieszler vor Richter Michael Tolstiuk aus. Schieszler strebt den Status eines Kronzeugen an und will sich damit Haftverschonung erkaufen. Voraussetzung ist, dass er umfassend und wahrheitsgetreu mit den Ermittlungsbehörden kooperiert. Schieszler hat den inkriminierten Sachverhalt rund um Korruption und Kursmanipulation im Zuge der Ermittlungen umfassend geschildert. "Ja, ich möchte aussagen", sagte Schieszler zu Beginn seiner Befragung durch den Richter.
In den ersten drei Verhandlungstagen wurden Ex-Festnetzvorstand Rudolf Fischer und Ex-Finanzvorstand Stefano Colombo von dem ehemaligen Telekom-Prokuristen Josef Trimmel belastet. Sie sollen das "Go" für den Broker Johann Wanovits gegeben haben, mit einer großen Kursorder den Telekom-Aktienkurs auf die magische Schwelle von über 11,70 Euro zu heben, was wiederum ein 8,8 Millionen Euro schweres Bonusprogramm für knapp 100 Manager zur Auszahlung brachte. Ex-Generaldirektor Heinz Sundt wurde hingegen entlastet.
Im ersten Telekom-Prozess stehen wegen Untreue fünf Angeklagte vor Gericht. 25 bis 40 Millionen Euro sollen in den Jahren 2000 bis 2010 von der Telekom Austria an Politiker und Parteien geflossen sein. Im aktuellen Prozess geht es um die mutmaßliche Manipulation des Kurses der Telekom-Aktie im Februar 2004. (c) APA (Herbert Pfarrhofer)
Am 26. Februar 2004 durchbrach die Telekom-Aktie auf wundersame Weise die Marke von 11,70 Euro. Die Folge: Rund 100 Führungskräfte erhielten insgesamt knapp zehn Millionen Euro. (c) APA (Robert Jäger)
Beim Telekom-Börsengang im Jahr 2000 war ein Plan geschaffen worden, der Führungskräften die Option einräumte, weitere Aktien zum Ausgabepreis von 9 Euro zu kaufen. Bedingung: Der Kurs musste an fünf Handelstagen im Februar 2004 um 30 Prozent über dem Ausgabekurs, also über 11,70 Euro, liegen. (c) APA
Die Staatsanwaltschaft wirft den Ex-Vorständen Heinz Sundt (Mitte), Rudolf Fischer (links) und Stefano Colombo (rechts) vor, ihre Befugnis, über fremdes Vermögen zu verfügen, wissentlich missbraucht zu haben und dadurch der Telekom Austria einen Vermögensnachteil von zumindest 10,6 Millionen Euro zugefügt zu haben.Den Angeklagten wird Untreue vorgeworfen. Der Strafrahmen beträgt ein bis zehn Jahre Haft. (c) APA (Günter R. Artinger)
Als "Mastermind" gilt Ex-Telekom-Vorstand Rudolf Fischer. Er und seine beiden Kollegen Sundt und Colombo erhielten 392.719,48 Euro augezahlt. Fischer übernahm für einen Teil der Vorwürfe die Verantwortung - er hat in Tranchen 500.000 Euro an die Telekom Austria zurückgezahlt. (c) APA (Helmut Fohringer)
Neben den drei Hauptbeschuldigten sind zwei weitere Personen als Beitragstäter zur Untreue angeklagt: Johann Wanovits, Broker und früherer Vorstand der Euro Invest Bank AG. Er soll den Kurs der Telekom Austria über die für das Aktienoptionsprogramm notwendige Schwelle getrieben haben. Und Josef Trimmel (im Bild), ein früherer Telekom-Austria-Prokurist. (c) APA (Telekom Austria AG)
Eine Schlüsselfigur in der Affäre ist Ex-Telekom-Vorstand Gernot Schieszler. Er war die rechte Hand von Fischer. Die Anklage stützt sich maßgeblich auf seine Aussagen. Seine Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft soll ihm den Status eines "Kronzeugen" sichern.Schieszler hat nach eigenen Aussagen als Verbindungsmann zu Broker Wanovits nicht nur mit Duldung der Chefetage gehandelt, sondern vielmehr auf deren ausdrücklichen Wunsch hin. (c) Die Presse (Clemens Fabry)
Worum es geht
Urteil könnte noch diese Woche fallen
Wanovits und Trimmel hatten sich bei ihren Aussagen in Widersprüche verwickelt. So will Wanovits auf eigenen Antrieb die Telekom-Aktien gekauft haben, gleichzeitig hat er aber eine "Risikopräme" von der Telekom gefordert. 600.000 Euro sollen im Papiersackerl bei mehreren Treffen übergeben worden sein. 390.000 Euro soll Wanovits über Scheinrechnungen für Studien vom Telekom-Lobbysten Peter Hochegger erhalten haben. Wanovits besteht darauf, dass die Studien die bezahlte Summe wert waren - räumt aber ein, dass sie "sehr gut" dotiert wurden. Für eine 175.000 Euro teure Studie will er "einige Wochen" gearbeitet haben.
Am Dienstag findet keine Verhandlung statt, am Mittwoch kommt dann der nächste Top-Zeuge: Peter Hochegger. Am Freitag dieser Woche könnte bereits ein Urteil fallen. Der Vorwurf lautet auf Untreue - Strafrahmen bis zu zehn Jahre. Trimmel und Wanovits werden als Beitragstäter geführt. Fischer hat sich teilschuldig bekannt, alle anderen Angeklagten haben auf "nicht schuldig" plädiert.