Hochegger hatte "mulmiges Gefühl" bei Geldübergaben

Hochegger hatte mulmiges Gefuehl
Hochegger hatte mulmiges Gefuehl(c) APA (Helmut Fohringer)
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Im Prozess um die Kursmanipulation bei der Telekom sagt Peter Hochegger als Zeuge vor Gericht aus. Er verwickelt sich in Widersprüche.

Am fünften Verhandlungstag beim Prozess um die Kursmanipulation der Telekom Austria-Aktie im Februar 2004 steht heute ein Zeuge im Mittelpunkt des Interesses: Der umtriebige Lobbyist Peter Hochegger ist Beschuldigter in mehreren Strafverfahren. Er hat erstmals vor einem Richter zu den Telekom-Vorwürfen ausgesagt. Angeklagt ist Hochegger in diesem Verfahren nicht.

Er habe als "Drehscheibe" für Zahlungen an den Investor Johann Wanovits zweimal Bargeld abgehoben und in einem Aktenkoffer quer über den Stephansplatz in Wien getragen. "Ich hatte ein mulmiges Gefühl und hoffte, es überfällt mich keiner", sagte er laut ORF-Teletext. Er habe die 1,5 Millionen Euro Telekom-Geld aber zu Recht bekommen - für Lobbying bei anderen Projekten.

"Peter, die Telekom braucht deine Hilfe"

Hochegger schilderte, wie ihn Gernot Schieszler im Jahr 2004 kontaktiert habe: "Peter, die Telekom braucht deine Hilfe". Bei einem Akquisitionsprojekt in Osteuropa müssten 500.000 Euro als "Prämie" bezahlt werden, dies gehe aber wegen "Unvereinbarkeit" nicht über die Telekom-Buchhaltung. Der Telekom-Vorstand habe ihn, Schieszler, damit beauftragt, das zu organisieren.

Hochegger war zur "Hilfe" für seinen wichtigsten Kunden bereit. Er erhielt von der Telekom formell einen Auftrag über 1,5 Millionen Euro, wovon er 500.000 Euro entnehmen und wieder an die Telekom zurückgeben sollte. An zwei Bargeldübergaben im Jahr 2004 könne er sich erinnern. Bei der ersten habe er die Hypo Vorarlberg kontaktiert, wo seine Valora AG damals ein Konto hatte. "Ich rief dort an, ich brauche 250.000 oder 300.000 Euro". Das Geld habe er in Paketen zu je 50.000 Euro erhalten. "Ich ging dann mit mulmigem Gefühl über den Stephansplatz, hoffentlich überfällt mich niemand". In seiner Wohnung in der Seilergasse habe er dann Schieszler und dem mitangeklagten Josef Trimmel das Geld gegeben. "Meiner Erinnerung nach war alles verschweißt".

Hochegger verwickelt sich in Widersprüche

Formell rechnete Hochegger eine Studie mit der Telekom ab - das war jedoch nur ein Scheingeschäft. "Die Studie war, um für das Projekt einen Titel zu haben und es zu verschleiern", gestand er ein. In der Befragung durch Staatsanwalt Hannes Wandl verwickelte sich Hochegger in mehrere Widersprüche. Wandl warf ihm vor, ausweichend zu antworten und hielt Hochegger, der unter Eid aussagt, Aussagen aus dem parlamentarischen Korruptions-U-Ausschuss vor - wo er ebenfalls unter Wahrheitspflicht vernommen wurde. Er habe zu wenig Unterlagen und könne sich auch nicht mehr so genau erinnern, verteidigte sich Hochegger.

Über die Rolle von Broker Johann Wanovits habe er 2004  nicht Bescheid gewusst, so Hochegger. Er habe erst 2008 davon erfahren, als dieser die zweite Geldtranche für die Kursmanipulation erhielt: Wanovits habe damals gesagt, "er hatte keinen Auftrag, er hat das aus sportlicher Herausforderung gemacht".

Daraufhin verschaffte Hochegger über seine Firmen dem Broker 390.000 Euro. Als Gegenleistung sollen von Wanovits Studien über Windkraft, Dubai und Schweizer Franken erstellt worden sein - diese Studien wurden aber nicht einmal übergeben. Ein Nutzen für Hochegger bzw. für die Telekom, der die Kosten verrechnet wurden, wurde heute im Gerichtssaal keiner ersichtlich.

Am Freitag könnte Urteil fallen

Der erste Zeuge, Ex-Investor-Relations-Leiter Hans Fruhmann, trug wenig zur Aufklärung bei, obwohl er von der Verteidigung von Sundt nominiert worden war. Der dritte Zeuge, Hocheggers früherer Partner, erschien nicht. Er wird nun auf Anweisung von Richter Michael Tolstiuk für morgen Donnerstag polizeilich geladen Weiters sind für Donnerstag drei Zeugen der Finanzmarktaufsicht (FMA) geladen. Der Sachverständige soll das Gutachten erörtern. Am Freitag könnte das Urteil fallen.

(Red./herbas)

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