Post trägt "kein Geld mehr nach Ungarn"

Post traegt kein Geld
Post traegt kein Geld(c) APA/GEORG HOCHMUTH (GEORG HOCHMUTH)
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Die Post verzeichnet mehr Gewinn, wettert gegen Ungarn und macht sich selbst Konkurrenz. Die Finanzministerin profitiert.

Wien/Auer. Wenn es um Ungarn geht, redet sich Georg Pölzl schnell in Rage: „Es ist unglaublich, was man sich hier gefallen lässt“, sagte der Chef der Österreichischen Post bei der Präsentation der Bilanzzahlen für 2012. Nicht nur Banken, Bauern und Handelsketten leiden unter der protektionistischen Keule von Ungarns Staatsoberhaupt Viktor Orbán. Auch die heimische Post spürt mit ihrer Tochter Feibra heftigen Gegenwind im Nachbarland. „Da werden Regeln geschaffen, die die staatliche ungarische Post klar bevorzugen. Ganz so, als würde Österreich ein Gesetz erlassen, wonach nur noch Beamte Briefe austragen dürfen“, sagte Pölzl. Die Folge: Ungarn ist das einzige Land, in dem sein Unternehmen im Vorjahr Verluste (im einstelligen Millionenbereich) hinnehmen musste.

Von Rückzug ist dennoch keine Rede. Erst im Jänner hat sich die Post-Tochter Feibra um eine Konzession im frisch liberalisierten Markt bemüht. Neue Investitionen aus Österreich werde es nicht mehr geben. Solange sich an der Situation auf dem Markt nichts ändere, „tragen wir sicher kein Geld mehr nach Ungarn“, sagte Pölzl.

230 Mio. für „Unterauslastung“

Abgesehen von kleinen Blessuren im Nachbarland ist das Vorjahr für die Post überraschend gut gelaufen. Verlustbringer konnten abgestoßen werden, das Briefgeschäft war stabil, der Paketbereich wuchs in Österreich stark. Unterm Strich verbuchte der Konzern einen um 8,9 Prozent höheren Betriebsgewinn von 182 Mio. Euro bei 2,36 Mrd. Euro Umsatz.

Negativ ausgewirkt haben sich einerseits 28,4 Mio. Euro an Wertberichtigung für die Beteiligung an der Bawag und der schleppende Personalabbau. Nach den Streikdrohungen hat die Post im Vorjahr statt geplanter 500 bis 800 nur knapp 200 Stellen abgebaut. Die Personalaufwendungen stiegen auf 40,6 Mio. Euro. Die Rückstellungen für „Unterauslastung“ der gut 20.000 Mitarbeiter belaufen sich auf 230 Mio. Euro. Heuer will Pölzl neuerlich 500 Bedienstete loswerden.

Feibra stellt auch Briefe zu

Das war nicht der einzige Moment, in dem der Post-General für neuen Zündstoff mit der Gewerkschaft sorgte. Auch die umstrittene Billigkonkurrenz aus dem eigenen Haus nimmt langsam Form an. Die Tochter Feibra, die bisher nur Werbemittel verteilt hat, soll künftig auch adressierte Post zustellen. Da die Feibra ihre Mitarbeiter deutlich schlechter bezahlt als die Post ihre Briefträger, kann die Post-Tochter Geschäftskunden erheblich günstigere Angebote machen. Erste Pilotprojekte in Wien und Villach laufen bereits. Im Schnitt würden 30 Prozent der Kosten gespart, sagte Pölzl. Ist das nun ein Warnschuss für ausländische Konzerne oder baut sich die Post langsam eine konzerneigene Billigkonkurrenz auf? Konzernbetriebsrat Helmut Köstinger sieht die Entwicklungen mit Sorge. „Wir haben eine Vereinbarung aus dem Jahr 2009, dass kein Geschäft der Post ausgelagert wird“, sagt er der „Presse“. „Wir nehmen an, dass das Management sein Wort hält.“

Am meisten Freude bescherte die Post am gestrigen Donnerstag ihren Aktionären. Die Dividende wird voraussichtlich noch einmal auf 1,80 Euro je Aktie erhöht werden. Damit heimst allein die Republik Österreich als 53-Prozent-Eigentümerin 64 Mio. Euro ein. Zusammen mit Steuern und Sozialabgaben fließen mehr als halbe Milliarde Euro an den Staat.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.03.2013)

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