In Österreich teilen Sparer ihr Guthaben auf Banken auf

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oesterreich teilen Sparer Guthaben(c) APA/BARBARA GINDL (BARBARA GINDL)
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Der bei der EZB angesiedelte Rat für Systemrisiken verlangt in Europa eine Garantie für Spareinlagen von 100.000 Euro.

Wien. Im Zuge der Diskussionen um die Zypern-Rettung fragen sich viele Sparer, wie sicher ihre Einlagen sind. Als die Finanzkrise im Herbst 2008 nach der Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers ihren Höhepunkt erreichte, gerieten auch viele Österreicher in Panik und begannen, ihr Geld bei den Banken abzuheben.

Um eine Eskalation zu vermeiden, erklärte der damalige Bundeskanzler, Alfred Gusenbauer (SPÖ), dass der Staat für alle Spareinlagen zu 100 Prozent geradesteht. Anfang 2010 wurde in der EU die Einlagensicherung vereinheitlicht. Demnach sind pro Kunde und pro Institut bis zu 100.000Euro abgesichert.

Sparer gehen auf Nummer sicher

Vermögende sollten daher ihr Geld auf mehrere Banken aufteilen. In Österreich passiert das längst. Dies zeigt eine Auswertung der Nationalbank (OeNB), die der „Presse“ exklusiv vorliegt. In Summe verwalten Österreichs Banken Spareinlagen von etwas mehr als 156 Milliarden Euro. Davon ist der Großteil, nämlich 126,3 Milliarden Euro, durch die gesetzliche Einlagensicherung abgedeckt. Auf keinem dieser Konten oder Sparbücher liegen mehr als 100.000 Euro. Nur Sparvermögen von 29,9 Milliarden Euro fallen nicht unter die Einlagensicherung (siehe Grafik).

Laut Statistik der Nationalbank gibt es bei uns 23 Millionen inländische Sparkonten und Sparbücher. Das bedeutet, dass jeder Österreicher durchschnittlich drei bis vier Sparkonten hat.

Trotz der EU-weiten Einlagensicherung von 100.000 Euro ist es juristisch ganz einfach möglich, Sparer für die Rettung eines Landes zur Kasse zu bitten. Dazu kann eine Regierung eine Sondersteuer einführen – wie ursprünglich in Zypern geplant. Zunächst hat es geheißen, dass auf der Mittelmeerinsel alle Sparguthaben unter 100.000 Euro mit 6,7 Prozent belastet werden sollen. Dies sorgte in ganz Europa für Empörung. Auch in Österreich verlangten Politiker und Bankmanager, dass Guthaben unter 100.000 Euro nicht angetastet werden. Schließlich verzichtete die Regierung in Nikosia darauf, kleine Sparer zu schröpfen. Der EZB-Rat für Systemrisiken forderte am Donnerstag in Europa eine Garantie für Bankgelder bis zu 100.000 Euro.

Probleme mit Einlagensicherung

Die österreichische Einlagensicherung hat sich bislang nur bei der Pleite von kleinen Banken bewährt – wie der Diskontbank, der Riegerbank und der Grazer BHI. Geraten alle großen Finanzkonzerne in Schwierigkeiten, reichen die Schutzmechanismen nicht aus.

Im Ernstfall können unmöglich alle Sparer, die unter die Einlagensicherung fallen, entschädigt werden. Das würde Österreich die bereits genannten 126,3 Milliarden Euro kosten. Die Einlagensicherung hat noch einen anderen Konstruktionsfehler. Denn Sparbücher unter 100.000 Euro sind praktisch risikolos. Dies führte auch in Österreich dazu, dass manche Banken in der Vergangenheit hohe Zinsen zahlten, um besonders viele Neukunden zu gewinnen. Für den Insolvenzfall gilt die Einlagensicherung. Demnach werden zunächst die anderen Banken verpflichtet, für den Schaden aufzukommen, was ungerecht ist. Erst wenn die anderen Institute dazu nicht mehr in der Lage sind, muss der Staat einspringen.

In Zypern erhielten Sparer vor Kurzem für Einlagen mit einer Laufzeit von zwei Jahren Zinsen von 4,5 Prozent pro Jahr. In Österreich dagegen müssen sich Sparer bei einer gleichen Laufzeit mit durchschnittlich 1,5 Prozent zufriedengeben. Dies war auch der Grund, warum bei den zyprischen Banken die Zahl der ausländischen Kunden stark gestiegen ist. Laut Eurostat kletterten die Einlagen von privaten Kunden bei Banken in Zypern seit 2000 von neun Milliarden Euro auf mehr als 30Milliarden Euro.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.03.2013)

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