Neue Mobilfunkfirma von Ex-Orange-Chef in Österreich?

Neuer Mobilfunker von Ex-Orange-Chef in Österreich?
Neuer Mobilfunker von Ex-Orange-Chef in Österreich?(c) Die Presse (Michaela Bruckberger)
  • Drucken

Michael Krammer könnte mit der Gründung eines Billiganbieters Bewegung in den ohnehin schon umkämpften heimischen Handymarkt bringen.

Wien. Zu Jahresende wurde „sein" Unternehmen verkauft - der Mobilfunker Orange ging an Hutchison („3"). Orange-Chef Michael Krammer wurde damit arbeitslos, was allerdings keineswegs heißt, dass er untätig ist. Der Telekom-Profi, der sich mit der Beratungsfirma MDC3 selbstständig gemacht hat, plant nämlich schon die Rückkehr in die Mobilfunkbranche. Krammer will mit einem virtuellen Mobilfunk-Anbieter ohne eigene Netzinfrastruktur, einem sogenannten MVNO (Mobile Virtual Network Operator), den Markt bereichern. Damit könnte ein weiterer Billiganbieter entstehen.
„Natürlich schaue ich mir das an", bestätigt Krammer im Gespräch mit der „Presse" entsprechende Pläne. Noch sei nichts entschieden - das endgültige Go oder ein Stopp soll im Sommer erfolgen.

Krammer nützt eine einmalige Chance: Im Zuge des Verkaufs von Orange an Hutchison, der Ende des Vorjahres über die Bühne gegangen ist, erteilte die EU-Wettbewerbsbehörde den Chinesen etliche Auflagen. Eine wesentliche: Hutchison muss sein Netz „Untermietern" ohne eigene Infrastruktur öffnen. Die EU sprach von bis zu 16 MVNOs, die Zugang erhalten sollen. Den ersten Vertrag hat Hutchison schon mit dem Kabelbetreiber UPC geschlossen.

„3": „Attraktives Angebot"

„Das Angebot von Hutchison ist äußerst attraktiv", sagt Krammer. Aber auch die anderen Netzbetreiber Telekom Austria (A1) und T-Mobile böten ähnlich gute Konditionen. Die Telekom hat allerdings im Zuge des Orange-Verkaufs deren Billigmarke Yesss! übernommen und hat mit „Bob" eine eigene Diskontmarke. T-Mobile wiederum besitzt Tele.ring - wo Krammer einst Chef war.

Derzeit werden das Geschäftsmodell und Vertriebskanäle geprüft, erzählt Krammer. Wobei durchaus ein Online-Vertrieb ohne physischen Partner mit Geschäften in Frage komme. Gerüchte, wonach der Computer-Fachmarkt DiTech Partner werden könnte, dementiert sowohl Krammer als auch DiTech-Gesellschafterin Aleksandra Izdebska.

Ins Geschäft könnte Krammer hingegen mit einer anderen österreichischen Firma und einem alten Bekannten aus der Telekomszene kommen: Die Mattersburger Hightech-Schmiede I-New, bei der Ex-Telekom-Austria-Boss Boris Nemsic Aktionär und Aufsichtsratspräsident ist, hat „MVNO in a MiniBox" entwickelt - die komplette Technik in einem einzigen Gehäuse.

Österreich gilt im Mobilfunk als wettbewerbsintensivstes Land der EU. Seit Jahren sinken aufgrund der Marktsättigung und des Preiskampfs die Gewinnmargen. Der Tenor, den auch Krammer unterstützte, lautete daher: Drei Anbieter sind genug. Warum will es Krammer, der bei Tele.ring und bei Orange mit Billig-Tarifen und Flat-rates den Preiskampf anheizte, noch einmal wissen? „Drei Mobilfunker reichen tatsächlich - mit eigenem Netz. Diese Situation haben wir nun infolge der Orange-Übernahme", erklärt er. „Ein gute Geschäftsidee zieht aber immer - das kann sich rechnen."

Unter zehn Millionen Euro

Die Kosten dürften sich - je nach Marketingaufwand - im einstelligen Millionenbereich einpendeln. Ein „echter" MVNO braucht sehr wohl Infrastruktur - ein sogenanntes Kernnetz. Dieses wird mit rund drei Mio. Euro veranschlagt.

Nach dieser Definition gibt es derzeit nur einen MVNO, die Vectone Mobile, die günstige Auslandsgespräche über Wertkartenhandys anbietet. Andere Firmen sind streng genommen Serviceprovider bzw. Wiederverkäufer.
Auch bei I-New ist man überzeugt, dass sich ein virtueller Mobilfunker schon ab 10.000 Kunden rechnet. Die EU habe (bei den Auflagen für Hutchison) ein Preisniveau vorgegeben, das Profitabilität ermögliche, sagte Nemsic bei der Präsentation der MiniBox im Februar. Das Modell müsse nur entsprechend schlau angelegt sein, meinte er. Bei einem MVNO gehe es ja nicht nur darum, billige Telefonminuten zu verkaufen, sondern Kundeninteressen mit einem Handyservice zu verbinden. Als Beispiel nennt I-New den britischen Handelskonzern Tesco: Wenn man dort einkauft, gibt man seine Handynummer an und wird registriert. So lässt sich daraus ableiten, wann der Kunde wo was kauft.

("Die Presse", Printausgabe, 25.04.2013)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.