Österreich: Die Krise setzt dem Mittelstand zu

Krise Mittelstand
Krise Mittelstand(c) APA/HERBERT PFARRHOFER (HERBERT PFARRHOFER)
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Die gute Stimmung der vergangenen Jahre ist bei den Klein- und Mittelunternehmen verflogen: Umsätze, Auftragslage und Personalstand gehen zurück.

Wien. Sie sind das Rückgrat der heimischen Wirtschaft – und gehören normalerweise zu den unverbesserlichen Optimisten. Aber jetzt schlagen die Klein- und Mittelbetriebe (KMU) Alarm. Der Aufschwung nach der Krise hielt nur kurz: Umsätze, Aufträge und Jobs gehen zurück, so das Ergebnis einer „Klimabarometer“-Umfrage des Kreditschützers Creditreform.

Erstmals seit 2010 haben die 1700 befragten Unternehmen im Frühjahr mehrheitlich Auftragsrückgänge und Umsatzeinbußen gemeldet. Stark betroffen war das Baugewerbe, das unter den winterlichen Witterungsbedingungen zu leiden hatte. Die Lage in der Bauwirtschaft gilt als guter Indikator für die Wirtschaftslage. Und dieser Indikator zeigt nach unten.

Vor allem die Zukunft sieht das Baugewerbe düster. Während der Creditreform-Index für die aktuelle Lage noch eine positive Stimmung im Baugewerbe ortet (hier drückt vor allem der Handel auf die Stimmung), kracht der Index für „Erwartungen“ in der Baubranche geradezu auf den Boden: von 13,7 Punkten auf nur 3,5. Ein ähnlich pessimistisches Zukunftsbild zeigen alle anderen Branchen: verarbeitendes Gewerbe, Handel, Dienstleistungen. „Vor allem in der Industrie ist gegenüber dem Frühjahr 2012 ein Stimmungseinbruch festzustellen“, so die Creditreform in ihrem Bericht. Grund: der „zunehmende Einfluss der Eurokrise“.

Der lang anhaltende Aufschwungstrend bei den KMU, der nach dem Einbruch der Rezession 2009 begann, scheint schon im vergangenen Frühjahr seinen Höhepunkt erreicht zu haben. Wobei die Stimmung sich nur relativ so stark eingetrübt hat. Noch ortet die Creditreform ein „mehrheitlich positives Stimmungsbild“. Aber der Pessimismus steigt. Getragen von harten Fakten. Nur bei 22,9 Prozent der befragten Unternehmen sind die Auftragseingänge gestiegen – während fast ein Drittel der mittelständischen Unternehmen (31,4 Prozent) Auftragsrückgänge zu verbuchen hat.

„Das konjunkturelle Umfeld ist in den vergangenen Monaten rauer geworden“, so die Creditreform. Das belastet auch die Ertragslage im Mittelstand. Rund 37 Prozent der Unternehmen mussten Einbußen hinnehmen (Vorjahr: 31,4 Prozent). Lediglich 15 Prozent der Befragten meldeten Zuwächse (Vorjahr: 21,2 Prozent). Bei den Umsätzen gibt es derzeit noch Hoffnung: Ein Viertel der Befragten rechnet mit Verbesserungen (25,0 Prozent), ebenfalls ein Viertel mit Verschlechterungen (24,6 Prozent). Diese Zahlen spiegeln aber den traditionellen Optimismus der KMU im Frühjahr (wenn die Aufträge kommen) wider. Und auch der hat einen Dämpfer erlitten: Im Vorjahr herrschte noch bei 28 Prozent der Befragten Zuversicht.

Krise Mittelstand
Krise Mittelstand(C) DiePresse

Personalstand kippt ins Minus

Dass die Krise dem Mittelstand zusetzt, zeigt sich auch in der Personalplanung. Ein Viertel der befragten Unternehmen hat die Zahl der Beschäftigten seit Herbst verringert. Nur ein Sechstel hat neue Beschäftigte hinzugeholt. Der Saldo des Personalbestandes bei mittelständischen Unternehmen kippt damit ins Minus. Und der Mittelstand ist bei Personalabbau traditionell sehr zurückhaltend.

Dass derzeit Ebbe herrscht, zeigt auch der Investitionswille: Nur noch 48,5 Prozent wollen weiter investieren – der niedrigste Wert seit 2010. Positiv: Mittlerweile weisen 39,0 Prozent der Unternehmen eine Eigenkapitalquote von mehr als 30 Prozent auf. Vor zwei Jahren waren es erst 35,3 Prozent.

Auf einen Blick

Die KMU (klein- und mittelständische Unternehmen) gelten als unerschütterliche Optimisten. Aber ihr Aufschwung seit der Krise ist definitiv vorbei. Das „Klimabarometer“ der Creditreform zeigt erstmals seit 2010 einen Rückgang bei Aufträgen und Umsätzen. Rund 1700 Unternehmen wurden befragt. Schlecht für den Jobmarkt: Auch der Personalstand kippte ins Minus.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.06.2013)

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