Notenbank-Vize Duchatczek ist angeklagt

Es geht um mutmaßliche Untreue und Bestechung bei Geschäften mit Aserbaidschan und Syrien.

Wien/Red. Der „Fall“ umfasst 37 Aktenbände und 12.000 Gigabyte sichergestellte Unterlagen: Jetzt ist die Anklage in einer besonders brisanten Wirtschaftscausa fertig. Die Staatsanwaltschaft Wien hat am Donnerstag gegen den Vizegouverneur der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB), Wolfgang Duchatczek, und weitere acht Personen Anklage wegen Beitrages zur Untreue, Bestechung, Geldwäscherei und anderer strafbarer Handlungen eingebracht. Die Beschuldigten, für die die Unschuldsvermutung gilt, können binnen zweier Wochen Einspruch erheben. Es drohen ihnen bis zu zehn Jahr Haft.

Laut Anklage geht es um Geschäfte der Banknotendruckerei. Die Oesterreichische Banknoten- und Sicherheitsdruck GmbH (OeBS) und teilweise auch die Münze Österreich schlossen zwischen Juni 2005 und Juni 2011 mit Aserbaidschan und Syrien Verträge über den Druck von Banknoten und die Prägung von Münzen ab. Für den Abschluss der Verträge ließen sich Amtsträger der Nationalbanken von Aserbaidschan und Syrien 20 Prozent beziehungsweise 14 Prozent des Auftragsvolumens als Entgelt für die Zuschlagserteilung durch die OeBS zusichern.

Der Banknotendruckerei und der Münze sei kein finanzieller Schaden entstanden, weil vereinbart worden war, dass die Bestechungsgelder in die Aufträge einkalkuliert werden. 14 Mio. Euro seien über ausländische Konten von Offshore-Gesellschaften an die Auftraggeber zurückgeflossen, schreibt die Staatsanwaltschaft. Duchatczek hat die Vorwürfe wiederholt zurückgewiesen.

Der Notenbank-Generalrat werde sich bald mit dem Fall befassen, sagte ein OeNB-Sprecher. Schon vor der Anklage stand fest, dass Duchatczek im OeNB-Direktorium am 11. Juli von Kurt Pribil abgelöst wird. [APA]

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.06.2013)

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