Strabag prüft Kauf der gesunden Alpine-Teile

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Der größte heimische Baukonzern hat sein Interesse an allen Beteiligungen, Tochterfirmen, Asphaltmischwerken sowie den 1200 inländischen Baustellen des insolventen Konkurrenten angemeldet.

Wien. Die Kriegskasse ist mit einer Mrd. Euro prall gefüllt – genug Geld, um den insolventen kleineren Konkurrenten Alpine zu schlucken: Österreichs größter Baukonzern Strabag will nicht nur Teile der Alpine, er prüft eine Übernahme der gesamten österreichischen Aktivitäten. „Wir haben dem Masseverwalter unser generelles Interesse an allen Assets der Alpine – sowohl den Baustellen als auch den Beteiligungen, Tochterfirmen, Niederlassungen und Asphaltmischwerken – schriftlich mitgeteilt“, sagt Strabag-Sprecherin Diana Klein zur „Presse“. Masseverwalter Stephan Riel hat nach einer Nachdenkphase auf das Angebot reagiert. „Unser Team prüft bereits die Unterlagen“, bestätigt Klein.

Energie-Tochter gehört der FCC

Bei den Tochterfirmen geht es in erster Linie um die Hazet Bau, die Universale Bau und die ARB Holding. In Summe geht es der Strabag um 14 Firmen, sieben davon sind Asphaltmischwerke. Welchen Erlös Riel für die Masse erwarten kann, will und kann man bei der Strabag noch nicht sagen. Das hänge vom Ergebnis der laufenden Prüfung ab. Klein: „Wir müssen jetzt schauen, wie man die Firmenteile am besten verwerten kann.“ In der Branche ist von einem zweistelligen Millionenbetrag die Rede.

Nicht mehr zur Alpine gehört die Alpine Energie, die einst als „Perle“ galt. Die spanische Alpine-Mutter FCC hat die Energie-Tochter im März in eine eigens errichtete Tochterfirma, die Bvefdomintaena Beteiligungsgesellschaft GmbH mit Sitz in Österreich, eingebracht, berichtet kürzlich das „Profil“. Im Zuge der Verhandlungen mit den Banken um einen Schuldenschnitt bei der Alpine, der auch im Frühjahr zustande kam, sollten die Alpine Energie sowie auch die Hazet und die SUE (Special Underground Engineering) verkauft werden. Davon erwartete man sich 200 bis 250 Mio. Euro. Eine Veräußerung kam allerdings nicht zustande. Die FCC hat jedoch – quasi als Akonto für einen Verkauf der Alpine Energie – 75 Mio. Euro überwiesen, geht aus dem detaillierten Insolvenzantrag hervor.

Die Strabag will auch die Mitarbeiter der betroffenen Firmen weitgehend übernehmen. Die Hazet-Bau hat rund 360 Beschäftigte, die Universale 100. Dasselbe gilt für die 1200 inländischen Baustellen der Alpine, für die Riel wie berichtet so rasch wie möglich Einzel- bzw. Bundesländerlösungen anstrebt. Auch dafür hat die Strabag Interesse angemeldet. Dabei ist sie jedoch nicht allein: Auch andere Baufirmen, wie Hinteregger (Salzburg), Swietelsky (Oberösterreich) und Bodner (Tirol), haben schon Offerte gelegt. In diesem Zusammenhang zeigt sich die Strabag etwas befremdet, dass ihr bisher noch keine Beteiligung an den Verhandlungen angeboten worden sei. „Es wäre juristisch fragwürdig, wenn Teile der Alpine an Mitbewerber vergeben werden, ohne dem Marktführer die Gelegenheit gegeben zu haben, an den – offenbar seit Längerem bestehenden – Verhandlungen teilzunehmen und Angebote zu legen“, heißt es dazu in einer Aussendung.

33 Betriebsversammlungen

Die Strabag war mit der Porr in die Gespräche über eine große Übernahmelösung eingebunden, die jedoch am Montagfrüh gescheitert ist. Daraufhin hat Riel die Schließung der Alpine beantragt. Dafür dürfte es vor allem zwei Gründe gegeben haben: Die Banken wollten keine weiteren Haftungen eingehen. Den Baufirmen wiederum sei die Zeit zu knapp gewesen, ohne Risikoabschätzung eine Zusage abgeben zu müssen. Diese Variante war ohnedies schon Plan B für die Alpine. Plan A sah die Einbringung in die Tochter Universale vor. Das wäre laut Kreditschützern aber noch teurer gewesen.

Für die betroffenen 4900 Beschäftigten hat die Gewerkschaft Bau-Holz mit den Betriebsräten bis 5. Juli 33 Betriebsversammlungen organisiert. „Dort werden wir über Möglichkeiten der Weiterbeschäftigung informieren und alle offenen Lohn- und Gehaltsforderungen registrieren“, sagte Gewerkschaftsvorsitzender Josef Muchitsch.

Auf einen Blick

Die Strabag, mit einer Bauleistung von 14 Mrd. Euro und 74.000 Mitarbeitern einer der größten Baukonzerne Europas, prüft die Übernahme der gesamten insolventen Alpine. Masseverwalter Stephan Riel wurde ein entsprechendes Angebot für Beteiligungen und Tochterfirmen sowie alle 1200 inländischen Baustellen gemacht. Darunter sind die Hazet Bau und die Universale. Damit will die Strabag auch Jobs sichern.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.06.2013)

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