dayli-Insolvenz: Entmachteter Chef will expandieren

Rudolf Haberleitner
Rudolf HaberleitnerAPA/HERBERT NEUBAUER
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Obwohl dayli derzeit von einem Masseverwalter kontrolliert wird, schmiedet Haberleitner eifrig Zukunftspläne. Mit einem Geldkoffer will er nicht unterwegs gewesen sein. Der BR-Vorsitzenden wurde das Vertrauen entzogen.

Die Drogeriekette dayli befindet sich in einem Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung, Masseverwalter Rudolf Mitterlehner kontrolliert die Firma. Das hält aber den ehemaligen Eigentümer und derzeitigen Geschäftsführer Rudolf Haberleitner nicht davon ab, schon kräftige Expansionspläne in der Öffentlichkeit zu schmieden. Er will bis zum Jahr 2016 die Zahl der Filialen von derzeit 783 auf 1300 erhöhen, sagte er in der "ZIB2". Und er hielt fest: "Der Job geht für die Mitarbeiter weiter, für alle."

Obwohl in den Läden Ware fehlt, die Gläubiger auf einen Großteil ihres Geldes verzichten müssen und die Mitarbeiter auf ihr Junigehalt und ihr Urlaubsgeld warten, ist Haberleitner voller Tatendrang: "Die Suche nach Investoren geht voll weiter." Er hofft auf Mittel von privaten Geldgebern, von den Banken werde es - wie schon bisher - kein Geld geben. Aufhorchen ließ er mit der Aussage "wir hätten die Gehälter bezahlen können, auch den 13.". Auf die Frage warum er es dann nicht getan hat meinte Haberleitner, seine Anwälte hätten ihm abgeraten weil ihn sonst Gläubiger wegen Bevorzugung klagen hätten können. So kommt nun die Allgemeinheit für die ausstehende Entlohnung auf.

Masseverwalter skeptisch

dayli-Masseverwalter Rudolf Mitterlehner ist skeptisch, was die Pläne von Haberleitner betrifft. Haberleitner plant ein Franchise-Konzept, in dem die Mitarbeiter Filialen übernehmen.  "Das ist ein Konzept, das weiterentwickelt werden müsste. Franchising ist ja höchst kompliziert. Kurzfristig ist das nichts", sagt Mitterlehner.

Eine neue Version gab es heute in der "ZiIB2" zu dem ominösen Diebstahl von einer Million Euro in Italien, die Haberleitner einem Investor als Vorauszahlung mitgebracht haben soll, damit dieser 20 Millionen Euro investiert. Bisher war die Rede davon, dass der Investor das Geld in einem Koffer gestohlen haben soll. Heute meint Haberleitner, es habe keinen Geldkoffer gegeben. Vielmehr sei es zu einem Betrug gekommen. Mehr dürfe er dazu nicht sagen, das habe ihm der Chefermittler gesagt. Trotz Nachfrage wollte Haberleitner nicht verraten, ob das verlustig gewordene Geld sein Privates oder jenes von daily war.

Betriebsratsvorsitzender Vertrauen entzogen

Ebenfalls entmachtet wurde die bisherige Betriebsratsvorsitzende Eszter Udvardy. Ihr wurde von den Mitgliedern des Betriebsrates das Vertrauen entzogen, "weil diese in der für die Beschäftigten schwierigen Situation keine Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit der Gewerkschaft und mit der Arbeiterkammer gezeigt habe", gab die Gewerkschaft am Freitag in einer Aussendung bekannt. Zur neuen Vorsitzenden wurde Gertrud Pronegg gewählt. Anfang Februar trat der gesamte dayli-Betriebsrat wegen der Anzeigen rund um die Sonntagsöffnung aus Protest aus der Gewerkschaft aus - ein sehr unübliches Vorgehen. Seitens der Gewerkschaft wurde das damals nicht kommentiert.

Jetzt werde mit "vereinten Kräften an Lösungen gearbeitet", um eine größtmögliche Anzahl von Arbeitsplätzen zu erhalten, so GPA-Vize-Chef Karl Proyer heute laut Aussendung. Der Betriebsrat habe in seiner heutigen Sitzung außerdem den Sozialplan für die bereits zur Kündigung gemeldeten Beschäftigten abgelehnt, heißt es.

(APA)

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