Hypo-Finanzdebakel: Verlust frisst Staatshilfe auf

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Hohe Abschreibungen lassen das Minus zum Halbjahr auf zumindest 700 Mio. Euro schnellen. Erste Vorschläge zur Bad Bank sollen im September vorliegen.

[Wien] Das Thema dürfte den Damen und Herren heute im Ministerrat die Sommerlaune gehörig verderben. Die neue Geldspritze in Höhe von 700 Mio. Euro, die die marode Hypo Alpe Adria jetzt bekommt, um Halbjahresbilanz legen zu können, ist zwar budgetiert. Das ist es aber auch - mehr ist für heuer im Haushalt nicht vorgesehenen. Das ganze Ausmaß des Debakels: Wie „Die Presse" erfuhr, werden die Verluste zum Halbjahr zumindest auf dem Niveau des nunmehrigen Staatszuschusses liegen - wenn sie nicht noch höher ausfallen.

Die Hypo braucht bis Jahresende weiteres Geld. Auf gut zwei Mrd. Euro schätzen Bankspitzen den Staatszuschuss für die Hypo im Gesamtjahr - falls die von Finanzministerin Maria Fekter (ÖVP) bisher abgelehnte Bad Bank für die Auslagerung fauler Kredite nicht kommt. Die weitere Finanzierung, die einer internen Berechnung des Ministeriums zufolge bis 2017 zwischen 4,8 und 8,3 Mrd. Euro liegen könnte, ist allerdings offen. Darüber muss sich die neue Regierung den Kopf zerbrechen.

Hypo-General Gottwald Kranebitter verabschiedet sich Ende August jedenfalls mit einem tiefroten Ergebnis. Zur Höhe wollte Hypo-Sprecher Nikola Donig nichts sagen. „Das steht noch nicht fest", sagte er auf „Presse"-Anfrage. Fest steht, dass der Abgang die Hälfte des Kapitals überschritten hat. Dieses liegt bei 969,097 Mio. Euro, dazu kommt 275 Mio. Euro Partizipationskapital. Im gesamten Vorjahr lag das Minus der Bank bei 231,2 Mio. Euro, inklusive Verlustvorträge machte der Bilanzverlust 395,868 Mio. Euro aus.

Hohe Wertberichtigungen

Eine wesentliche Rolle spielen Abschreibungen und Wertberichtigungen, vor allem für die Südosteuropa-Tochter, die mit 1,4 Mrd. Euro in den Büchern steht. Laut dem der EU übermittelten revidierten Aktionsplan soll die Südosteuropa-Beteiligung bis Mitte 2015 verkauft werden.
Da dies nur mit Verlust geschehen dürfte, macht eine großzügige Abwertung jetzt Sinn. Höhere Verluste sind indes politisch wenig opportun. Ursprünglich hat Brüssel eine Trennung von allen Töchtern schon bis Ende 2013 gefordert. Weil dies die Staatsfinanzen noch mehr belastet hätte, hat Fekter einen Aufschub erwirkt. Die Österreich-Tochter ist wie berichtet an die indische Srei-Gruppe gegangen. Das Italien-Geschäft soll abgewickelt werden. Der Abbau erfordert jedenfalls weitere Abschreibungen und Wertberichtigungen.
Was für die Bad Bank spricht. Dabei ist von einem Volumen von zwölf Mrd. Euro die Rede. Die Auslagerung von faulen Krediten sowie andere riskante Positionen und Beteiligungen, die aktuell nicht verkäuflich sind, würden die Abschreibungslasten für die Bank und damit den weiteren Zuschuss für den Bund reduzieren. Dann gehe es heuer nicht mehr um insgesamt zwei Mrd. Euro, sondern vielleicht um die Hälfte, heißt es.

Diese Rechnung dürfte auch der Politik gefallen. Deshalb wurden nun zwei deutsche Berater - Sachsen Asset Management GmbH und das zur Oetker-Gruppe gehörende Bankhaus Lampe - engagiert, die die Bank und die Republik auf der Suche nach einem optimalen Modell für die Bad Bank unterstützen sollen.

Kompromiss für die Banken

Der Knackpunkt ist die Höhe der Staatsbeteiligung: Liegt sie unter 50 Prozent, belastet die Bad Bank nicht die Staatsschulden. Deshalb sollen die anderen Banken mitmachen, was nicht auf große Gegenliebe stößt. Ein Kompromiss - Reduktion der Bankenabgabe und keine Verlängerung, wie von Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) gefordert - soll die Institute umstimmen. Außerdem soll die Bad Bank keine Bank, sondern eine „Abbaugesellschaft" werden. Damit würde man die für eine Bank notwendige Kapitalausstattung und die Kontrolle durch die Finanzmarktaufsicht sparen.
Der Fahrplan sieht vor, dass der neue Hypo-Aufsichtsratschef Klaus Liebscher bis September erste Modelle für die Bad Bank vorlegt. Umgesetzt muss das Konzept vom neuen Hypo-Chef werden. Die Kranebitter-Nachfolge ist allerdings nicht einmal ausgeschrieben, auch ein Headhunter ist noch nicht bestellt. Um den Job dürfte kein großes G'riss sein.

Eine Frau als neue Chefin?

Auf einen Blick

Ein Mann, dem man die heikle Aufgabe zutraut, ist Alois Steinbichler, der als Hypo-Aufsichtsrat und Chef von Kommunalkredit und deren Bad Bank, KA Finanz, einschlägige Erfahrung hat. Interesse signalisierte auch der frühere Chef des Investmentbankings der Unicredit CA IB, Klaus Requat. Er hat beim Verkauf der Hypo-Österreich-Tochter mitgearbeitet. In der Hypo selbst kann man sich eine Frau vorstellen, die mit Sachkenntnis und Fingerspitzengefühl die schwierige Abwicklung meistert: Ex-Creditanstalt- und Bawag-Bankerin Regina Prehofer. Die Hypo Alpe Adria bekommt vom Staat neuerlich 700 Mio. Euro, um die Halbjahresbilanz legen zu können. Mindestens ebenso hoch dürften die Verlusten. Weiteres Geld vom Staat ist heuer nicht budgetiert. Jetzt werden Modelle für die Bad Bank erarbeitet.

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