E-Control-Chef: "Güssing ist nur die Spitze des Eisbergs"

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E-Control-Vorstand Boltz meint, dass man Biogas- und Biomasse-Kraftwerke nicht wirtschaftlich betreiben kann. Die Ausbau-Ziele seien zu hoch angesetzt, die Förderungen bei Windenergie und Photovoltaik wohl besser angelegt.

Wie sinnvoll ist es, Ökostrom zu fördern? Durch die Insolvenz des Biomasse-Kraftwerks Güssing (DiePresse.com berichtete) wurde die Diskussion wieder angefacht. Auch E-Control-Vorstand Walter Boltz ist skeptisch, zumindest was die Subvention von Biomasse- und Biogas-Anlagen angeht. "Güssing ist nur die Spitze des Eisbergs", sagte er im Interview mit der "ZIB 2". Die Lage am Rohstoffmarkt setze viele Kraftwerke unter Druck - und das, obwohl sie jährlich mit 270 Millionen Euro gefördert werden. Trotzdem seien die Kraftwerke nicht "wirtschaftlich betreibbar"- und werden es laut Boltz wohl auch nie sein.

Windenergie statt Biomasse

Wenn der Holz-Preis sich so wie in den vergangenen zehn Jahren entwickle, würden "Biogas und Biomasse nie wirtschaftlich tragfähig werden". Daher solle man nicht weiter ausbauen, sondern eher Kraftwerke schließen.

Boltz würde stattdessen auf Windenergie und Photovoltaik setzen, die sich bei technologischem Fortschritt eher am Markt behaupten könnten. Er plädiert, die Ausbau-Ziele hier nach oben zu schrauben und bei Biomasse und Biogas nach unten zu korrigieren. Denn Holz sei zu teuer, um es einfach zu verbrennen. Man solle den Rohstoff bevorzugt für die Möbel- oder Zellstoffproduktion nutzen. 

"Güssinger sehr geschickt im Anzapfen"

Das Modell Güssing sei erfolgreich, man könne es aber nicht einfach auf andere Gemeinden umlegen. Im Gespräch mit der "ZIB 2" übt Boltz auch Kritik an der burgenländischen Vorzeigegemeinde, die mit ihrem Forschungszentrum bereits viele Preise eingeheimst hat. Güssing sei auch ein Beispiel dafür, wie viele Förderungen man durch "geschicktes Marketing" auf sich konzentrieren könne.

"Die Güssinger waren sehr geschickt im Anzapfen von Fördermitteln. Anlagen, die permanent Subventionen benötigen, sind keine gute Idee", sagte Boltz bereits dem "Standard". "Da ist es besser, man sperrt zu."

Ökostrom-Ziele für 2015 wackeln

2012 hat der Anteil an Ökostrom an der Stromerzeugung in Österreich bei elf Prozent gelegen. Ob man in drei Jahren die geplanten 15 Prozent erreicht, sei fraglich, so Boltz. Die mittelfristigen Ziele für 2020 (>>> mehr dazu) könne man erreichen, wenn es gelingt, den Zuwachs des Stromverbrauchs einzudämmen.

(Red./APA)

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