Der Energiekonzern erwirbt von Statoil Anteile an Öl- und Gasfeldern in der Nordsee - für rund zwei Milliarden Euro. Laut OMV-Chef Roiss ist es die "größte Akquisition in der Industriegeschichte Österreichs".
Die OMV hat am Montag den größten Zukauf ihrer Unternehmensgeschichte bekanntgegeben: Für 2,65 Milliarden Dollar, umgerechnet rund zwei Milliarden Euro, erwirbt der österreichische Konzern Öl- und Gasfeldbeteiligungen in der Nordsee. Verkäufer des Pakets ist Statoil. Teil des Abkommens mit Statoil ist zudem eine Option für weitere elf Explorationslizenzen. Die Transaktion soll Ende des Jahres abgeschlossen werden. Die OMV verspricht sich viel von dem Deal: Bis 2020 soll die Produktion in der Nordsee-Region von derzeit 3000 Fass pro Tag auf 150.000 Fass steigern. Das ist fast die Hälfte der aktuellen OMV-Gesamtproduktion von 318.000 Fass.
"Erhöhen Präsenz in politisch stabilen Ländern"
"Die OMV steigert nachhaltig ihre Reserven und erhöht ihre Präsenz in politisch stabilen Ländern", schreibt das Unternehmen in einer Aussendung. "Wenn Sie sich die Bilder aus Ägypten, Tunesien, Libyen oder dem Jemen ansehen, dann sieht man, dass das Thema Sicherheit der Energieversorgung sehr wichtig ist", erklärte auch OMV-Chef Gerhard Roiss bei einer Pressekonferenz am Montag. "Wir haben 2011 auch kurz überlegt, unser Engagement in Ägypten zu verstärken. Wir haben das nicht gemacht, und das war eine gute Entscheidung."
Man habe "die größte Akquisition in der Industriegeschichte Österreichs" sehr lange vorbereitet, etwa mit dem Rückzug aus Kroatien und Bosnien-Herzegowina, so Roiss. Wesentlicher Punkt der Vereinbarung sei eine Forschungszusammenarbeit, um neue Technologien für die Förderung von Öl und Gas aus reifen Feldern zu entwickeln. Für 2014 erwartet Roiss durch die Investition bereits einen Ergebnisbeitrag von rund 500 Millionen Dollar.
Die OMV will ihren teuersten Zukauf aller Zeiten aus dem laufenden Geschäft und aus Erlösen aus Verkäufen von Raffinerie- und Tankstellenaktivitäten finanzieren. "Wir brauchen dafür weder eine Kapitalerhöhung noch einen Kredit", stellte Roiss klar. Konkret hat das Unternehmen folgende Anteile gesichert:
19 Prozent am produzierenden Öl- und Gasfeld Gullfaks gesichert
24 Prozent am Öl- und Gasentwicklungsprojekt Gudrun auf der norwegischen Kontinentalplatte
30 Prozent an der Ölfeldentwicklung Rosebank
5,88 Prozent am Ölfeld-Neuentwicklungsprojekt Schiehallion in Großbritannien, westlich der Shetlandinseln.
OMV-Investitionen
Die Analysten der Raiffeisen Centrobank (RCB) bezeichneten die Nachricht als positiv. Das Projekt passe in die derzeitige OMV-Strategie. Rund um die Nordsee gebe es im Vergleich zu anderen Regionen, in denen die OMV fördert, ein stabiles politisches Umfeld. So könne der Konzern die Fördermenge stabilisieren. Die Aktien sackten im Frühhandel dennoch um 2,14 Prozent auf 34,31 Euro ab.
Bereits bisher im Norden gut aufgestellt
Lag bisher der Fokus der OMV auf alten Feldern in Österreich und Rumänien, so blickt der Konzern nun vor allem in den Norden des Kontinents, erklärte Produktionsvorstand Jaap Huijskes bereits auf der vergangenen Halbjahreskonferenz ("Die Presse" berichtete). Der Konzern ist bereits mit drei aktuellen Bohrungen und 23 Explorationslizenzen in der Barentsee und in der Norwegischen See in der Region so gut aufgestellt wie kein anderes Unternehmen außer Statoil.
"Wir wollen ein Wachstum in unseren Kernregionen - zur Zeit ist das die Nordsee und das Schwarze Meer - und nicht verstreut auf der ganzen Welt", betonte Roiss am Montag bei der Pressekonferenz. Die OMV hat für das erste Halbjahr 2013 einen Umsatz- und Gewinnsprung ausgewiesen: Der Nettogewinn stieg um 31 Prozent auf 1,29 Milliarden Euro. Diese Ergebnisverbesserung ist aber das Resultat von Sondereffekten. Mehr als 400 Millionen Euro an Einnahmen kamen aus dem Verkauf der strategischen Ölreserven in Österreich im ersten Quartal.
Die Nachrichtenmagazine "Trend" und "News" ermitteln jährlich die größten Unternehmen Österreichs nach dem Kriterium Nettoumsatz - also der Umsatz abzüglich aller Steuern.Die heurigen Top 30 eröffnet die Österreich-Tochter des deutschen Konzerns Siemens mit einem Umsatz von 2,873 Milliarden Euro. (2011: Platz 34) Die Presse
Der Baukonzern, der im Juni den größten Auftrag der Unternehmensgeschichte an Land ziehen konnte, erwirtschaftete etwas weniger als im Jahr 2011 und stürzte um drei Plätze ab. Nettoumsatz: 2,891 Milliarden Euro. (2011: Rang 26) (c) Die Presse (Clemens Fabry)
Die Henkel Central Eastern Europe, die ihren Hauptsitz in Österreich hat, setzte im Vorjahr 3,024 Milliarden Euro um . (2011: Platz 29) EPA
Nach außen hin tritt Alpla kaum in Erscheinung. Dennoch ist es sehr wahrscheinlich, dass Sie schon einmal aus einer Plastikflasche des Vorarlberger Kunststoffverpackungs-Herstellers getrunken haben. Der Umsatz betrug im Vorjahr 3,03 Milliarden Euro - 6,7 Prozent mehr als 2011. (2011: Platz 28) www.BilderBox.com
Zu den Aufsteigern im diesjährigen Ranking zählt der Lebensmittelkonzern Agrana. Er setzte im Vorjahr 19 Prozent mehr um und erwirtschaftete damit 3,066 Milliarden Euro. (2011: Platz 32) APA
Mit ihrem Kristall- und Optikkonzern machte die Familie Swarovski im Jahr 2012 einen Umsatz von 3,075 Milliarden Euro - das ist 7,1 Prozent mehr als im Jahr davor. Dennoch werden noch heuer mehr als 100 Jobs abgebaut. (2011: Platz 27) EPA
Seinen Platz unter den 20 größten Unternehmen konnte der Energieversorger nicht behaupten. Nach einem zweistelligen Umsatzplus im Vorjahr gab es heuer nur noch knapp fünf Prozent mehr. Damit leitete der Verbund 3,174 Milliarden Euro an Umsatz in seine Kassen. (2011: Platz 17) (c) APA (Roland Schlager)
2012 war kein gutes Jahr für den Baukonzern Alpine, der zum spanischen FCC-Konzern gehört. Und noch immer wankt die Alpine bedrohlich, die Zahlen sind tiefrot. Der Umsatz ging im Vorjahr um 11,3 Prozent auf 3,213 Milliarden Euro zurück. (2011: Platz 18) APA-FOTO: HELMUT FOHRINGER
Des einen Sucht, des anderen Erlös: Der Glücksspielkonzern Novomatik erzielte 2012 einen Umsatz von 3,228 Milliarden Euro, das sind rund vier Prozent mehr als im Vorjahr. (2011: Rang 24) (c) Novomatic
Heineken in Österreich? Ja, seit 2003 gehören durch die Eingliederung der Brau Union auch Zipfer, Gösser, Puntigamer & Co zur holländischen Brauerei. Dazu kommen alle Geschäfte in Zentral- und Osteuropa, die von Österreich aus geleitet werden. Der Nettoumsatz blieb mit 3,28 Milliarden Euro relativ konstant. (2011: Platz 23) (c) Clemens Fabry
Der Diskonter bescherte seiner deutschen Konzernmutter Aldi einer KSV-Schätzung zufolge rund 3,4 Milliarden Euro Umsatz - das sind hundert Millionen mehr als im Jahr davor. (2011: Platz 21) (c) Die Presse (Clemens Fabry)
Im Rekordjahr 2011 verbuchte der Autobauer noch ein zweistelliges Umsatzplus, im Vorjahr bekam BMW Österreich dann die Krise am Automarkt zu spüren. Der Erlös ging leicht auf 3,402 Milliarden Euro zurück, seinen Platz in den Top 20 konnte der Konzern jedoch behaupten. (2011: Platz 19) REUTERS/Michaela Rehle
Keine Krise gibt es in der Glücksspiel-Branche: Die Casinos Austria setzten im Vorjahr um knapp zwei Prozent mehr um. Der Erlös betrug 3,538 Milliarden Euro. (2011: Platz 20) APA/ROLAND SCHLAGER
Deutlich aufholen im Ranking konnte 2012 die Wiener Stadtwerke Holding, die ganz im Besitz der Hauptstadt steht. Sie erzielte einen Umsatz von 3,775 Milliarden Euro. Allerdings sind die Umsätze aufgrund eines geänderten Berechnungszeitraums nicht mit jenen vom Vorjahr vergleichbar. (2011: Platz 25) (c) Clemens Fabry
Der Vorarlberger Metallhändler und Aluminiumproduzent zählt "Trend" zufolge nicht mehr zu den zehn größten Unternehmen Österreichs - das liegt allerdings vor allem an einer geänderten Berechnungsmethode. Im vergangenen Jahr hat Alumet 4,085 Milliarden Euro Umsatz erwirtschaftet. (2011: Platz 8) (c) Alumet
Die Telekom konnte im Vorjahr nach einem verlustreichen Jahr 2011 wieder einen Gewinnen von 104 Mio. Euro verbuchen. Der Umsatz des Telekommunikationskonzern ging erneut zurück und zwar um 2,8 Prozent auf rund 4,33 Milliarden Euro. (2011: Platz 15) APA-FOTO: HERBERT PFARRHOFER
Red Bull verlieh dem Umsatz im Vorjahr wieder einmal Flügel: Mit 4,93 Milliarden Euro erzielte der Energydrink-Hersteller ein Plus von 15,9 Prozent. (2011: Platz 16) APA
Der Grazer Maschinenbauer erwirtschaftete im Jahr 2012 einen Umsatz von 5,177 Milliarden Euro - im Vergleich zum Vorjahr ist das ein Plus von 12,6 Prozent. Der Gewinn konnte ebenfalls auf 242,2 Mio. Euro gesteigert werden. Der Start ins neue Jahr war weniger gut: Im ersten Quartal sind Gewinn und Aktienkurs dramatisch eingebrochen. (2011: Platz 14) (c) APA-FOTO: HELMUT FOHRINGER
Der Verpackungshersteller erwirtschaftete im Vorjahr 5,197 Milliarden Euro - damit stagnierte der Umsatz. (2011: Platz 13) (c) APA-FOTO: GERT EGGENBERGER
Das staatliche Unternehmen im Ranking machte 5,244 Milliarden Euro Umsatz, etwas weniger als im Jahr davor. Nach verlustreichen Jahren konnten die ÖBB im Vorjahr erstmals wieder einen Gewinn von 66,5 Mio. Euro verbuchen. (2011: Platz 12) APA-FOTO: GEORG HOCHMUTH
Die OMV-Gashandelstochter eröffnet heuer die Top 10. Der Umsatz betrug 5,6 Milliarden Euro - das ist etwas weniger als im Vorjahr, in dem das Unternehmen einen gigantischen Sprung nach vorne machte. (2011: Platz 11) APA/ROLAND SCHLAGER
Der Kunststofferzeuger Borealis, der zu 64 Prozent den Vereinigten Arabischen Emiraten und zu 36 Prozent der OMV gehört, erzielte einen Umsatz von 7,545 Milliarden Euro. (2011: Platz 10) (c) Borealis
Die Berechnung, welche Teile nun zu Österreich zählen, ist bei einem internationalen Konzern wie Magna schwierig. Die rund 9,769 Milliarden Euro Umsatz (plus 13 Prozent) wurden in jenen Teilbetrieben erzielt, die von Österreich aus geführt werden. (2011: Platz 9) (c) APA
Der Stahlkonzern machte zwar rund vier Prozent weniger Umsatz (11,729 Milliarden Euro), konnte aber den Gewinneinbruch vom Vorjahr wieder wettmachen: Der Gewinn nach Steuern erhöhte sich im abgelaufenen Geschäftsjahr 2012/13 gegenüber dem Jahr davor um 26,3 Prozent auf 521,9 Millionen Euro.(2011: Platz 6) (c) voestalpine
Der Abstand wurde zwar etwas geringer, aber Spar hat auch im Vorjahr im Wettbewerb um Platz 1 im heimischen Lebensmittel-Einzelhandel den Kürzeren gezogen: Mit 12,58 Milliarden Euro Umsatz (pus 3,5 Prozent) bleibt die Gruppe die Nummer 2 ... (2011: Platz 5) (c) EPA
... Rewe, die Mutter von Billa, Merkur, Bipa und Penny ist nach wie vor der größte Lebensmittelhändler Österreichs. Der Konzern machte im Vorjahr einen Umsatz von 12,75 Milliarden Euro Umsatz - rund drei Prozent mehr als im Vorjahr. (2011: Platz 4) APA-FOTO: GUENTER R. ARTINGER
Der Baukonzern erwirtschaftete im Vorjahr zwei Prozent mehr als im Jahr 2011: Der Nettoumsatz machte 14,043 Milliarden Euro aus. Der Gewinn brach im Vorjahr massiv ein - von 195 auf 60,63 Millionen Euro. (2011: Platz 3) APA-FOTO: HARALD SCHNEIDER
Einer der größten Gewinner im Ranking heißt Porsche: Die Holding machte einen riesigen Sprung nach vorne und verdrängt die Strabag vom dritten Rang. Die Porsche Holding erzielte 2012 einen Umsatz von 15,2 Milliarden Euro. Das ist 34,4 Prozent mehr als im Jahr davor. Der Autobauer Porscher AG gehört mittlerweile zu 100 Prozen dem deutschen VW-Konzern. (2011: Platz 7) EPA
Der hohe Ölpreis bescherte der Wiener Tochter des russischen Energieriesen Gazprom ein Umsatzplus von fast 20 Prozent: Sie erwirtschaftete im Vorjahr 17,335 Milliarden Euro - der gesamte Umsatz wurde allerdings im Ausland erzielt.(2011: Platz 2) REUTERS (Gleb Garanic)
Wie jedes Jahr lässt der Energieriese OMV die anderen Unternehmen weit hinter sich. Der Konzern machte im Vorjahr ein Viertel mehr Umsatz und erwirtschaftete damit 42,649 Milliarden Euro 2012 brachte dem heimischen Ölkonzern außerdem einen Rekordgewinn von 3,4 Milliarden. (2011: Platz 1) APA-FOTO: HANS KLAUS TECHT
Die 30 größten Unternehmen Österreichs
Die OMV ist mit einem Konzernumsatz von mehr als 42 Milliarden Euro und rund 29.000 Mitarbeitern das größte börsennotierte Industrieunternehmen Österreichs. Statoil ist mit fast 30.000 Angestellte Norwegens größtes Unternehmen.
Der Einstieg der OMV in der Nordsee ist ein strategisch ziemlich wichtiger Schritt zur Verringerung der Energieabhängigkeit vom Mittleren Osten und von Russland.
Niedrigere Ölpreise und Produktionsausfälle schmälern den OMV-Gewinn. Der Verkauf von Ölreserven beschert dem Konzern dennoch volle Taschen für die Expansion in Norwegen.
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