Wifo-Chef: Hohe Löhne schaden nicht

Wifo-Chef Karl Aiginger
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Wettbewerbsfähigkeit heißt mehr als nur niedrige Kosten, sagt Wifo-Chef Karl Aiginger. Bezieht man ökologiosche und soziale Komponenten mit ein, stehe Europa besser da als die USA.

Wien. Der Ort war gut gewählt: Just in der Wirtschaftskammer, wo Christoph Leitl kürzlich mit seinem "Abgesandelt"-Sager die Standortdebatte losgetreten hat, meldete sich am Mittwoch das heimische Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) zu Wort. Mit der Ortswahl waren die Gemeinsamkeiten aber schon wieder beendet. Wettbewerbsfähigkeit heiße viel mehr, als nur die niedrigsten Kosten zu haben, sagte Wifo-Chef Karl Aiginger. Ansonsten wäre Osteuropa die stärkste Region des Kontinents.
Wichtiger als die Frage, wo Arbeit und Energie am wenigsten koste, sei die Frage, was ein Land schaffen könne: In Sachen Produktivität, Innovation, aber auch bei sozialer Absicherung und Ökologie. In einer Studie für das EU-Projekt WWWforEurope hat ein Ökonomenteam um Aiginger nun analysiert, welche Volkswirtschaften unter diesen Gesichtspunkten die wettbewerbsfähigsten sind. Die Ergebnisse sind Balsam für die Seele der EU. Die USA, in herkömmlichen Standortrankings stets unter den Besten zu finden, kommen eher schlecht weg. Löhne und Produktivität seien in den USA im Schnitt um ein Drittel höher als in Europa. Hier gebe es also keinen Wettbewerbsvorteil. Billige Energie und weniger Regulierungen würden durch ein Außenhandelsdefizit, höhere Armut und weniger Ökologie mehr als wettgemacht.

"Wir werden nie die Billigsten sein"

Dass Unternehmen in ihrer Standortwahl freilich vom Lächeln der Menschen oder grünen Bäumen neben dem Parkplatz nur bedingt beeinflussbar sind, steht auf einem anderen Blatt.
In Europa hat das Autorenteam fünf Länder ausgemacht, die es mit unterschiedlichen Wegen nach oben geschafft haben. Neben Schweden, Dänemark, den Niederlanden und der Schweiz steht demnach auch Österreich besonders gut da. Als Vorbild sieht Aiginger Dänemark. Das Land habe es seit 1970 geschafft, die Wirtschaftsleistung zu verdoppeln und den Primärenergieverbrauch um nur vier Prozent zu steigern. Der Weg dahin war nicht unbedingt billig. Dänemark hat viel Geld für die Erneuerbare Energieträger ausgegeben, und erst kürzlich den bau neuer Häuser mit Öl- oder Gasheizungen verboten. Ein gänzlich anderes Modell also, als jenes, das die Schweiz unter die Besten der Wifo-Liste katapultiert hat. Klar sei für Aiginger nur eines: Reiche Länder können nicht mit den Mitteln der armen Länder kämpfen. „Wir werden nie die billigsten sein, aber das wollen wir auch gar nicht“.

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