„Annus horribilis“: Baumax verdoppelt Verlust

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Baumax-Chef Martin Essl spricht von einem „schwarzen Jahr“ für die Branche. Schuld an den hohen Verlusten ist die eingebrochene Nachfrage in Osteuropa. Der Restrukturierungsplan steht bis auf Weiteres.

Wien. Marcus Pechlaner hat sich den Start in seinen neuen Job sicher anders vorgestellt: Am Dienstag beginnt er seine Tätigkeit als Finanzvorstand bei Baumax. Gestern, Freitag, öffnete die österreichische Baumarktkette nach langem Schweigen ihre Bücher. Dabei kam nichts Gutes zutage: 2012 hat sich der Verlust von 47,2 auf 126 Mio. Euro mehr als verdoppelt. Auch der Gruppenumsatz lag mit 1,20 Mrd. Euro um rund vier Prozent unter dem des Jahres 2011.

Baumax-Chef Martin Essl selbst sprach am Freitag in einer Aussendung von einem „annus horribilis“, einem Horrorjahr für den Konzern. Auch 2013 sei ein „bisher extrem schwieriges Jahr für die gesamte Baumarktbranche“ gewesen. Erst hätten das ungewöhnlich kalte Wetter, dann Regen und Überschwemmungen die sonst lukrative Gartensaison buchstäblich ins Wasser fallen lassen. Auch der ungewöhnlich heiße Sommer war schlecht fürs Geschäft.

„Kosten im Griff“

In Bankenkreisen gibt man sich nicht überrascht über den hohen Verlust von Baumax. Dieser befinde sich noch im Rahmen des vereinbarten Restrukturierungsplans: „Die Kosten haben sie gut im Griff, nur die Erträge schauen nicht gut aus“, heißt es bei einer Bank. Man sei aber immer davon ausgegangen, dass Baumax zwei bis drei Jahre brauchen werde, um sich zu konsolidieren. Nach aktuellem Stand hat Baumax 569 Mio. Euro Bankschulden.
Ende 2012 hat man sich darauf geeinigt, dass die Rückzahlung für bestehende Darlehen für drei Jahre ausgesetzt wird. Überdies haben die Banken 80 Mio. Euro extra zugeschossen.

Beim Kreditschutzverband von 1870 (KSV) hat man Baumax unter Beobachtung. Das KSV-Rating liege mit knapp über 400 bereits im Bereich für „erhöhte Aufmerksamkeit“. Auch Verkaufsgerüchte halten sich hartnäckig. Die italienische Mediobanca soll dem Vernehmen nach seit Juni ein Mandat haben, um einen Partner bzw. Käufer zu suchen. Allerdings ist die Investorensuche kein leichtes Unterfangen. Die Pleite des deutschen Baumarktriesen Praktiker im Juli sei nicht gerade ein Anreiz, in die Branche zu investieren, meinen Beobachter.

Weniger Filialen und Mitarbeiter

Das Problem von Baumax liegt nicht in Österreich. Hier hat man vor Steuern und Abschreibungen einen Gewinn von 28 Mio. Euro erwirtschaftet. Kopfzerbrechen bereiten nach wie vor die 94 Standorte in Ost- und Südosteuropa. Dort fehlt den Menschen zum Häuslbauen und Reparieren seit Jahren das Geld. Um den Sprung aus den roten Zahlen zu schaffen, hat der Konzern unrentable Standorte in Prag und Bratislava geschlossen. Bis Ende 2013 werden auch die Märkte in Ljubljana und Wolfsberg zugesperrt.

Die Mitarbeiterzahl wurde seit Anfang 2012 um 500 auf 8900 reduziert. Nicht durch „aktive“ Kündigungen, wie bei Baumax betont wird, sondern durch „natürliche Abgänge“. „Ich glaube an ein Wiedererstarken der CEE-Region in den nächsten drei Jahren“, gab sich Baumax-Chef Essl am Freitag zuversichtlich. Finanzchef Pechlaner, zuvor beim Wirtschaftsprüfer Ernst & Young tätig, soll jetzt den Karren flottmachen.  (es, eid)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.09.2013)

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