Runtastic: Fitnesskur für Springer

Runtastic Fitnesskur fuer Springer
Runtastic Fitnesskur fuer Springer(c) Runtastic
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Der deutsche Medienkonzern Springer übernimmt die Mehrheit am oberösterreichischen Fitness-App-Programmierer Runtastic.

Wien/Pasching. Es ist der Traum aller Abgänger von Informatikstudien: Ein kleines IT-Unternehmen gründen oder eine App programmieren – und das Unternehmen dann um viel Geld an Google verkaufen.

Es ist nicht Google geworden und wie viele Millionen Euro geflossen sind, will niemand sagen. Aber es ist immerhin Deutschlands größtes Medienunternehmen, die Axel Springer AG („Bild“, „Die Welt“), die jetzt das kleine Linzer Software-Unternehmen Runtastic übernommen hat. Das 2009 von vier Fachhochschulstudenten gegründete Unternehmen programmiert eine der weltführenden Fitness-Apps für iPhones und Android-Smartphones.

„Ums Geld ist es nicht gegangen“, erklärt Runtastic-CEO Florian Gschwandter am Dienstag den Verkauf von 50,1 Prozent der Anteile an das deutsche Verlagshaus. Wichtig sei vielmehr gewesen, Runtastic fit für die Zukunft zu machen. „Mit Springer als Partner haben wir die Möglichkeit, unsere Visionen umzusetzen und eine der international anerkanntesten und erfolgreichsten Fitnessmarken aufzubauen.“

Der Einstieg von Springer bei Runtastic ist ein weiteres Indiz dafür, dass das deutsche Medienunternehmen seine Zukunft im digitalen Bereich bzw. im Internet sieht. Mit der Beteiligung wolle man sich eine „strategisch gute Position“ auf dem wachsenden Markt für Smartphone-Apps sichern, meinte Springer-Manager Jens Müffelmann.

Laut Gschwandtner sei man weder an Springer herangetreten noch habe Springer den Kontakt gesucht: „Es gab ein Kennenlernen und ein gemeinsames Interesse. Das ist über mehrere Monate gegangen.“ Gschwandtner und seine drei Gründungskollegen, Alfred Luger, René Giretzlehner, und Christian Kaar (alle Jahrgang 1982 und 1983), bleiben weiterhin Geschäftsführer. Bisher hielten die vier je 18,7 Prozent an Runtastic, der Rest war in den Händen von fünf Investoren, die jetzt – bis auf einen – all ihre Anteile an Springer verkauft haben.

90 Mitarbeiter

Begonnen hat Runtastic an der Fachhochschule Hagenberg in Oberösterreich. Gschwandtner hatte dort mit Giretzlehner und Kaar im Rahmen eines Projekts ein GPS-Tracking für Segelboote entwickelt. Daraus wurde 2009 mithilfe Lugers eine App für Läufer. Sie zeigt auf iPhones, Android-Handys und Blackberrys neben anderen Daten die Laufgeschwindigkeit, die zurückgelegten Kilometer, die durchschnittliche Geschwindigkeit und den Kalorienverbrauch an. Die Fitnessergebnisse kann man online mit Freunden teilen.

Mittlerweile hat Runtastic das Angebot mithilfe eines Uhrenherstellers aus Wels weiterentwickelt. Wer kein Handy mitschleppen will, kann seine Daten auf einer speziellen Uhr speichern oder mittels Pulsgurt und Bluetooth die Herzfrequenz auf das Smartphone übertragen. Neu kommt jetzt eine spezielle Runtastic-Waage hinzu.

Seit dem Unternehmensstart wurde die App aus Oberösterreich weltweit bereits mehr als 46 Millionen Mal heruntergeladen, etwa 19 Millionen Nutzer sind auf runtastic.com registriert. Das Unternehmen beschäftigt 90 Mitarbeiter. (rie)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.10.2013)

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