Österreich – ein Paradies für ältere Menschen

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Senioren(c) REUTERS (JON NAZCA)
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In Österreich sind Senioren finanziell gut abgesichert, obwohl sie relativ früh in Pension gehen. Das zeigt eine Studie, welche die Lebensbedingungen von älteren Menschen in 91 Ländern vergleicht.

Wien/London. Österreich ist ein guter Platz zum Altwerden. Das geht aus einer Untersuchung hervor, die von der in London ansässigen Organisation Help Age mit Unterstützung der UNO durchgeführt wurde. Erstmals wurden die Lebensbedingungen von Menschen, die älter als 60 Jahre sind, in 91 Ländern verglichen. Die Studienautoren werteten dazu die Daten von verschiedenen Institutionen wie der Weltgesundheitsorganisation WHO und der Weltbank aus. Für die Länder, die nicht in dem Ranking vorkommen, standen nicht zu allen Punkten aussagekräftige Informationen zur Verfügung.

Österreich liegt in dem „Global Age Watch Index“ auf Platz elf. Die besten Bedingungen für Senioren bietet Schweden, dann folgt Norwegen. Auf Platz drei liegt Deutschland (siehe Grafik). Schlusslichter sind Pakistan, Tansania und Afghanistan. Interessant sind die Detailergebnisse, die zu Österreich vorliegen. Denn der Index wird aus vier Komponenten berechnet: finanzielle Sicherheit, Gesundheit, das soziale Umfeld sowie Bildung und Beschäftigung.

Und hier zeigt sich, dass ältere Menschen in Österreich finanziell gut abgesichert sind. Wenn man nur diesen Punkt berücksichtigt, erreicht Österreich sogar Rang fünf.

Österreich: Schlecht in Teilbereichen

Völlig anders sieht die Lage bei der Bildung und bei der Beschäftigung aus. In diesem Bereich liegt Österreich nur auf Platz 42. Denn hierzulande gehen Menschen relativ früh in Pension. In der Studie heißt es dazu, dass nur 42,4 Prozent der 55- bis 64-jährigen Österreicher in den Arbeitsmarkt integriert sind. In anderen Ländern ist der Prozentsatz wesentlich höher.

Ähnlich verhält es sich mit der Bildung. Im Bereich „Bildung und Beschäftigung“ wird Österreich von Ländern wie Albanien und Ungarn überholt.

Nicht ganz so toll läuft es auch bei der Gesundheitsversorgung, bei der Österreich Platz 17 erreicht. Hier haben die Studienautoren die Lebenserwartung verglichen. In Österreich können sich Menschen, die den 60.Geburtstag gefeiert haben, noch im Durchschnitt auf 24 zusätzliche Jahre freuen. Von diesen 24 Jahren leben sie durchschnittlich 18 Jahre in guter Gesundheit. Die restlichen sechs Jahre sind sie aber auf Pflege oder medizinische Betreuung angewiesen.

Spitzenwerte erreicht Österreich im Bereich „Soziales und förderndes Umfeld“. Hier schafft es das Land auf den zweiten Platz, nur die Niederlande schneiden noch besser ab. Denn 91 Prozent der Senioren in Österreich gaben an, dass sie Verwandte und Freunde haben, auf die sie sich bei Problemen verlassen können. Zudem erklärten 77Prozent der älteren Menschen, dass sie sich in ihrem Wohnort sicher fühlen und sich auch nachts allein auf die Straße wagen.

83 Prozent der Senioren betonten weiters, dass sie mit dem Angebot an öffentlichen Verkehrsmitteln (Eisenbahnen, U-Bahnen und Busse) zufrieden sind.

Überalterung als Herausforderung

Die Studie beschäftigt sich auch mit der zunehmenden Überalterung der Gesellschaft. Im Jahr 2050 wird es auf der Erde mehr Senioren (über 60 Jahre alt) als Kinder (unter 15 Jahre alt) geben. Heute ist Japan weltweit das einzige Land, in dem schon mehr als 30Prozent der Bevölkerung über 60 Jahre alt sind. Bis 2050 wird die Zahl der Länder mit einem hohen Seniorenanteil auf 65 steigen. Dazu wird auch Österreich gehören.

Derzeit haben in Österreich schon über 23,6 Prozent der Bevölkerung den 60.Geburtstag gefeiert. Im Jahr 2050 werden es 36,5 Prozent sein. In dem Bericht werden die Regierungen weltweit dazu aufgefordert, die Lebensqualität für ältere Menschen zu erhöhen. Dies muss aber auch leistbar sein.

Reformbedarf auch in Österreich

In Österreich laufen seit Längerem Reformen, sodass Menschen später in Pension gehen. Ob diese Maßnahme ausreicht, ist fraglich. Je älter die Menschen werden, desto größer wird auch der Bedarf an geeigneten Wohn- und Pflegeplätzen.

Laut einer Studie der Karl-Franzens-Universität in Graz werden in Österreich zwar viele Senioren zu Hause gepflegt, trotzdem gibt es bis zum Jahr 2020 einen Bedarf von 10.000 zusätzlichen Betten für die stationäre Pflege. Die Kosten dafür werden auf eine Milliarde Euro geschätzt. Da sich die älteren Menschen dies nicht immer leisten können, muss die öffentliche Hand hier Zuschüsse leisten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.10.2013)

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