Die Summe der Verbíndlichkeiten steigt auf das Rekordniveau von 6,5 Mrd. Euro. Die Zahl der Insolvenzen ist von Jänner bis September zurückgegangen. Private sind durchschnittlich mit 110.000 Euro verschuldet.
Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen ist nach den ersten drei Quartalen heuer im Vorjahresvergleich von 4638 auf 4158 gesunken, besagen Daten des Alpenländischen Kreditorenverbandes (AKV). In allen Bundesländern gab es weniger Firmenpleiten - außer in Salzburg, wo die Zahl mit 342 stabil blieb und Kärnten, wo die Insolvenzen verglichen zu den ersten neun Monaten 2012 heuer um 30 Firmen auf 338 kletterten. Samt der privaten Pleiten gab es 11.864 Insolvenzen nach 12.709 im Vorjahr. Bei der Summe der Verbindlichkeiten ist 2013 allerdings ein "Rekordjahr", so der AKV.
Die Kreditschützer vom AKV sprechen von einem "dramatischen Anstieg" der Gesamtpassiva bei den Unternehmensinsolvenzen auf 6,58 Milliarden Euro nach 2,61 Milliarden Euro nach den ersten neun Monaten 2012. Alleine aus der Riesen-Pleite der Alpine Bau stammen derzeit 4,1 Milliarden Euro Passiva. Die Insolvenzen gefährden heuer 22997 Jobs nach 15080 Arbeitsplätzen in der Vorjahresperiode.
Private mit 110.000 Euro verschuldet
Pleiten Dramatischer Anstieg Schulden(c) APA
Nach der Alpine Bau folgt die Alpine Holding bei der negativen Passiva-Hitliste mit 290 Millionen Euro, dann die Alpine Bau GmbH A-1 spolka jawna mit 159 Millionen Euro, gefolgt von dayli mit 110 Millionen Euro und der Jetalliance Holding mit Verbindlichkeiten von 52,18 Millionen Euro.
Die Verbindlichkeiten der insgesamt 7706 Privatinsolvenzen belaufen sich auf 758 Millionen Euro. Insgesamt betragen die Passiva nach neun Monaten damit laut AKV "unglaubliche 7,25 Milliarden Euro". Bei den Privatkonkursen beläuft sich die Durchschnittsverschuldung auf 110.000 Euro.
Auch wenn es im Vergleich zur Vorjahresperiode weniger Insolvenzen - sowohl privat mit einem Minus von 5,29 Prozent als auch von Firmen mit einem Minus von 8,15 Prozent - gibt, dürfe laut AKV nicht vergessen werden, "dass österreichweit wöchentlich noch immer 107 Unternehmungen und 198 Privatpersonen zahlungsunfähig werden".
Kfz-Branche am meisten gefährdet
Die Alpine ist nicht nur bei den Passiva Krösus im negativen Sinn, sondern auch bei den von der Insolvenz betroffenen Dienstnehmern - 4883 Beschäftigte, die aber zum größten Teil bereits wieder Arbeit haben. Dann folgt bei den betroffenen Dienstnehmern der pleitegegangene Nahversorger dayli mit 3468 Arbeitnehmern, die MPS Personal Service GmbH mit 796 ehemaligen Mitarbeitern und die Niedermeyer GmbH mit 787 betroffenen Dienstnehmern. Als einziges Insolvenzverfahren dieser Unternehmen wurde das der MPS beendet, nachdem 300 Mitarbeiter abgebaut wurden - die anderen Firmen wurden geschlossen.
Das Scheitern der Supermarktkette Zielpunkt ist kein Einzelfall. Zumeist sind es nationale Unternehmen, die vom Markt verschwinden. Für den größten Aderlass sorgte der Niedergang des Konsums in den 90er-Jahren. Zumindest manche Marke hat unter einem neuen Eigentümer überlebt. "Die Presse" zeigt die größten Handelspleiten seit 1992 ... www.BilderBox.com
Drei Jahre vor dem Konsum erwischte es die Foto- und Elektronikhandelskette Foto Herlango. Die Überschuldung des Filialisten mit 93 Standorten wies stolze 138 Millionen Euro auf. betroffen waren 1100 Mitarbeiter sowie weit über 1000 Lieferanten. Das Unternehmen wurde um etwa acht Millionen Euro (115 Millionen Schilling) von Elektro Niedermeyer übernommen. www.BilderBox.com
Die größte Pleite in der österreichischen Wirtschaftsgeschichte ist bislang der Bankrott des Einzelhandelsriesen Konsum. In den mehr als 1000 Standorten waren 17.000 Mitarbeiter beschäftigt. Der angehäufte Schuldenberg des "roten Riesen" betrug 1,9 Milliarden € damals noch 26 Milliarden Schilling. Ein Hauptgrund für den Niedergang war, dass der Konsum den damals dynamisch wachsenden Lebensmittelfilialisten wie Billa und Spar nichts entgegensetzen konnte. APA
Die Holz-Steiner-Gruppe ging 1999 bereits zum zweiten Mal pleite. Bereits zehn Jahr zuvor war Holz Steiner zahlungsunfähig und musste den Ausgleich anmelden. 34 Fachmärkte fielen der Insolvenz zum Opfer, die Überschuldung schlug sich mit 61 Millionen Euro zu Buche. 274 Mitarbeiter verloren ihren Arbeitsplatz. APA
Die Firma Kleider Bauer mit Sitz in Perchtoldsdorf wurde 2000 insolvent. Übernommen wurden der lange marktbeherrschende Bekleidungshändler von der österreichischen Investorenfamilie Graf, die etwa sieben Millionen Euro (über 100 Millionen Schilling) auf den Tisch gelegt haben soll. Immerhin blieben 30 der insgesamt 44 Filialen erhalten. Für Aufsehen sorgte die Familie Graf im Jahr 2004, als sie sich einen Teil der ebenfalls insolventen Hettlage-Filialen einverleibte. APA
Die Insolvenz der Autozubehör-Kette Forstinger ging als eine der größten Pleiten 2001 in die Geschichtsbücher ein. 90 Millionen Euro machte die Überschuldung aus. Zehn der 121 Filialen wurden damals geschlossen, 50 Mitarbeiter verloren ihren Job. Nach einer geglückten Sanierung stand das Handelsunternehmen 2009 abermals auf wackeligen Beinen. Nach der Insolvenz der Forstinger-Mutter FHS Beteiligungsverwaltungs GmbH wurde die Firma von der niederösterreichischen Alcar-Gruppe komplett übernommen. Forstinger Handel und Service G
Im Juni 2001 musste der vom Buchhändler zum Onlinehändler mutierte Libro-Konzern mit 240 Millionen Euro Schulden den Ausgleich anmelden. Im Juni 2002 kam es zum Anschlusskonkurs, als Bankenverhandlungen scheiterten. Die Passiva beliefen sich auf 349 Millionen Euro. Während die Amadeusfilialen 2002 von der Buchgruppe Thalia übernommen, kaufte im November 2002 ein Konsortium um den Industriellen Josef Taus Libro um fünf Millionen Euro aus der Konkursmasse heraus. APA
Die Pleite der deutschen Konzern-Mutter Arcandor riss auch den Österreich-Ableger des Versandhändlers mit. Mit der Insolvenz haben 1100 Quelle-Mitarbeiter ihre Jobs verloren. Die Überschuldung betrug 88 Millionen Euro. Der Name „Quelle“, lange das Synonym für Versandhandel und die 1500 Seiten starken Kataloge, die halbjährlich an 1,2 Millionen Haushalte verschickt wurden, verschwanden. Otto-Versand erwarb die Namensrechte. APA/rubra/RUDOLF BRANDSTÄTTER
Betroffen von der Cosmos-Insolvenz waren etwa 1160 Dienstnehmer und rund 1500 Gläubiger. Die 27 Filialen wurden geschlossen. 2005 hatte Sanierer Erhard Grossnigg, als er Cosmos kaufte, 25 Prozent Marktanteil im Auge. Doch die Preisschlacht gegen MediaMarkt/Saturn, die bei 30 Prozent Marktanteilhalten, ging verloren. APA/HANS KLAUS TECHT
Am 2. April 2013 meldete Niedermeyer Insolvenz an - mit 29 Millionen Euro Schulden. 53 der 98 Filialen wurden sofort geschlossen, der Rest wenige Monate später. 580 Beschäftigten waren von der Insolvenz betroffen. Niedermeyer war kein klassischer Computerhändler sondern verkaufte Fotoapparate, Fernseher, Stereoanlagen, etc. Am Ende wurde dem Unternehmen wohl das Internet zum Verhängnis. APA/HERBERT PFARRHOFER
Die Drogeriemarktkette dayli war eine der spektakulärsten Handelspleiten. Erst 2012 hat Rudolf Haberleitner die Österreich-Tochter der insolventen deutschen Schlecker-Gruppe übernommen und daraus dayli gemacht. Für das insolvente Unternehmen hat sich kein Investor gefunden. Es hat Passiva in der Höhe von 67 Millionen Euro angehäuft. 3500 Mitarbeiter, vornehmlich Frauen, haben ihren Job verloren. APA/GEORG HOCHMUTH
DiTech war eines von Österreichs Vorzeigeunternehmen. 1999 von Damian und Aleksandra Izdebski gegründet, expandierte DiTech schnell und baute in ganz Österreich Filialen auf. Im Jahr 2014 wurde das Unternehmen geschlossen. Denn DiTech ist mit der Suche nach einem Investor gescheitert. Von der Schließung waren 22 Standorte und rund 250 Mitarbeiter betroffen. APA/HERBERT NEUBAUER
Die Tochter der Pfeiffer-Gruppe mit 2500 Beschäftigten hat den langen Kampf ums Überleben verloren. Pfeiffer will die zur Rettung notwendigen 60 Millionen Euro nicht aufbringen. Anfang Dezember will Zielpunkt einen Insolvenzantrag stellen. >>> mehr dazu lesen Sie hier Die Presse (Clemens Fabry)
Die Textilkette Charles Vögele muss nun auch in Österreich Insolevenz anmelden. Zuletzt waren in 102 Filialen 711 Mitarbeiter beschäftigt. Zuletzt gehörte das Unternehmen zum italienischen Modekonzern OVS, der 2016 als Retter der angegrauten Marke angetreten war. >>> mehr dazu lesen Sie hier: APA/HERBERT PFARRHOFER
Handel: Die größten Pleiten seit 1992
Nach Branchen gab es die meisten Insolvenzverfahren heuer bisher im Handel samt Kfz-Reparatur (767 nach 883 im Vorjahr). Danach folgt der Bau mit 753 Pleiten (737) und Beherbung/Gastronomie mit 575 (589).
Da Insolvenzen laut dem AKV verstärkt auf Mittel- und Großbetriebe übergreifen, in Österreich für ganz Europa beispielhafte Sanierungselemente existierten und es zahlreiche weitere Regeln gebe, müssten sich Insolvenzorgane, Gläubigerschutzverbände und Anwälte zunehmend spezialisieren und zusätzliche Kapazitäten aufbauen, da auch die Abwicklungen immer öfter länder- und fächerübergreifend erfolgten.
Gemessen an den verlorenen Arbeitsplätzen durch Pleiten wird 2013 ein schlechtes Insolvenzjahr, dies belegen aktuelle Daten des Kreditschutzverbands KSV 1870.