Wir sind am besten, wenn Marktstress herrscht

Christian Baha
Christian BahaDie Presse
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Warum Superfund-Gründer Christian Baha nicht an ein Happy End der Finanzkrise glaubt, Euro und Dollar für schwache Papierwährungen hält und als Sammler den österreichischen Malern Helnwein und Hundertwasser verfallen ist.

Die Presse: Herr Baha, Sie haben vor ein paar Jahren im „Presse“-Interview gesagt, Sie investieren privat jetzt in Gold und außereuropäische Landwirtschaften, weil in der Finanzwelt ohnehin alles zusammenkracht...

Christian Baha: Wir haben nach 2008 doch noch einmal die Kurve gekratzt – mithilfe von Versprechungen der Notenbanken Fed und EZB. Das Problem wurde dadurch aber nicht gelöst, sondern nur hinausgezögert.

Sie rechnen also weiter mit einem Katastrophenszenario?

Die Bond Bubble (Anm.: Anleihenblase) wurde weiter aufgeblasen. Die Frage ist jetzt nicht, ob sie platzt, sondern wann. Amerikanische Staatsanleihen will ja fast keiner mehr kaufen, die landen zu 70 Prozent bei der Fed. Die Bank of England kaufte 2012 sogar 80 Prozent der eigenen Staatsanleihen.

Wann erwarten Sie denn ernstere Probleme?

Erst, wenn wir in ein Inflationsszenario hineinlaufen. Dann steigen die Zinsen. Eine Hochzinspolitik können sich die hoch verschuldeten Staaten aber nicht mehr leisten. Dann wird sich die Frage stellen, welche Papierwährungen die Situation halbwegs überstehen. Die der hoch verschuldeten Länder jedenfalls nicht. Am ehesten noch die von Ländern, die gut wirtschaften oder rohstoffreich sind, also etwa die Schweiz, Norwegen, Australien oder Kanada.

Und wie schützt sich der Anleger dagegen?

So wie ich: Gold und Silber, kombiniert mit Superfund finde ich eine gute Idee.

Zuletzt ist der Goldpreis aber stark gesunken und Managed Futures Funds wie etwa die von Superfund waren auch nicht gerade Renditebringer.

Beim Goldpreis hat es nach elf Rallye-Jahren eine zweijährige Korrektur gegeben. Gold könnte noch auf 1000 oder 800 Dollar pro Feinunze korrigieren, aber die Bond Bubble wird den Goldpreis wieder hochbringen. Und was die Managed Futures betrifft – alle Trendfolger haben in der schwierigen Marktsituation der vergangenen Jahre Probleme gehabt.

Und die sind noch nicht vorbei?

Nein, aber wir haben das Steuer herumgerissen, indem wir zum Teil auf kurzfristige Investmentansätze umgeschwenkt haben. Das hat uns 2013 auf die Gewinnerstraße zurückgebracht. Seit Jahresanfang liegen Superfund-Produkte mit bis zu acht Prozent im Plus, während andere Hedgefonds-Anbieter noch bei minus zehn bis 20 Prozent liegen. Es geht bergauf.

Hat die Schwächephase viel Geschäft gekostet?

Es ist klar, dass Assets abgeflossen sind – in der Branche und auch bei uns. Viele Kunden haben uns aber die Treue gehalten. Und smarte Investoren kommen schon wieder zurück. Managed Futures sind immer am besten, wenn Marktstress herrscht.

Sind Sie selbst in Superfund investiert?

Ich bin der größte Einzelkunde und habe vor Kurzem nachgekauft.

Die Umstrukturierung des Unternehmens ist jetzt abgeschlossen?

Im Wesentlichen haben wir die Kosten jetzt wieder mit den Erträgen in Einklang gebracht. Jetzt kann ich mich verstärkt um meinen zweiten Schwerpunkt kümmern, den Realtime-Datenanbieter Teletrader.

Was haben Sie denn mit dem vor?

Wir wollen mit Finanzterminals im Profibereich international Fuß fassen und planen mit einer Neuentwicklung den Schritt nach Amerika, wovon auch Superfund profitieren wird. Denn wenn man in den USA nicht präsent ist, bleibt man ein kleiner Player. Derzeit sind wir mit Teletrader nur im deutschsprachigen Raum vertreten.

Wird es Ihnen als Hedgefonds-Eigentümer schaden, dass die Steueroasen international unter Druck kommen?

Überhaupt nicht. Sämtliche in Österreich angebotenen Fonds werden schon seit Juni 2012 von Wien aus verwaltet. Offshore vertreten sind wir nur noch in Grenada. Da sind wir nicht freiwillig hingegangen, sondern weil wir 1999 unsere rechtliche Struktur anpassen mussten und Grenada dafür eine ideale Lösung war. In Grenada werden noch ein paar Offshore-Fonds verwaltet. Und dort stelle ich auch eine Schokolade her. Als Hobby.

Vor ein paar Monaten haben Sie das Wiener Kunsthaus erworben. Auch als Hobby?

Ja, das ist zwar ein Immobilieninvestment, für mich ist es aber wie ein weiteres Hundertwasser-Kunstwerk. Wieso das überhaupt verkauft wurde, habe ich nie verstanden. Ich sammle privat Hundertwasser und Helnwein und betreibe unterdessen die größte auf Hundertwasser-Originalgemälde spezialisierte Galerie weltweit.

Wieso Hundertwasser?

Er hat mich schon als Kind fasziniert. Mit 20 habe ich drei Bilder einer Schülerin seiner Meisterklasse gekauft, weil ich mir den Meister noch nicht leisten konnte. Richtig zu sammeln begonnen habe ich eigentlich mit Helnwein. Helnwein ist völlig unterbewertet und unentdeckt. Für mich ist Gottfried Helnwein in eine Reihe mit Rembrandt und Michelangelo einzuordnen.

ZUR PERSON

Christian J. Baha (45) ist Eigentümer der Investmentgruppe Superfund und des Realtime-Datenanbieters Teletrader. Baha kommt aus einfachen Verhältnissen und startete seine Berufskarriere als Polizist, ehe er über Abendmatura und (nicht abgeschlossenem) Betriebswirtschaftsstudium in die Finanzwirtschaft kam. Heute besitzt der Hedgefonds-Eigentümer ein Schlossgut in der Schweiz und mehrere Biofarmen. Im Frühjahr hat der Kunstsammler das Wiener Kunsthaus erworben.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.10.2013)

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