Autowirtschaft gründet Lobby für mehr politischen Einfluss

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Die Autowirtschaft besteht aus vielen Teilen. Angesichts des Absatztiefs werden diese nun zu einer Interessenvertretung gebündelt.

Wien. Es ist ein ziemlich schwieriger Balanceakt, den die versammelten Vertreter der österreichischen Automobilwirtschaft am Donnerstag versuchten. Einerseits wollen sie die eigene Branche ja nicht krankjammern. Immerhin trägt sie direkt fünf Prozent, gesamt zehn Prozent zum Bruttoinlandsprodukt bei. Jeder neunte Arbeitsplatz – vom Kfz-Mechaniker über den Taxifahrer bis zum Tankwart – ist auf die Autowirtschaft rückführbar.

Andererseits fühlt man sich von der Politik zunehmend schlecht behandelt. In die Ecke der Umweltverschmutzer und Energieverschwender gedrängt. Das kann angesichts rückläufiger Absatzzahlen – per Ende September betrug der Rückgang bei den Autoneuzulassungen rund sieben Prozent – nicht toleriert werden.

Gerechtigkeit für Autofahrer

„Wir können uns politisch nicht vorschreiben lassen, welches Verkehrsmittel wir benutzen“, gibt sich Felix Clary, Sprecher des Verbandes der Automobilimporteure und ehemaliger BMW-Austria-Chef, kämpferisch. Deshalb habe man beschlossen, die Kräfte einzelner Klubs und Gremien zu bündeln: „Mobilität Freiheit Umwelt“, kurz MFU, nennt sich die neue Lobbyingplattform, gegründet von der Wirtschaftskammer und den Autoimporteuren. Deren Aufgabe und Ziel sei es, „die Verkehrspolitik aktiv mitzugestalten und mehr Akzeptanz für individuelle Mobilität zu schaffen“. Was das im Detail bedeutet, ließ man vorerst offen.

Konkreter sind die Forderungen der MFU: Man wünscht sich Steuererleichterungen, wie etwa die Anhebung der Luxustangente, also der Absetzbarkeit der Anschaffungskosten von Betriebsfahrzeugen, von 40.000 auf 50.000 Euro.

Zur Rechtfertigung wird mit der Standortattraktivität argumentiert. Besonders wichtig sei es für den Standort, in Forschung und Entwicklung zu investieren. „Denn Menschen mit Know-how kann man nicht so leicht nach Asien verlagern wie die Produktion“, sagt Christian Helmenstein, Chefökonom der Industriellenvereinigung. Derzeit habe man in Österreich mit über 200 Patentanmeldungen jährlich eine in Europa überdurchschnittliche Erfinderdichte.

Autohändler sterben aus

Wie schlecht es vor allem um den Autohandel bestellt ist, illustriert eine aktuelle Studie von PwC in Deutschland, dem Land, mit dem die österreichische Autowirtschaft am stärksten vernetzt ist.

Bis 2020 soll sich die Zahl der klassischen Händler dort auf 4500 nahezu halbieren. Schuld daran ist großteils der demografische Wandel: 2020 wird es um 1,5 Millionen weniger potenzielle Autokäufer geben als 2010. Von denen werden wiederum weniger ein Auto kaufen, da Alternativen wie Car Sharing immer populärer werden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.11.2013)

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