Rekordernten lassen Kaffeepreis um 21 Prozent abstürzen

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Die Kaffeebauern nehmen für die Ernte weniger ein als sie in diese investieren. Unternehmen wie Starbucks erhöhen ihre Gewinnmarge deutlich.

Kaffeebauer Nils Solorzano Villareal hatte sich zu einer Expansion entschieden, als der Preis für die Bohnen in 2011 auf ein 14-Jahres-Hoch geklettert war. Doch jetzt erntet der 71-Jährige Mann aus Costa Rica lediglich einen Verlust. Rekord-Ernten von Brasilien bis Vietnam haben zu einem weltweiten Überangebot geführt, das den Preis in diesem Jahr um 26 Prozent abstürzen ließ. Derzeit befindet sich der Preis auf dem besten Weg zum dritten Jahres-Minus in Folge - das wäre die längste Negativ-Serie in zwei Jahrzehnten.

Solorzano, der seine Farm von drei auf vier Hektar ausweitete, gibt nach eigenen Worten 140 Dollar aus, um einen 60 Kilogramm schweren Sack mit Arabica-Bohnen zu produzieren, den er dann hinterher für nur rund 132 Dollar verkaufen kann. "Wir haben unsere Investitionen in den vergangenen Jahren ausgebaut, weil wir dachten, die Preise würden hoch bleiben", erzählt der Bauer in einem Interview mit Bloomberg News. Seine Farm befindet sich rund 130 Kilometer nördlich der Hauptstadt San Jose. "Wir haben noch immer die Hoffnung, dass sich die Preise irgendwann wieder fangen. Wir haben keine Alternativen, weil das Land hier sehr bergig ist."

Tiefster Preis seit 2006

Nach Schätzung der US-amerikanischen Regierung wird das weltweite Kaffee-Angebot in 2014 schon die vierte Saison in Folge den Konsum übersteigen.
Der Preis für Arabica-Bohnen in New York wird bis zum März um zehn Prozent auf 95 Cent je Pfund fallen - das geringste Niveau seit Juli 2006, zeigt eine Umfrage von Bloomberg News unter 13 Volkswirten im Median.
Von diesem Trend könnten die Gewinnmargen von Firmen wie Green Mountain Coffee Roasters Inc. profitieren.

Im Einzelhandel dürften Anbieter wie Starbucks Corp. und Kraft Foods Group die Preise für Kaffee zudem absenken.
"Im Moment gibt es so viel Kaffee, überall, dass es wohl mindestens eineinhalb Jahre dauern wird, bis das Angebot abgebaut ist und die Preise sich erholen", erklärt Roberto Higgins, Director beim Broker Guide Investimentos SA Corretora de Valores aus Sao Paulo. "In diesem Markt gibt es keinen Raum für Optimismus."

Im Fall von Starbucks dürfte sich die operative Gewinn- Marge im Geschäftsjahr, das am 1. Oktober begann, aufgrund geringerer Kosten für Kaffeebohnen um bis zu zwei Prozentpunkte erhöhen - nachdem sie im Geschäftsjahr 2013 auf 16,5 Prozent geklettert war. Das stellte Finanzvorstand Troy Alstead bei einer Telefonkonferenz Ende Oktober in Aussicht. Gleichzeitig hatte das Unternehmen im Mai teilweise schon die Preise für Kaffee im Lebensmittelhandel gesenkt.

Brasilien erhöht Lagervorräte

Brasilien, der größte Anbauer und Exporteuer von Kaffee der Welt, bemüht sich in der Tat darum, die Schwemme abzumildern und den Preisrückgang zu stoppen - und zwar indem das Land die eigenen Reserven erhöht. Über Optionskontrakte der Regierung aus September und Oktober wird es den Bauern erlaubt, Ende März Bohnen an staatliche Lager für umgerechnet 147 Dollar pro Sack zu verkaufen. Wird das Angebot voll ausgeschöpft, steigen die Reserven um drei Millionen Säcke an. In Brasilien findet die Ernte in etwa fünf Monaten statt.

Im Fall von Starbucks dürfte sich die operative Gewinn- Marge im Geschäftsjahr, das am 1. Oktober begann, aufgrund geringerer Kosten für Kaffeebohnen um bis zu zwei Prozentpunkte erhöhen - nachdem sie im Geschäftsjahr 2013 auf 16,5 Prozent geklettert war. Das stellte Finanzvorstand Troy Alstead bei einer Telefonkonferenz Ende Oktober in Aussicht. Gleichzeitig hatte das Unternehmen im Mai teilweise schon die Preise für Kaffee im Lebensmittelhandel gesenkt.

Die Bauern haben indes nach Meinung von Experten kaum eine Chance, flexibel auf die nun veränderten Marktbedingungen zu reagieren. "Normalerweise verfügen sie über Ausgangsstoffe wie Dünger für ein gesamtes Jahr", erklärt Rodrigo Costa vom Händler Caturra Coffee Corp. im US-Bundesstaat New York. "Im Gegensatz zum Getreideanbau reagiert die Kaffeeproduktion nicht so schnell auf einen Wandel bei den Preisen - wegen des Lebenszyklus der Bäume, die bereits gepflanzt sind."

(Bloomberg)

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