Ein größeres Frischesortiment soll dazu beitragen den angeschlagenen Lebensmittelhändler in die Gewinnzone zurückzubringen.
Die Supermarktkette Zielpunkt will mit einem neuen Filialkonzept wieder mehr Kunden anlocken. Morgen, Dienstag, eröffnet im 23. Wiener Gemeindebezirk der Prototyp für die folgende Renovierungswelle. Natürliches Licht, moderne Ausstattung und ein größeres Obst- und Gemüsesortiment sollen einen Umsatzschub von 15 Prozent pro Filiale bringen, erwartet Zielpunkt-Geschäftsführer Thomas Janny.
Vergangene Woche hat die Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) die Komplettübernahme der defizitären Supermarktkette per 1. März 2014 durch die oberösterreichische Pfeiffer-Gruppe durchgewunken. Die Mehrheit an Zielpunkt hielt seit November 2012 die BOW Beteiligungs Gmbh von Gerald Schmidsberger, dem Anwalt der Firma Pfeiffer. Synergien mit Pfeiffer und Einsparungen sollen, wie bereits berichtet, bis 2015/16 eine Rückkehr von Zielpunkt in die Gewinnzone möglich machen.
Investitionsrückstau
Rund 10 Mio. Euro jährlich will Zielpunkt-Eigentümer Pfeiffer in den kommenden Jahren in die Umgestaltung der Filialen stecken und sich damit von seinem Discounter-Image verabschieden. Die Supermarktkette sieht sich in seiner Eigendefinition als "Nahversorger für den täglichen Bedarf".
Die Neugestaltung der Prototyp-Filiale in der Wiener Draschestraße kostete rund 700.000 Euro. Bei 260 Zielpunkt-Filialen in Wien, Niederösterreich und Burgenland wird sich der Umbau aller Standorte damit über etliche Jahre hinziehen. Neben fünf geplanten Zielpunkt-Neueröffnungen im kommenden Jahr sollen eine "zweistellige" Anzahl von Filialen umgestaltet werden, sagte der Zielpunkt-Geschäftsführer am Montag vor Journalisten in Wien.
Von den Mitbewerbern weiterhin absetzen will sich Zielpunkt mit seinem bereits bestehenden Ethno-Sortiment, 81 Lebensmittelartikel stammen aus der Balkan-Region und 11 Artikel aus der Türkei. In einer 700qm-Filiale gibt es derzeit rund 5600 Produkte, davon 370 Artikel der Preiseinstiegs-Eigenmarke "Jeden Tag" und 140 Produkte der Bio-Eigenmarke "natürlich von uns".
Test mit Franchising
Bis Ende 2014 soll eine Bestandsfiliale testweise von einem Franchisenehmer übernommen werden. Bei Erfolg wird die Zielpunkt-Expansion künftig auch über Franchisepartner mitgetragen. Bei der vor allem in Oberösterreich, Steiermark und Niederösterreich aktiven Pfeiffer-Tochter Unimarkt werden bereits 43 von 131 Standorten als Franchise-Filialen geführt.
Die Supermarktkette hat eine bewegte Geschichte: Die Wurzeln von Zielpunkt gehen ins Jahr 1967 zurück. Walter Löwe gründete damals das Handelshaus Löwa, das 1972 an die deutsche Tengelmann-Gruppe verkauft wurde. Aus Löwa wurde Zielpunkt, ab 2003 wurde auf Plus umgestellt. 2008 änderte Tengelmann die Strategie und stellte wieder auf Zielpunkt um. Im Mai 2010 übernahm schließlich der deutsch-luxemburgische Finanzinvestor BluO die verlustreiche Kette von Tengelmann. Als Sanierer wurde der Deutsche Jan Satek gerufen, der Zielpunkt im Februar 2012 im Rahmen eines Management-Buy-Outs übernahm und die Lebensmittelkette aus der Verlustzone führen wollte. Kurz nach Satek stieg der oberösterreichische Großhändler Pfeiffer mit knapp einem Viertel (24,9 Prozent) bei Zielpunkt ein. Nach weniger als einem Jahr verkauft Zielpunkt-Chef Jan Satek seinen 75,1 prozentigen Anteil an den Anwalt des Zielpunkt-Minderheitseigentümers Pfeiffer, Gerald Schmidsberger.
2012 belief sich der Bilanzverlust von Zielpunkt auf 47,9 Mio. Euro bei einem Umsatz von 479 Mio. Euro. Zum laufenden Geschäftsjahr wollte die Zielpunkt-Geschäftsführung heute keine Zahlen nennen, man sei "auf Plan" um den Turnaround 2015/16 zu schaffen.
(APA)