Teilzeit ersetzt zunehmend Vollzeit

(c) imago stock&people (imago stock&people)
  • Drucken

Die Arbeitslosigkeit ist im dritten Quartal gestiegen. Sogar die Beschäftigung ist laut Statistik Austria gesunken. Rückläufig war vor allem die Zahl der Vollzeitstellen.

Wien. Wie dünn die freien Arbeitsplätze in Griechenland gesät sind, zeigt der Ansturm auf die wenigen freien Jobs: Laut Berichten verschiedener Nachrichtenagenturen bewarben sich für jene 390 Arbeitsplätze, die vom größten griechischen Telekommunikationsanbieter OTE ausgeschrieben worden waren, 18.000 Menschen. Kein Wunder bei einer Arbeitslosenquote von 27 Prozent.

Von solchen Verhältnissen ist Österreich freilich weit entfernt. Wenngleich auch hierzulande die Arbeitslosigkeit steigt – ohne Anzeichen für eine Trendwende: Im dritten Quartal des laufenden Jahres zählte die Statistik Austria 213.400 Arbeitslose, 192.000 Arbeitslose waren es im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Die Arbeitslosenquote betrug laut internationaler Definition 4,8 Prozent – gegenüber 4,3 Prozent im Vorjahresquartal. Die Statistik Austria stellt aber nicht nur eine höhere Arbeitslosigkeit fest, sondern auch eine sinkende Beschäftigung: Die Zahl der Erwerbstätigen ging leicht um 11.700 auf 4,23 Millionen zurück.

Ähnliche Muster wie 2009

Tatsächlich sank das Arbeitsvolumen aber weit stärker, weil Vollzeitarbeitsplätze zunehmend durch Teilzeitstellen ersetzt werden. So auch in den Monaten Juli bis September: Die Zahl der Vollzeiterwerbstätigen ging um rund 51.100 zurück, dafür gab es um 39.400 Teilzeitbeschäftigte mehr. Damit gab es laut Statistik Austria das vierte Quartal in Folge einen Abbau von Vollzeitstellen.

„Man sieht ähnliche Muster wie 2009“, sagt Käthe Knittler von der Statistik Austria. Der Trend, dass die Teilzeitarbeit zu- und die Vollzeitarbeit abnimmt, ist typisch für wirtschaftlich magere Zeiten. So verschwanden vor allem in den Krisenjahren 2009 und 2010 Vollzeitarbeitsplätze. Im Vorjahr legten sie wieder zu, aber mit dem Wirtschaftsabschwung Ende 2012 kehrte sich der Trend erneut um. Teilzeit kann für Firmen ein Mittel sein, um Personalkosten zu sparen und Kündigungen zu vermeiden. Oft ist sie aber auch selbst gewählt: Laut einer Erhebung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung aus dem Vorjahr hätte nur ein Achtel der befragten Teilzeitbeschäftigten in Österreich lieber einen Vollzeitjob.

Jobabbau trifft Männer stärker

Typisch für Krisen ist auch, dass der Jobabbau vor allem Männer trifft. Der Großteil der im dritten Quartal gekürzten Vollzeitstellen entfiel auf Männer (38.000), generell spielte sich der Arbeitsplatzabbau vor allem in „männlichen“ Branchen wie Bau und Produktion ab. Und obwohl Teilzeit „weiblich“ ist, war auch der Zuwachs der Teilzeitstellen zum größeren Teil von Männern getragen.

Ständig ist von einer zunehmenden Beschäftigung die Rede – nun meldet die Statistik Austria, dass die Beschäftigung sinkt. Wie passt das zusammen? Der Unterschied lässt sich durch verschiedene Definitionen und Datenquellen erklären: Die Statistik Austria arbeitet mit dem Mikrozensus und der internationalen Berechnung der Arbeitslosigkeit, wie sie auch die EU-Statistikbehörde Eurostat verwendet. Demnach gilt jeder als beschäftigt, der zumindest eine Stunde in der Woche arbeitet – auch geringfügig Beschäftigte und Selbstständige. Das Arbeitsmarktservice rechnet auch weiterhin mit einer steigenden Beschäftigung. „Wir gehen nach wie vor von einer Rekordbeschäftigung aus“, sagt AMS-Sprecherin Beate Sprenger.

Wegen der unterschiedlichen Berechnung ist die nationale Arbeitslosenquote auch immer höher als die internationale. Im November lag sie in Österreich bei acht Prozent.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.12.2013)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.