Razzia bei Sevelda: Ein Racheakt?

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Stundenlang durchsuchten die Ermittler das Büro des neuen Raiffeisen-Bank-International-Chefs Sevelda. „Die Presse“ bringt dazu die Hintergründe.

Wien. Der Chef der Raiffeisen Bank International (RBI), Karl Sevelda, weist alle Vorwürfe rund um den Verkauf einer albanischen Mine zurück. Auf Antrag der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft durchsuchten die Ermittler stundenlang sein Büro. Es gab auch eine Razzia beim steirischen Rohstoffhändler DCM Decometal. Die Firma gehört mehrheitlich der Herbert-Depisch-Privatstiftung.

Sevelda war zwischen 1998 und 2011 Vorsitzender der Privatstiftung. Er kennt die Familie Depisch seit Jahren. Sein Job als Stiftungsvorstand ist eine private Sache und hat nichts mit Raiffeisen zu tun.

Die Firma DCM Decometal ist ein Sanierungsfall und schuldet elf Banken rund 250 Millionen Euro. Die Raiffeisen-Gruppe ist mit 140 Millionen Euro betroffen. Das Bankenkonsortium wird von der RBI angeführt. Sevelda war viele Jahre lang im RBI-Vorstand für Firmenkunden zuständig, gleichzeitig saß er aber auch bis 2011 im Vorstand der Herbert-Depisch-Privatstiftung. Ein Fall von Unvereinbarkeit? Sevelda betont, dass nicht er, sondern der RBI-Risikovorstand für die Geschäfte mit DCM Decometal zuständig war.

Fünf statt 50 Millionen für Mine

Um die Schulden abzubauen, verkauft das Unternehmen gerade Beteiligungen. Die Staatsanwaltschaft geht nun der Frage nach, ob es dabei zu Unregelmäßigkeiten gekommen ist. Bei den Razzien ging es um eine albanische Mine. Diese soll statt um 50 nur um fünf Millionen Euro verschleudert worden sein, so der Vorwurf. Die Staatsanwaltschaft nahm nach einer anonymen Anzeige Ermittlungen gegen Sevelda und gegen weitere Personen auf.

Die Anschuldigungen entbehren „jeder Grundlage“, sagt Sevelda. Denn er sei im November 2011 aus dem Stiftungsvorstand ausgeschieden. Der Verkauf der albanischen Mine sei aber viel später, um den Jahreswechsel 2012/2013 erfolgt. Aus Ermittlerkreisen heißt es, dass Sevelda auch auf andere Art Druck ausgeübt haben könnte. Denn der Manager sitzt im Vorstand jener Bank, die das Bankenkonsortium anführt.

Sevelda vermutet in der Causa einen Racheakt. Als er noch im Stiftungsvorstand war, sei die Geschäftsführung von DCM Decometal abberufen werden – darunter befand sich ein Familienmitglied des Firmengründers.

Die Staatsanwaltschaft soll sich unter anderem auf die Aussagen dieses Familienmitglieds stützen. Der „Presse“ ist es am Donnerstag nicht gelungen, die betreffende Person zu erreichen. Die Familie des Firmengründers ist interessiert, dass die Beteiligungen von DCM Decometal zu einem möglichst hohen Preis verkauft werden. Denn nach Abzug der Bankschulden fließen die Erlöse der Privatstiftung zu. Den Banken könnte es dagegen darum gegangen sein, schnell zu Geld zu kommen. Die Banken und DCM Metal betonen aber, dass es bei der albanischen Mine ein transparentes Verfahren gegeben hat.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.12.2013)

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