DiTech will in den kommenden Tagen ein Sanierungsverfahren beantragen. 60 bis 80 Mitarbeiter müssen gehen. Mit einem Investor wird verhandelt.
Wien. Jung, kreativ, dynamisch, erfolgreich, expansiv - und pleite: Diese leidvolle Entwicklung haben schon viele Jungunternehmer genommen. Österreichs am schnellsten wachsender IT-Händler, DiTech, ist zwar nicht mehr ganz jung - das Unternehmen wurde von Damian und Aleksandra Izdebski 1999 gegründet. Aber die Firma ist extrem erfolgreich und wurde gern als Vorzeigemodell herumgereicht.
Jetzt ist DiTech pleite. In einem offenen Brief reagierte Izdebski am Montag auf einen Bericht der "Presse" über Finanzierungsschwierigkeiten und gab bekannt, dass noch im Laufe dieser Woche ein Sanierungsverfahren beim Handelsgericht Wien angemeldet werde. Dieses werde mit der Schließung einiger, „vor allem kleinerer" Filialen und der Kündigung von 60 bis 80 (von derzeit rund 300) Mitarbeitern einhergehen.
Ein Abschluss von DiTech für das Jahr 2013 liegt noch nicht vor. 2012 standen 120 Mio. Euro Umsatz nur mehr hauchdünne 145.736 Euro Gewinn gegenüber. Und die Firma hatte schon Schulden von 22,7 Mio. Euro angehäuft.
Hoffen auf Investor aus Polen
Schon seit Wochen wird fieberhaft um eine tragfähige Lösung für den Elektrohändler gerungen: „Es steht Spitz auf Knopf", hieß es dazu aus Bankenkreisen. Ohne den Investor mit der prallen Geldbörse, der aus Polen stammen soll, würde es „sehr eng" werden, sagen Insider.
Dass mit einem Investor verhandelt wird, bestätigte Unternehmenssprecher Mario Gündl am Montag. Es handle sich dabei nicht um ein „artähnliches Unternehmen", sondern um einen europäischen Finanzinvestor, der nicht genannt werden will, solange die Verhandlungen noch laufen und der Sanierungsplan noch ausgearbeitet werde. Izdebski selbst wollte sich dazu nicht direkt äußern, im offenen Brief gestand er aber Fehler ein: „Ich habe mich vom Erfolg des DiTech-Konzeptes und dem damit einhergehenden Wachstum blenden lassen und unterschätzt, wie wichtig es ist, dieses enorme Wachstum nachhaltig finanziell abzusichern."
Zu wenig im Lager
Begonnen hatte alles ganz bescheiden: Der damals 23-jährige EDV-Spezialist Izdebski eröffnete vor 15 Jahren ein winziges Geschäft für IT-Ware vom Computer über TV-Apparate bis zum Zubehör im 20. Bezirk.
Dann begann der rasante Aufstieg. Heute hat DiTech 22 Standorte in Österreich. Dem Vernehmen nach wurden knapp sieben Mio. Euro binnen fünf Jahren in den Ausbau vor allem der Filialen investiert. Die durch viel zu geringe Lagerbestände in den letzten Jahren verursachten Umsatzrückgänge seien zwar nicht groß gewesen, so Izdebski, verbunden mit „immer geringer werdenden Margen und einer auf Wachstum ausgerichteten Kostenstruktur" hätten sie aber zu „sehr großen Verlusten in den beiden letzten Jahren geführt". Weil die Ware fehle, könnten täglich 200 bis 300 Kundenaufträge nicht ausgeführt werden.
Schon im Oktober letzten Jahres wurde es für DiTech eng. Die damalige Liquiditätskrise konnte jedoch mithilfe von Banken, Lieferanten und Kreditversicherern gelöst werden.
Schlechtes Weihnachtsgeschäft
Im Dezember gab es dann eine Kapitalerhöhung über 120.000 Euro, mit der das Eigenkapital auf 320.000 Euro gestiegen ist. Alle Hoffnung hatte auf dem Weihnachtsgeschäft geruht, in dem DiTech normalerweise rund 16 Prozent des Jahresumsatzes erzielt. Es soll jedoch deutlich unter diesem Plan gelegen sein.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.03.2014)