Hypo-Konfusion in der Regierung

Austrian Finance Minister Spindelegger is on his way for a media statement in Vienna
Austrian Finance Minister Spindelegger is on his way for a media statement in Vienna(c) REUTERS (HEINZ-PETER BADER)
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Finanzminister Spindelegger ist „erschüttert“ über einen „zusätzlichen“ Finanzbedarf, der allerdings schon seit vorigem Mai klar war. Das Defizit schnellt heuer um vier Milliarden Euro hoch.

Die Hypo Alpe Adria, die für 2013 schon 1,75 Mrd. Euro an Staatshilfen bekommen hat, braucht für die Erstellung der Bilanz 2013 noch einmal 750 Millionen Euro an Staatsgeld. Finanzminister Michael Spindelegger (ÖVP) zeigte sich darüber Montagfrüh vor Journalisten „erschüttert“ und meinte: „Was hat sich in den vergangenen beiden Monaten verändert, dass so ein Mehrbedarf entsteht?“

Für altgediente Ministeriumsmitarbeiter dürfte die Entwicklung allerdings weniger überraschend gekommen sein: Das Finanzministerium selbst hatte schon im vorigen Frühsommer einen Kapitalbedarf von insgesamt 2,5 Milliarden Euro (also exakt die jetzt auf dem Tisch liegenden 1,75 plus 0,75 Milliarden) nach Brüssel gemeldet, nachdem der damalige Hypo-Aufsichtsratschef, Johannes Ditz, diesen Bedarf in einem (der „Presse“ vorliegenden) Brief an die damalige Finanzministerin, Maria Fekter, genannt hatte.

Die Szene wirft ein Schlaglicht auf die Konfusion, mit der die Regierung derzeit in Sachen Hypo-Abwicklung unterwegs ist. Tatsächlich ist vieles unklar. Spindelegger sagte gestern, er werde alles unternehmen, um die Belastung der Steuerzahler so gering wie möglich zu halten. Er musste aber gleichzeitig eingestehen, dass das ein aussichtsloses Unterfangen sei: Ohne Insolvenz müssten die Anleihegläubiger einem freiwilligen Verzicht zustimmen, was als ausgeschlossen gilt. Und die BayernLB, die noch 2,3 Milliarden Euro in der Staatsbank liegen hat, müsste einem Vergleich zustimmen. Auch das gilt als unwahrscheinlich. Ohne Zustimmung der Bayern kann nicht einmal die geplante Abbaugesellschaft gegründet werden, sie haben also eine starke Verhandlungsposition.

Faymann fordert, Länder wollen nicht

Zerschlagen dürften sich auch die Ankündigungen, man werde den aus Hypo-Verkaufserlösen gespeisten Kärntner Zukunftsfonds anzapfen oder den Bundesländeranteil an der Bankensteuer (nach deren Erhöhung rund 240 Millionen Euro im Jahr) für die Hypo-Sanierung umwidmen. Letzteres forderte am Montagabend auch Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) in der "Zeit im Bild". Doch für beides fehlt, wie Spindelegger gesagt hat, die rechtliche Grundlage. Und die Länder denken nicht daran, freiwillig auf irgendetwas zu verzichten: Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) sagte gestern, der Zukunftsfonds sei „tabu“, und auch der burgenländische Landeshauptmann Hans Niessl (SPÖ), derzeit Chef der Landeshauptleutekonferenz, lehnte einen Verzicht der Bundesländer auf ihren Anteil an der Bankenabgabe dezidiert ab.

Derzeit läuft alles auf die Bildung der von der Hypo-Taskforce vorgeschlagenen Abbaugesellschaft mit 17,8 Mrd. Euro Volumen hinaus. Das wird die Staatsschulden von 239 auf 256,8 Mrd. Euro und damit von 74 auf 80 Prozent des BIPs erhöhen.
Auch eine Belastung für das Budget sollte keine Überraschung sein: Die Gründung der Abwicklungsgesellschaft wird, so Spindelegger, bis zu vier Milliarden Euro kosten, die voll auf das diesjährige Budget durchschlagen. Das Budgetdefizit wird damit um 1,2 Prozentpunkte steigen. Ob es damit über der im Maastricht-Vertrag fixierten Obergrenze von drei Prozent des BIPs zu liegen kommt, wollte Spindelegger noch nicht sagen: Die Budgetrede komme erst. Wie die Abbaugesellschaft – in Form einer AG oder einer GmbH – konkret ausgestattet sein wird, steht noch nicht fest. Das soll erst nach Verhandlungen mit der BayernLB, aber vor Ende März geschehen. Mit den Bayern, die bei der Abbaubank ein Mitspracherecht haben, wurde bisher noch nicht offiziell gesprochen.

Dass es die von der Taskforce vorgeschlagene Lösung wird, scheint aber festzustehen: Koalitionspartner SPÖ hat sich schon auf die Abbaulösung festgelegt. Spindelegger sagt zwar, dass er ohne Tabus alle Optionen ansehe. Einen Gegenvorschlag zur Abbaugesellschaft hat er freilich nicht. Dass die Abbaubank in Form einer AG oder GmbH gegründet wird, hat unter anderem den Sinn, in späterer Folge eine Teilinsolvenz zu ermöglichen. Den Steuerzahlern bringt das aber nicht mehr viel. Denn ein solcher Schritt solle jedenfalls nicht vor 2017 geschehen. Also nicht, solange nicht der letzte Gläubiger der landesbesicherten Anleihen bedient wurde.

Dass wegen der Hypo-Kosten ein Belastungspaket notwendig werde, wollte Spindelegger „nicht auf Dauer“ ausschließen. Ein „großes Sparpaket“ werde es aber „nicht sofort“ geben. Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) sieht überhaupt keine Notwendigkeit für ein Sparpaket. Man müsse nun „mit Nüchternheit“ agieren. Auch wenn die Hypo neue Mittel benötige, sei „kein Sparpaket für 2014 notwendig“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.03.2014)

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