Hypo braucht bis September mehr Geld

The headquarters of nationalised Hypo Alpe Adria are pictured behind a traffic light in Klagenfurt, file
The headquarters of nationalised Hypo Alpe Adria are pictured behind a traffic light in Klagenfurt, file(c) REUTERS
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Die Hypo-Abwicklung droht das Budget zu sprengen. Damit die Bank in den nächsten Monaten über die Runden kommt, sind bis zu 1,43 Milliarden Euro notwendig. Die für Herbst geplante Abbaugesellschaft wird Milliarden kosten.

Wien. Die Hypo Alpe Adria hat erneut die schlimmsten Erwartungen übertroffen. Wie die Bank am Freitagnachmittag mitteilte, braucht sie bis Herbst die nächste Geldspritze von bis zu 1,43 Milliarden Euro. Damit sollen Abwertungen für die Bilanz 2013 sowie bis September 2014 anfallende Verluste und mögliche Risken abgedeckt werden, heißt es. Der Betrag ist höher als bislang angenommen. Noch vor Kurzem war man von 900 Millionen Euro ausgegangen.

Dem Vernehmen nach hat die Hypo die Vorsorgen erhöht, um auf Nummer sicher zu gehen. Denn der Bank war in der Vergangenheit vorgeworfen worden, zu optimistische Prognosen vorgelegt zu haben. Mit den 1,43 Milliarden Euro kommt die Bank aber nur bis September über die Runden. Dann werden die nächsten Milliarden für die geplante Abbaugesellschaft fällig. Damit wird die Hypo heuer das Staatsbudget sprengen. Nationalbank-Chef Ewald Nowotny erklärte vor Kurzem, dass für die Hypo heuer vier Milliarden Euro budgetwirksam werden könnten.

Nun liegt der Ball bei Finanzminister Michael Spindelegger (ÖVP). Dieser muss bis zur Budgetrede am 29. April klären, wie er das Geld auftreiben kann.

Zahlen sind „vorläufig“

Zwischen dem Finanzministerium und der Hypo hängt seit Längerem der Haussegen schief. Vor einer Woche rügte Spindelegger die Hypo-Vorstände, weil diese so lange nicht in der Lage waren, exakte Zahlen über den Geldbedarf zu nennen. Spindelegger schloss daher personelle Konsequenzen in der Hypo nicht aus. Gerüchten zufolge soll der Sessel von Finanzvorstand Johannes Proksch wackeln.

In den vergangenen Tagen hat sich die Situation erneut zugespitzt. Am Donnerstag tagte der Aufsichtsrat fast zwölf Stunden lang, um alle relevanten Bilanzpositionen durchzugehen. Dann wurde dem Finanzministerium mitgeteilt, dass man bis September zwischen 1,1 Milliarden und 1,43 Milliarden Euro benötigen werde. Doch Spindelegger war damit nicht zufrieden. Er verlangte, dass sich die Hypo-Organe auf keine Bandbreite, sondern auf einen Betrag festlegen. Wieder vergingen Stunden. Wieder wurden die Nationalbank und die Finanzmarktaufsicht eingeschaltet. Am Freitagnachmittag entschied sich der Vorstand, den Maximalbetrag als Kapitalbedarf zu definieren.

Trotzdem scheint Spindelegger dem Hypo-Management noch immer nicht zu trauen. Denn im Finanzministerium wurden die von der Bank genannten Zahlen als „vorläufig“ bezeichnet. Man werde das Ganze prüfen. „Erst wenn es vollkommene Klarheit über die Mittelverwendung gibt, wird frisches Geld fließen“, so Spindelegger. Das Misstrauen hat einen guten Grund. Denn die Hypo erhielt erst vergangenen Dezember die letzte Kapitalspritze. Doch schon einen Monat später gab es Gerüchte, dass die Bank für die Erstellung der Vorjahresbilanz wieder einen Zuschuss braucht. Dies wurde jedoch entschieden dementiert.

Wie viel sind Osttöchter wert?

Hypo-Chef Alexander Picker behauptete noch am 24. Jänner 2014: „Seit den letzten Kapitalmaßnahmen Ende 2013 hat sich(...)an den Rahmenbedingungen nichts Wesentliches geändert. Wir können daher weiterhin davon ausgehen, dass die Hypo die für die Bilanzerstellung 2013 nötigen Kapitalvorschriften erfüllen wird.“ Zwei Monate später sieht die Lage völlig anders aus. Trotzdem bleibt Picker dabei, dass die Bank den Staat noch höchstens vier Milliarden Euro kosten wird. Kein Wunder, dass man im Finanzministerium angesichts der vergangenen Aussagen skeptisch bleibt.

Laut „Presse“-Informationen hat die Hypo ihre Osteuropa-Töchter, die verkauft werden sollen, in der Bilanz nicht auf null abgewertet. Das hätte den Vorjahresverlust noch einmal vergrößert, später aber böse Überraschungen erspart. Dem Vernehmen nach liegt der Wert der Osttöchter bei 500 Millionen Euro. Andere Institute sind hier vorsichtiger. Die Bank Austria stellte zuletzt den Wert ihrer Osttöchter auf null. Damit werde die „heutige Realität“ abgebildet, so die Bank Austria.

AUF EINEN BLICK

Die Hypo ist ein Milliardengrab. Bis September benötigt die Bank bis zu 1,43Milliarden Euro. Damit sollen Verluste in der Vorjahresbilanz sowie bis Herbst anfallende Risken abgedeckt werden. Im September werden für die geplante Abbaugesellschaft die nächsten Milliarden fällig. Bislang ist der Steuerzahler schon mit 4,8 Milliarden Euro bei der Hypo engagiert, davon 1,2 Milliarden Euro in Form von Kapitalgarantien.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.03.2014)

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