Der Erlös aus der Kunstsammlung müsste zur Schließung der Länder Türkei, Rumänien und Tschechien herangezogen werden, sagt Creditreform-Chef Weinhofer.
Creditreform-Chef Gerhard Weinhofer rechnet damit, dass Baumax-Gründer Karl-Heinz Essl durch den Verkauf seiner Kunstsammlung an den Staat indirekt zumindest das Österreich-Geschäft der Baumärkte retten kann. Denn um die defizitären Töchter in Rumänien, Türkei und Tschechien zuzusperren, sind bis zu 200 Millionen Euro Schließungskosten notwendig. Damit sollen bestehende Haftungen und Bürgschaften abgegolten werden. Baumax müsste sich künftig auf das Geschäft in Österreich konzentrieren, sagt Weinhofer vom Gläubigerschutzverband zur "Presse". Auch dort soll das Geschäft nicht so gut laufen, wird von verschiedenen seiten kolportiert. Die Chance, dass Baumax als Firma erhalten bleibt, schätzt er auf "größer als 50 Prozent." Das Unternehmen hat 9000 Mitarbeiter, 4000 davon in Österreich.
Expansion im nachhinein nicht gerechtfertigt
Beim möglichen Verkauf der Kunstsammlung gebe es auch noch genügend Gegenstimmen, sagte Weinhofer weiter. Karl-Heinz Essl sagte ebenfalls im "Ö1-Morgenjournal", dass er beim Verkauf seiner Kunstsammlung auf eine einvernehmliche Lösung mit SP-Minister Josef Ostermayer und VP-Landeshauptmann Erwin Pröll hoffe. Schließlich gehe es um ein kulturelles Erbe Österreichs. Kulturminister Josef Ostermayer (SPÖ) äußerte sich dahingehend, dass er auf jeden Fall eine Zerschlagung der Kunstsammlung des Industriellen Karlheinz Essl verhindern wolle. "Das wäre ein großes Problem für den Kunstmarkt", sagte er am Dienstag nach dem Ministerrat. Er verwies auf den von ihm initiierten Runden Tisch in der kommenden Woche, wo erst einmal Zahlen und Fakten außer Frage gestellt werden sollen.
Bevor man seitens des Landes Niederösterreich detailliert über eine Beteiligung am möglichen Ankauf der Essl-Sammlung reden könne, müsse ein verbindliches Kaufangebot des Bundes vorliegen, sagte Peter Kirchweger, Sprecher von VP-Landeshauptmann Erwin Pröll am Dienstag auf Anfrage der APA. Bisher gebe es diesbezüglich nur eine vage Absichtserklärung.
Als Grund für die Unternehmenskrise sieht Essl wie bei so vielen anderen Unternehmen, dass sich auch Baumax mit der Expansion in den Osten übernommen habe. Die Expansion nach Osteuropa sei rückblickend "nicht in der Weise gerechtfertigt" gewesen, sagte Essl. "Im Nachhinein kann man das natürlich leicht kritisieren." Jedes Unternehmen, das international tätig sein wolle, brauche eine entsprechende Größe. Die Krise habe vielen Firmen einen Strich durch die Rechnung gemacht. Investoren hätten sich zurückgezogen, die Kaufkraft in diesen Ländern sei sehr gering, die Arbeitslosigkeit gestiegen.
Land NÖ fordert Sanierungskonzept
Auch das Land NÖ wolle bei der Baumax-Gruppe "alles daransetzen, die gefährdeten Arbeitsplätze nachhaltig abzusichern", betonten VP-LHStv. Wolfgang Sobotka und VP-Wirtschaftslandesrätin Petra Bohuslav am Dienstag. Aber der Weg dorthin sei noch zu diskutieren. "Denn bis dato liegt noch kein schlüssiges Sanierungskonzept der Unternehmerfamilie Essl vor."
Ohne ein solches "öffentliche Gelder für eine Sanierung zu verwenden, ist fragwürdig und wird von mir entschieden abgelehnt", machte Sobotka klar. Jetzt seien die Banken in die Pflicht zu nehmen. Eine Lösung zu deren Gunsten und zulasten der Arbeitnehmer und Steuerzahler werde das Land "sicher nicht akzeptieren".
Mindestens drei Länder an der Kippe
2012 ist die Baumax-Gruppe aufgrund der schlechten Lage bei den In Osteuropa tief in die roten Zahlen gerutscht. Der Nettoverlust der Baumax -Gruppe hatte sich auf 126 Millionen Euro mehr als verdoppelt. Allein die rumänische Tochter schrieb 2012 einen Verlust von rund 26 Mio. Euro. In der Türkei betrugen die Verluste 14 Mio. Euro, in Kroatien machten sie fast elf Mio. Euro aus. Im größten Auslandsmarkt Tschechien waren es 2012 6,7 Mio. Euro Miese. In Bulgarien schrieb die Kette einen Verlust von 6,5 Mio. Euro, in Slowenien waren es 4,2 Mio. Euro. Einzig in der Slowakei machte bauMax einen Jahresüberschuss von 1,1 Mio. Euro.
Baumax prüft derzeit, welche tiefroten Standorte geschlossen werden müssen. Eine Entscheidung zu möglichen Standortschließungen soll es noch im Frühjahr geben. In Österreich betreibt die Kette 66 Filialen.
>> Weinhofer im "Ö1-Morgenjournal"
(APA/red.)