Matura mit Lehre: Plan der Wirtschaftskammer

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Nach der "Lehre mit Matura" soll nun das umgekehrte Modell das Sozialprestige der Lehre heben.

Nach der Lehre mit Matura soll die Matura mit Lehre kommen - zumindest nach Vorstellung der Wirtschaftskammer (WKÖ). Künftig soll es für Maturanten die Möglichkeit geben, in der 7. oder 8. Klasse zunächst als Wahlfach die theoretischen Grundlagen dafür zu erwerben und dann nach der Reifeprüfung in einem "Intensivjahr" zur Lehrabschlussprüfung zu kommen, so WKÖ-Präsident Christoph Leitl.

"Wir wollen eine kleine Revolution", so Leitl. "Wir haben noch immer einen starken Restbestand an Imageproblemen bei der Lehre, die sich mit Sozialprestige verbinden. Da heißt's 'Wenn das Mädchen des Nachbarn in eine höhere Schule geht, muss auch unser Kind in eine höhere Schule gehen, weil unser Dirndl ist ja nicht blöder.'" Solche emotionale Haltungen beruhten auf langentwickelten Klischeevorstellungen, die nur durch eine Änderung des Systems aufgelöst werden könnten.

Mit 19 Jahren beide Abschlüsse

Daher sollten Kinder die Möglichkeit haben, mit 19 Jahren beide Abschlüsse zu haben - nämlich Lehre und Matura. Das Modell Lehre mit Matura sei bereits erfolgreich - zehn Prozent der Lehrlinge nutzten bereits diese Kombination. Dies soll nun auch umgekehrt leichter möglich werden, so Leitl. Derzeit würde Maturanten für die Lehrabschlussprüfung nur ein Jahr Ausbildungszeit angerechnet. Sie bräuchten daher zwei Jahre bis zum Abschluss. "Da überlege ich dann aber schon, ob ich in der gleichen Zeit nicht fast schon einen Bachelor habe", meinte Leitl. Daher solle ein Jahr für eine intensive Ausbildung reichen.

Darüber hinaus wünscht sich Leitl, dass eine Meisterprüfung auch den Zugang zur Fachhochschule eröffnet. Die Wirtschaftskammer startet außerdem heuer mit Berufsakademien, die Lehrabsolventen nach einigen Jahren Berufserfahrung den Zugang zu einer Ausbildung auf akademischem Niveau eröffnet.

Schulen: Individuelle Ziele für Schüler

An den Schulen verlangt die Wirtschaftskammer eine stärkere Differenzierung und Individualisierung des Unterrichts. "Heute verlangen die Lehrpläne von allen die gleichen Standards", monierte Leitl. "Wo Probleme sind, reitet man darauf herum, wo Mehrtalent da ist, liegt es brach." Wichtiger wäre es, in schlechteren Fächern eines Schülers geringere Ziele zu verlangen und in besseren Fächern höhere.

Mit den unterschiedlichen Bewertungsschlüsseln in der Neuen Mittelschule (NMS) habe eine solche Differenzierung nicht funktioniert, so WKÖ-Bildungsexperte Michael Landertshammer. Es mache auch keinen Sinn, starre Leistungsgruppen zu implementieren - diese seien in der Hauptschule mit gutem Grund abgeschafft worden. Seiner Ansicht nach solle es sehr wohl eine Klassengemeinschaft geben, aber innerhalb eines Jahres je nach Fach unterschiedliche Betreuungen der Schüler. "Es ist ja nicht so, dass ein guter Schüler überall gut ist und ein schlechter überall schlecht." Das Problem derzeit sei, dass den Schülern nur ihre Schwächen vor Augen geführt werden - und nicht wo sie gut sind. Daher solle am Ende der Schulpflicht gewährleistet werden, dass jeder gewisse Mindeststandards erreicht - und darüber hinaus hingewiesen wird, wo die Schüler besonders gut seien und wo ihre Potenziale liegen.

Allerdings dürfe die Begabungsdifferenzierung nicht komplett abgeschafft werden wie derzeit an den NMS, so Leitl. "Man verkauft uns Fortschritte im Retourgang. Das ist das genaue Gegenteil von dem, was wir wollen."

(APA)

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