Telekom-II-Prozess: 800.000 Euro für Frühstücksmanager

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Der Richter hat den Auftrag für den Gutachter ausgeweitet.

Wien. Im Telekom-II-Prozess rund um eine 600.000 Euro schwere Scheinrechnung für einen ehemaligen Marketing-Bereichsleiter der Telekom Austria hat Richter Michael Tolstiuk am Dienstag den Auftrag für den Gutachter ausgeweitet. Zuvor war der Ex-Bereichsleiter von einem Zeugen belastet worden, der die ausgezahlte Summe als „unglaublich“ und „unmöglich“ bezeichnet hatte.

Einmal mehr kristallisierte sich heraus, dass die 600.000 Euro – zusätzlich zu rund 200.000 Euro, die offiziell als Abfertigung gezahlt wurden – deswegen über eine Scheinrechnung bezahlt wurden, um sie vor dem Betriebsrat zu verschleiern. Angesichts tausender Kündigungen bei der Telekom hätte dies nämlich für „Wirbel“ gesorgt. Man wisse ja, welche Macht Betriebsräte hätten, meinte ein mitangeklagter Werbeexperte. Die Scheinrechnung war von der Werbeagentur Euro-RSCG gestellt worden, dafür müssen sich drei ehemals leitende Mitarbeiter der Agentur verantworten.

Im Zuge der Zeugenvernehmung im Wiener Straflandesgericht hat am Dienstag der damalige Festnetz-Vorstand der Telekom, Rudolf Fischer, ausgesagt, dass es durchaus vorgekommen ist, dass Spitzenmanager, um sie loszuwerden, noch mehrjährige Verträge erhielten, ohne dafür arbeiten zu müssen. Einer dieser „Frühstücksdirektoren“ (Zitat Fischer) habe so 800.000 Euro kassiert.

Richter Michael Tolstiuk erweiterte die Beauftragung des Gutachters um die Einschätzung, wie hoch die Abfertigung bei anderen Bereichsleitern war, welche Vorgaben im Sozialplan 2007 vorgesehen waren und wie die steuerliche Beurteilung der Abfertigung zu sehen ist. (APA)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.04.2014)

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