Handel: Wettlauf ums Essen aus dem Netz

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Die Pfeiffer-Gruppe (Zielpunkt, Unimarkt) startet eine Online-Offensive und will Lebensmittel gratis an die Haustür liefern. Damit sollen Billa und Spar attackiert werden.

Wien. Den täglichen – oder zumindest wöchentlichen – Einkauf im Supermarkt ins Internet zu verlagern und sich Lebensmittel an die Haustüre liefern zu lassen – der Gedanke ist für viele lange nicht so selbstverständlich wie die Onlinebestellung von Mode, Elektroartikeln oder Büchern. Der Lebensmittelhandel ist in der Tat eine der wenigen Branchen, in denen das Onlinegeschäft noch nicht durchgestartet ist. Die Umsatzanteile liegen gerade einmal bei einem Prozent. Hierzulande wohlgemerkt, in anderen Ländern, Großbritannien etwa, ist die Sache schon etwas weiter gediehen.

Aber auch der heimische Lebensmittelhandel macht sich langsam Gedanken, wie sich das viel gepriesene Multichanneling – die Vernetzung von stationärem und Internethandel – in die Realität umsetzen lässt. Prophezeien manche Studien doch, dass die Online-Marktanteile im Food-Bereich bis 2025 auf 40 Prozent anwachsen werden.

Zustellung und Pick-up-Boxen

Angesichts dieser Zukunftsaussichten hat Billa vergangenes Jahr seinen Onlineshop ausgebaut und bietet im Großraum Wien Hauszustellung an. Auch Merkur hat einen Onlineshop, der allerdings überwiegend auf Großbestellungen und Firmenkunden spezialisiert ist. Spar beschränkt sich im Lebensmittelbereich noch auf Online-Weinhandel.

Am Dienstag gab nun die Pfeiffer-Gruppe (Zielpunkt, Unimarkt), bekannt, einen großflächigen Vorstoß in Sachen Onlinehandel zu planen. Im Sommer – genaues Datum wurde nicht bekannt gegeben – startet Pfeiffer mit einem Zielpunkt- bzw. Unimarkt-Onlineshop und bietet in ganz Oberösterreich und in Wien Hauszustellung an. Außerdem stellt Pfeiffer noch heuer in Linz Pick-up-Stationen für die Selbstabholung auf. 2015 will Pfeiffer die Stationen schrittweise auf ganz Österreich ausweiten. Das Pick-up-System funktioniert so: Der Kunde bekommt nach seiner Onlinebestellung per SMS einen Code für ein Fach in der jeweils nächsten Station zugewiesen und kann in einem gewissen Zeitfenster seinen Einkauf abholen. In den Pick-up-Stationen werden die Lebensmittel in drei Kühlzonen gelagert.

Keine Extrakosten für die Lieferung

Mehr kosten als der physische Einkauf im Geschäft soll die Onlinebestellung nicht (bei Billa zahlt man in Wien bei einer Bestellung bis 50 Kilo 5,99 Euro, im Wiener Umland 8,99, und auch bei Selbstabholung in den Filialen fällt eine Gebühr von einem Euro an). Allerdings ist als Mindestbestellwert die Summe von 20 Euro festgelegt.

Auch die Hauszustellung soll ab dieser Bestellsumme gratis sein. Und ab Winter 2014 soll in Wien und Linz auch eine Lieferung am selben Tag möglich sein. Nur in diesen Ballungsräumen wird es die Möglichkeit geben, für die Lieferung ein Zeitfenster zwischen 17 und 21 Uhr zu wählen. Außerhalb dessen wird im normalen Lieferrhythmus der Post zugestellt, also am Vormittag des folgenden Tages – für viele nicht unbedingt die optimale Zeit, um zu Hause ein Lebensmittelpaket entgegenzunehmen. Für jene, die vormittags nicht daheim sind, seien die Pick-up-Stationen eine gute Option. „Wir wollen die Pick-up-Boxen an verkehrsfrequenten Orten anbringen, und zwar dort, wo Nahversorgung Mangelware ist“, sagt Projektleiter Markus Böhm und rechnet mit regem Interesse im ländlichen Raum. In Städten könne man die Boxen zum Beispiel in U-Bahn-Stationen oder Bahnhöfen platzieren.

Für die Startphase bis Ende 2014 hat die Pfeiffer-Gruppe einen „siebenstelligen Betrag“ investiert. Weitere Investitionen seien sicher nötig, sagt Pfeiffer-Geschäftsführer Erich Schönleitner. In drei bis fünf Jahren soll die für das Onlinegeschäft eigens gegründete GmbH in der Gewinnzone sein. Marktführerschaft sei das Ziel. Keine allzu schwer zu nehmende Hürde angesichts der derzeit überschaubaren Konkurrenz.

Bei Billa spricht man zwar von 50 Prozent Umsatzwachstum seit dem Relaunch des Onlineshops vor einem halben Jahr. Der Anteil am Gesamtumsatz liegt aber nach wie vor unter einem Prozent. (es)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.04.2014)

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