Energie: Deutsche Bank: „Stromkonzerne enteignen“

Laut der Bank halten die Konzerne über ihre Netze die „Konkurrenten klein und die Preise hoch“.

Wien (red.). „Ideal wäre eine vollständige Trennung der Stromerzeugung von den Netzen“, schreibt die Deutsche Bank in einer Studie. Die deutsche Großbank plädiert damit für den Plan der EU-Kommission, wonach die Stromriesen in Europa zerschlagen werden sollen: „Bis dato ermöglichen die Leitungsmonopole den Stromkonzernen, die Konkurrenten klein und die Preise hoch zu halten“, so die Bank.

„Mit Marxismus hat das nichts zu tun“, betont Studienautor Josef Auer gegenüber dem „Spiegel“. „Es geht uns einfach um mehr Wettbewerb – im rein marktwirtschaftlichen Sinne.“ Dass eine Zerschlagung, wie die Stromkonzerne stets betonen, quasi einer Enteignung gleichkäme, stört die Bank nicht. Der Bau der Netze sei durch jahrzehntelange überhöhte „Monopolrenditen“ finanziert worden und daher erscheine auch die Eigentumsfrage „in einem anderen Licht“. Die radikalen EU-Pläne werden aber am Widerstand Deutschlands und Frankreichs scheitern, meint die Bank.

Neues Europa-Netzmonopol?

Dass die Stromkonzerne sich massiv gegen eine Enteignung wehren, zeigt ein Angebot der deutschen Stromkonzerne: Sie haben laut „Süddeutscher Zeitung“ angeboten, ihre Netze mit jenen aus Frankreich und den Benelux-Ländern zu verschmelzen. Damit wäre ein neuer Netzmonopolist geschaffen, an dem die Energieriesen beteiligt bleiben, aber kein Konzern das Sagen hat. „Wir behalten das Eigentum an den Leitungen, schaffen aber selbst Wettbewerb“, zitiert die Zeitung einen Energiemanager.

Ähnliche Überlegungen gibt es auch in Österreich. Energieminister Martin Bartenstein will über die Fusion der Stromnetze in Österreich mehr Wettbewerb schaffen. In Brüssel ist man diesen Plänen gegenüber skeptisch.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.03.2007)

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