Ökologie: Warum eine alte Waschrumpel umweltfreundlicher ist

Die Presse (FAbry)
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Für die Umwelt kann es besser sein, eine alte Waschmaschine zu behalten. Ein Wiener Betrieb „tuned“ sie aufs Energiesparen.

WIEN. Wem die Umwelt am Herzen liegt, der sollte seine alte Waschmaschine keineswegs wegwerfen. Die alte Rumpel könnte umweltfreundlicher sein, als das neue Gerät mit der Öko-Taste – trotz des größeren Wasser- und Energieverbrauchs. So paradox das erscheinen mag, eine Studie der Schweizer Lebenszyklusforscher von ESU-Services belegt, dass eine alte Maschine gut für unsere „Ökobilanz“ ist. Schließlich verbraucht eine neue Waschmaschine bereits Energie, bevor sie in Betrieb geht – in der Herstellung.

Denn 53 Prozent der Umweltbelastung, die über das gesamte Leben einer neuen Waschmaschine anfällt, entsteht in der Produktion und beim Transport. „Zumindest, wenn man die ganze Spanne des Maschinenlebens betrachtet und einkalkuliert, dass der Strom von sauberen Energiequellen kommt“, sagt Studienautor Rolf Frischknecht. Bauxit für die Aluminium-Teile wird etwa im Regenwald gewonnen, gereinigt, erhitzt, mit Lauge versetzt und geformt. Nur 35,8 Prozent der Umweltverschmutzung soll demnach in der Waschküche entstehen.

„Die Technik ist ausgereizt“

„Dabei werben Waschmaschinen-Hersteller immer damit, dass es am besten für die Umwelt sei, eine neue Maschine zu kaufen“, sagt Sepp Eisenriegler, Chef des Wiener Reparaturbetriebs R.U.S.Z, der mit Waschmaschinen viel Erfahrung hat. Auf neuen Maschinen prangt ein großes „A++“, die beste Note in Sachen Energieverbrauch.

„Es hängt von der Betrachtungsweise ab, ob eine Waschmaschine aus Umweltsicht ausgetauscht werden soll“, meint Frischknecht. „Und vom Standort.“ Eine polnische Maschine verschmutze die Umwelt mehr als eine österreichische, die großteils aus der Wasserkraft gespeist wird. Eine relativ sparsame ältere Maschine sollte daher nicht voreilig getauscht werden, meint Frischknecht.

Wie sich das aus ökonomischer Sicht auszahlt, steht auf einem anderen Blatt. Eine neue Billigwaschmaschine (Klasse A+) kostet 300 Euro. Dagegen schlägt sich eine 15 Jahre alte Maschine bei täglichem Gebrauch mit etwa 50 Euro Mehrkosten auf die Strom- und Wasserrechnung nieder (www.eu-label.de).

Denn Waschmaschinen sind effizienter geworden. Hat ein Gerät vor 30 Jahren bei einem 60-Grad-Waschgang 2,35 Kilowattstunden (kWh) verbraucht, so frisst eine moderne Maschine nur noch eine kWh. Das geht aus einer Studie der „Gesellschaft für umfassende Analysen“ (GUA) im Auftrag des Lebensministeriums hervor.

„Bei Energieeffizienz ist die Technik ausgereizt“, glaubt Eisenriegler. Dennoch geht er mit den Herstellern hart ins Gericht. „Die neuen Waschmaschinen haben nur noch eine Lebensdauer von acht Jahren.“ Eisenriegler beruft sich dabei auf Erfahrungen aus dem Reparaturalltag.

Waschmaschinen-Tuning

Die Hersteller selbst sehen das anders. „Auch neue Miele-Geräte halten mindestens 20 Jahre“, versichert Miele-Sprecherin Petra Ummenberger. Bei Geräten über 15 Jahren könne es sich aus Umweltgründen auszahlen, auf eine neue, sparsame Maschine umzusteigen. „Zumal 90 Prozent einer entsorgten Maschine wiederverwertet werden könnten.“ Beim europäischen Herstellerverband CECED glaubt man, dass zehn Jahre alte Geräte getauscht gehörten.

Eisenriegler protestiert zwar. „Aber es gibt eine Erfindung, die diese Diskussion obsolet macht“, sagt er. Im R.U.S.Z, das Langzeitarbeitslose beschäftigt und vom AMS gefördert wird, hat Eisenriegler mit Unterstützung des Kerp-Instituts an einer Technik gefeilt, wie man aus einer alten, Energie-fressenden C-Waschmaschine eine der Klasse A machen kann.

Der Trick: der eingebaute Wasserdruckschalter wird umgebaut, sodass die Maschine weniger Wasser verbraucht. Die Waschleistung gehe dabei nicht zurück, wie die R.U.S.Z/Kerp-Studie belegt. Dazu wurden Test-Streifen gewaschen, die in Blut, Rotwein und Motoröl getaucht worden waren – und genauso sauber wurden.

„Bei einer zehn Jahre alten Miele zahlt sich das Nachrüsten auf jeden Fall aus“, glaubt Eisenriegler, der für das „Waschmaschinen-Tuning“ 120 Euro verlangen will. Rentieren kann sich das Investment allerdings nur, wenn die Maschine dann auch noch sechs Jahre weiterwäscht. Und freilich: Für 300 Euro bekommt man eine neue Billigwaschmaschine der Klasse A.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.09.2007)

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