Illegales Glücksspiel: Stadt Wien zeigt Novomatic an

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Ehemalige Novomatic-Mitarbeiter berichten von "Champagner und Prostituierten" für hochrangige Polizisten. Das Landeskriminalamt Niederösterreich ermittelt.

»Ich bin überrascht, wie viele junge Leute und auch Hausfrauen an den Automaten ihr Geld verspielen.«

SP-Stadträtin Ulli Sima

Die Stadt Wien hat den Glückspielkonzern Novomatic wegen illegalen Glückspiels bei der Staatsanwaltschaft Wien angezeigt. Das berichtet die Stadtzeitung Falter in ihrer am Mittwoch erscheinenden Ausgabe. SP-Stadträtin Ulli Sima und die für das Veranstaltungwesen zuständige MA 36 haben Bedenken, ob die in Wien aufgestellten Novomatic-Automaten wirklich dem Glückspielgesetz entsprechen.

Das Gesetz sieht beim sogenannten "kleinen Glücksspiel" vor, dass pro Spiel nur 50 Cent Einsatz und 20 Euro Gewinn vorgesehen sind. Doch diese Bestimmungen würden umgangen. "Ich habe mir die Wiener Wettcafes angeschaut", so Sima: "Ich bin überrascht, wie viele junge Leute und auch Hausfrauen an den Automaten ihr Geld verspielen." Vor allem die kleinen Wettcafes stören Sima: "Dort lässt sich der Jugendschutz nicht kontrollieren."

"Schutzwall gegen behördliche Verfolgung"


Der Falter beruft sich auch auf laufende Ermittlungen des Landeskriminalamtes Niederösterreich (LKA) gegen die Novomatic. Demnach soll das Unternehmen "offensichtlich massives Lobbying zugunsten der (Automaten, Anm.) betrieben" haben. Ein Bezirksinspektor habe festgehalten, dass im Umfeld der Novomatic "Sachverständige durch das Anbieten von gut honorierten Beraterverträgen für objektive Ermittlungen nicht mehr herangezogen werden können." Zeugen, so ein Aktenvermerk, würden durch Klagen eingeschüchtert. Die Novomatic habe laut Polizei einen "Schutzwall aufgebaut, um sich gegen behördliche Verfolgung zu schützen".

In einem Aktenvermerk, der dem Falter nach eigenen Angaben vorliegt, hält das Landeskriminalamt die Aussagen ehemaliger Novomatic-Mitarbeiter fest, die unter der Wahrung ihrer Anonymität angeben, es seien hochrangige Wiener Polizisten auf "Champagner und Prostituierte" eingeladen und Automaten fürs Finanzamt frisiert worden.

Novomatic: "Absurde" Vorwürfe

Die Novomatic weise diese Vorwürfe vehement als "absurd" zurück. Der Konzern habe nichts Illegales getan, alle Automaten seien behördlich genehmigt. Wer anderes behaupte, werde geklagt. Die Ermittlungen würden in Kürze eingestellt, so ein Sprecher. (Ag.)

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