Schulden: Rund 15.000 Privatkonkurse bis zum Jahr 2015

Die Verschuldung der Haushalte wird laut KSV steigen.

wien (eid). Der Trend, der sich in den letzten Jahren abzeichnete, setzt sich heuer verstärkt fort: Während die Zahl der Firmenpleiten in Österreich weiter zurückgeht, steigen die Privatkonkurse dramatisch an. Und sie werden noch weiter steigen: „Ich rechne in fünf bis sieben Jahren mit einer Verdoppelung auf rund 15.000 eröffnete Verfahren“, sagte der Insolvenzexperte des Kreditschutzverbandes von 1870 (KSV), Hans-Georg Kantner, am Mittwoch. Heuer stehen 8729 Privatkonkurse (plus 16,3 Prozent) 6279 Firmenpleiten (minus 6,4 Prozent) gegenüber. Spitzenreiter bei den Firmen ist der Fußballklub GAK mit 70 Mio. Euro Schulden.

Hintergrund der Entwicklung sind die gut 100.000 überschuldeten Haushalte, die schwere Zahlungsprobleme haben. Auch diese Zahl wird laut Kantner steigen. Denn zu den ehemaligen Unternehmern, die nach dem Konkurs ihrer Firma sich selbst entschulden müssen, und den durch Krankheit, Scheidung und/oder Jobverlust in die Bredouille geratenen Menschen kämen immer mehr und immer jüngere Personen, die einfach auf Pump lebten.

Arbeitsplatz als Voraussetzung

Dennoch sieht der KSV die Entwicklung positiv: Die gute Wirtschaftslage lasse nicht nur die Unternehmen länger leben, der robustere Arbeitsmarkt ermögliche auch mehr Menschen einen Privatkonkurs. „Nur wer einen Job hat, kann ein ordentliches Verfahren mit Zahlungsplan eröffnen und seine Schulden begleichen“, sagt Kantner. Überlegungen der Politik, die Mindestquote von zehn Prozent im Privatkonkurs zu reduzieren oder sogar abzuschaffen, lehnt der KSV daher ab.

Begrüßt wird hingegen das vom Justizministerium für 2008 geplante Sanierungsverfahren für Unternehmen mit einer Mindestquote von 30 Prozent (der Schuldner muss zumindest 30 Prozent seiner Verbindlichkeiten begleichen). Damit soll die Sanierung und das Überleben eines Unternehmens erleichtert werden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.12.2007)

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