MEL-Verkauf startet zu Silvester

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Der Verkauf der Meinl European Land (MEL) startet noch knapp vor dem Jahreswechsel: Am Montag will Meinl den Käufer der MEL-Management-Gesellschaft MERE bekannt geben.

Wien (eid/dom/ju). Der Abverkauf der nach einer verschwiegenen Zertifikats-Rückkaufaktion im Sommer in schwere Bedrängnis geratenen Immobiliengesellschaft Meinl European Land (MEL) beginnt doch noch in diesem Jahr: Am Silvestertag wird MEL zumindest den Verkauf der Managementgesellschaft MERE (Meinl European Real Estate Ltd.) bekannt geben. Der Verkauf hätte schon am Freitag verkündet werden sollen, die Verhandlungen zogen sich dann aber doch noch in das Wochenende hinein.

Zuschlag an britischen Investor?

Am Freitag deutete viel darauf hin, dass ein britischer Investor zum Zug kommt. Die in Frage kommenden (und jüngst mehrmals genannten) österreichischen Investoren wie René Benko und Eco Business dementierten, dass sie Interesse hätten oder noch im Rennen seien. Die zumindest indirekt im Einflussbereich der Meinl Bank stehende MERE (im Board of Directors sitzen Meinlbank-Vorstand Peter Weinzierl und Meinl-Finanzchef Stephan Visy) beherrscht die MEL per Managementvertrag völlig – und kassiert dafür von MEL jährliche Managementgebühren in Millionenhöhe. Beide Unternehmen sind offiziell im Offshore-Paradies Jersey angesiedelt.

Die „Ablöse“ dieses Managementvertrages an Meinl soll auch bis zuletzt der Knackpunkt bei den Verkaufsverhandlungen gewesen sein. Der Vertrag zwischen MERE und MEL kann nämlich nur unter Einhaltung einer sechsjährigen Kündigungsfrist aufgehoben werden. Nach früheren Berichten verlangt Meinl für die Auflösung 150 bis 200 Mio. Euro, heuer sollen aus den diversen Gebührenverträgen (etwa für das externe Management und für die Verwendung des Namens Meinl) rund 20 Mio. Euro von MEL zu Meinl geflossen sein. Der Verkauf der Managementgesellschaft ist aber nur der erste Schritt für eine Totalübernahme der zumindest imagemäßig angeschlagenen MEL, deren Börsekurs seit Bekanntwerden der verschwiegenen Zertifikatsrückkäufe von mehr als 21 auf unter zehn Euro abgestürzt ist. Geredet wird auch über eine direkte Investorenbeteiligung an der MEL.

Die steht derzeit nur noch zur Hälfte im Streubesitz jener „Zertifikateure“, die das Papier an der Wiener Börse erworben haben. Rund 20 Prozent der Zertifikate sind von der MEL zurück gekauft worden (wobei allein der Wert dieses „Zertifikatspakets“ seit dem Sommer um fast eine Mrd. Euro geschrumpft ist). Ein Drittel des Unternehmens gehört den geheimnisvollen Besitzern jener 150.0000 in einem karibischen Briefkasten registrierten „Partly Paid Shares“, die zwar nur mit einem Cent pro Stück (rund ein Tausendstel des derzeitigen Börsewertes) einbezahlt sind, aber volles Stimmrecht gewähren. Meinl hat sich immer geweigert, den oder die Besitzer dieses Pakets zu nennen. Zugegeben wurde nur, dass es „unter dem Einfluss des MEL-Boards“ steht. Vermutungen (unter anderem von Analysten), dass Meinl selbst dieses Paket hält, wurden von diesem immer energisch zurückgewiesen.

Übernahmeangebot erwartet

Fest steht, dass der neue MEL-Investor den MEL-Zertifikatsbesitzern ein Übernahmeangebot legen wird, das nach derzeitigem Stand kaum höher als 12 oder 13 Euro pro Aktie liegen wird. Allerdings gelten die hohen Kurse vom Frühjahr ohnehin unerreichbar.

AUF EINEN BLICK

Der Verkauf der Meinl European Land startet noch knapp vor dem Jahreswechsel: Am Montag will Meinl den Käufer der MEL-Managementgesellschaft MERE bekannt geben.

MEL selbst dürfte schrittweise abgegeben werden, Analysten erwarten ein Übernahmeangebot an die „Zertifikateure“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.12.2007)

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