„Sind erst am Anfang einer Rally“

Analysten prophezeien eine weitere Steigerung der globalen Agrar-Preise.

CHICAGO/PARIS (Bloomberg/ku). Der Preisauftrieb bei agrarischen Rohstoffen geht auch im neuen Jahr weiter. Gestern, Mittwoch, erreichten die Maisnotierungen an der Chicagoer Warenbörse den höchsten Stand seit elf Jahren. Und Soja stieg auf den höchsten Wert seit mehr als 30 Jahren. Weizen näherte sich erneut dem Höchststand an, der kurz vor Weihnachten erreicht worden war.

Unmittelbarer Anlass der Verteuerungen war, dass China seit Jahreswechsel eine Exportsteuer auf Getreide einhebt, um die starke Teuerung im eigenen Land zu bekämpfen. Das macht die Händler nervös – denn dadurch wird das Angebot noch knapper. Die Getreideernten waren im Vorjahr wegen weit verbreiteter Dürre schwach. Zwar wird in vielen Ländern die Anbaufläche ausgeweitet – doch auch für die nächste Ernte werden bereits wetterbedingte Ausfälle befürchtet.

Die Nachfrage nach Getreide steigt dagegen weiter: Zum einen benötigen Schwellenländer, allen voran Indien und China, immer mehr Getreide – als Futter für Tiere. Denn mit wachsendem Wohlstand ändern Chinesen und Inder ihre Ernährungsgewohnheiten.

33 Prozent Rendite

Zum anderen wächst die Biosprit-Produktion in den USA weiter, nachdem US-Präsident George W. Bush vor Weihnachten verordnet hat, dass mehr Biosprit zu Benzin und Diesel beizumischen ist.

Analysten von Goldman Sachs und der Deutschen Bank betonten am Mittwoch, dass ein Investment in Agrar-Rohstoffe 2006 zu den besten Anlageformen gehörte – die Rendite lag demnach bei 33 Prozent. Und sie raten, auch heuer auf Rohstoffe zu setzen. Denn diese seien weiterhin „billig“: Wenn man die Inflation berücksichtigt, sei Mais im Jahr 1974 mehr als drei mal so teuer gewesen, rechnen Experten vor.

Ähnlicher Meinung ist auch Michael Lewis, Experte bei der Deutschen Bank: Er meint, dass Rallys in Agrarmärkten bisher stets zwei Jahre gedauert und eine Wertsteigerung von 135 Prozent gebracht hätten. Seiner Meinung nach wird dieser Zyklus länger dauern – nämlich drei bis vier Jahre – und Wertsteigerungen um 250 Prozent bringen. Einen noch länger anhaltenden Boom sieht Christopher Wyke, Produktmanager bei Schroeders: „Wir sind erst in einem frühen Stadium der Rally, die 20 Jahre dauern könnte.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.01.2008)

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