Boom der Billig- und Teuerautos

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Hochpreisige SUVs und Limousinen einerseits und Sparmobile andererseits finden reißenden Absatz. Der indische Tata "People's Car" wird mit 1.700 Euro Listenpreis neue Maßstäbe setzen.

Daimler verzeichnete 2007 mit 1,286 Millionen verkauften Autos den höchsten Absatz der Firmengeschichte. Davon waren 1,185 Millionen von der Kernmarke Mercedes-Benz, der Rest Maybach und Smart. Das entspricht einer Steigerung von über drei Prozent bei Mercedes und rund zwei Prozent gesamt im Vergleich zum Vorjahr. Vor allem die gehobene Mittelklasse (Mercedes C) und die Geländewagen (M) waren weltweit begehrter als im Vorjahr.

Rückläufige Absätze in Mitteleuropa wurden durch enorm gestiegene Exporte mehr als ausgeglichen: In der Region Asien/Pazifik konnten zwölf Prozent mehr verkauft werden als 2006. Auch in China, Indien und Russland setzte Mercedes deutlich mehr Fahrzeuge ab.

China ist auch der wichtigste Exportmarkt für den Ingolstädter Konkurrenten Audi: Gegenüber 2006 konnten mit 102.000 Autos ein Viertel mehr abgesetzt werden. Das meistverkaufte Modell mit über 70.000 Exemplaren war der Klassenkonkurrent der C-Klasse von Mercedes, der Audi A6.

Noch stärkerer Boom im Billigsegment

Das weltweit am schnellsten wachsende Segment befindet sich jedoch am anderen Ende der Preisskala. Der 2004 eingeführte Dacia Logan von Renault, der in Österreich unter 8.000 Euro kostet, ist nur ein Vorgeschmack auf das Marktpotenzial. Allein im ersten Halbjahr 2007 konnten über 110.000 des in Rumänien produzierten Autos in 47 Ländern abgesetzt werden.

Der deutsche Automobilexperte Ferdinand Dudenhöffer schätzt, dass Renault noch vor dem Jahr 2010 die Marke von einer Million verkaufter Exemplare jährlich erreichen wird. Den Weltmarkt in acht Jahren für Autos unter 10.000 Euro Listenpreis schätzt er auf rund 10 Millionen.

1.700 Euro-Auto kommt aus Indien

Am Donnerstag, 10. Jänner, stellt der indische Autobauer Tata sein „People’s Car“ vor. Mit 2.500 US-Dollar (rund 1.700 Euro) Listenpreis ist es das billigste Auto der Welt. Anfänglich sollen 250.000 Stück produziert werden, in weiterer Folge rechnet der Konzern mit einer jährlichen Nachfrage von über einer Million Autos. Dank Leichtbauweise und nur 30 PS Leistung soll der Verbrauch unter vier Litern Benzin auf 100 km liegen. Der CO2-Ausstoß soll nur 97 Gramm pro Kilometer betragen und damit unter der umstrittenen geforderten EU-Norm von 120g/km liegen.

Zum Vergleich: Ein Auto der gehobenen Mittelklasse bläst meist über 150g/km des Treibhausgases in die Luft. Ob, wann und zu welchem Preis der Tata „Volkswagen“ in Österreich erhältlich sein wird ist noch offen.

Die primären Zielmärkte sind aber ohnehin Schwellenländer wie Indien und China, wo die Fahrzeugdichte noch gering ist: In China kamen 2006 gerade 14 Autos auf 1000 Einwohner, in Indien sogar nur acht. In Deutschland zum Vergleich waren es 559, in Österreich 536 pro 1000. Angesichts dieser neuen Märkte haben auch Toyota, Honda und Fiat angekündigt, ins Billigsegment einsteigen zu wollen. (Ag./ebl)

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