9000 Firmenpensionen werden gekürzt

AP
  • Drucken

Altersvorsorge: Die heimischen Pensionskassen schafften im Vorjahr eine Rendite von nur zwei Prozent. Im internationalen Vergleich stehe man noch immer gut da.

Wien (b.l.).Das Jahr 2007 war für die internationalen Finanzmärkte kein wirklich erfreuliches. Das bekommen jetzt auch die österreichischen Firmenpensionisten zu spüren: 9000 von ihnen– jeder sechste– müssen heuer mit Pensionskürzungen von durchschnittlich drei Prozent rechnen. 800 werden sogar sieben Prozent weniger bekommen.

Grund für diese schwache Ausbeute ist die magere Performance von zwei Prozent, die die sechs überbetrieblichen und 13 betrieblichen Pensionskassen im Vorjahr für ihre Kunden erwirtschaftet haben. Noch schlechter war die Rendite zuletzt im Jahr 2002, als sie im Minus lag (siehe Grafik).

Besser als die Schweizer

Beiden Pensionskassen verweist man darauf, dass man im internationalen Vergleich immer noch gut liege: Länder wie die Schweiz oder Irland, die in den vergangenen Jahren meist höhere Erträge erzielten als die Österreicher mit durchschnittlich 6,8 Prozent, schnitten heuer schlechter ab: Die Schweizer Pensionskassen schafften nur ein Plus von einem Prozent, die Iren rutschten gar 2,5 Prozent ins Minus. Grund ist die höhere Aktienquote in diesen Ländern. In Österreich liegt diese bei 40 Prozent, möglich wären bis zu 70 Prozent. Bei der Veranlagung haben die Betriebsräte Mitspracherecht.

Schwache „zweite Säule“

An Verwaltungsgebühr heben die Kassen zwischen einem und fünf Prozent der Beiträge ein, dazu kommt eine Vermögensverwaltungsgebühr von 0,75 Prozent. (Die Gebühren sind bei der Rendite von zwei Prozent schon berücksichtigt.) Insgesamt verwalten die Pensionskassen ein Vermögen von 13,1 Mrd. Euro. Das entspricht etwa fünf Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Im internationalen Vergleich ist das wenig: Im OECD-Schnitt liegen 72,5 Prozent des BIP in Pensionsfonds.

Die „zweite Säule“ des Pensionssystems (die erste ist das staatliche System, die dritte die private Vorsorge) ist in Österreich schwach ausgeprägt. Pensionskassen gibt es erst seit 1991. Davor hatten die Direktzusagen die Oberhand: Unternehmen versprachen ihren Führungskräften hohe Zuschläge zur staatlichen Pension, um sie bis zum Pensionsantritt an sich zu binden. Viele Zusagen wurden später in Pensionskassen übertragen. Die Erwartungen, die man dabei in den 90er Jahren an die Pensionskassen hegte, waren aber bisweilen zu optimistisch: So gingen manche sogar von einer jährlichen Wertentwicklung von 6,5 Prozent aus. Unternehmen, Betriebsräte und Pensionskassen vereinbarten, dass die Pensionisten anfangs die von den Firmen zugesagte hohe Pension erhalten sollten, es aber nur dann eine Erhöhung geben sollte, wenn die Pensionskasse mindestens 6,5 Prozent Ertrag erzielte. Schafft sie weniger, sinkt die Pension. Solche „alten“ Verträge sind jetzt häufiger von Pensionskürzungen betroffen.

Bei neuen Verträgen geht man von einer schwächeren Wertentwicklung aus, wodurch es seltener zu Pensionskürzungen kommt. Im Schnitt erhielten Firmenpensionisten zuletzt 480 Euro pro Monat. 539.000 Österreicher haben Anspruch auf eine Firmenrente aus einer Pensionskasse oder beziehen eine. Eine noch schlechtere Performance als die Pensionskassen erwirtschaften im Vorjahr die Mitarbeitervorsorgekassen (Abfertigung neu), die für 2,44 Millionen Arbeitnehmer 1,6 Mrd. Euro verwalten: Sie erzielten 1,94 Prozent Rendite.

Zum Vergleich: Der Wiener Leitindex ATX legte nur um 1,11 Prozent zu. Für täglich abhebbares Geld auf Sparbüchern erhielt man bis zu vier Prozent Zinsen.

Glosse auf Seite 39

AUF EINEN BLICK

539.000Österreicher haben Anspruch auf eine Firmenpension aus einer Pensionskasse oder beziehen eine solche. 12.300 Arbeitgeber zahlen ein.

9000 Pensionisten müssen sich heuer auf Pensionskürzungen einstellen. Grund ist die schwache Performance der Pensionskassen von zwei Prozent.

Die heimischen Pensionskassenverwalten derzeit 13,1 Mrd. Euro.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.01.2008)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.