Weltmarktführer Efkon erwartet Pkw-Maut ab 2012

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Das Geld liegt für die 1994 in Graz gegründete Efkon auf der Straße. Weltweit 20.000 km Autobahnen wurden bisher mit Maut-Systemen ausgestattet. Zuletzt wurden 57 Mio. Euro umgesetzt.

GRAZ. Helmut Rieders Geduld mit der Stadt Graz ist am Ende. Der Geschäftsführer des Mautsystem-Anbieters Efkon wird die Unternehmenszentrale mit knapp 180 Mitarbeitern aus der steirischen Landeshauptstadt abziehen und in eine Umlandgemeinde übersiedeln. Der Spatenstich soll spätestens im Frühjahr 2009 erfolgen.

„Ich fühle mich von der Grazer Politik betrogen“, schimpft Rieder gegenüber der „Presse. Er stützt seine Kritik auf nicht eingehaltene Versprechen im Zusammenhang mit einer geplanten Übersiedlung in den von der Stadt als High-Tech-Standort angepriesenen Innovationspark Puchstraße. Für die neue Efkon-Zentrale war bereits ein Architekturwettbewerb im Laufen, „plötzlich soll dort auch ein Schrotthändler und ein Bierlager angesiedelt werden“, ärgert sich Rieder: „Das hat mit einem Innovationspark nichts zu tun.“ Rieder überlegt jetzt gerichtliche Schritte gegen die Stadt.

Auch ein kostenlos angebotener Modellversuch für ein City-Mobility-Management wurde von den Grazer Rathauspolitikern abgelehnt – und wird jetzt in einem anderen Bundesland realisiert. Es soll ein Testlabor für ein modernes Verkehrsleitsystem werden, bei dem die Autofahrer über Navigationssysteme, Handys oder elektronisch steuerbare Hinweistafel je nach Verkehrsaufkommen in eine Stadt geführt werden. „Ist die Feinstaubbelastung zu hoch, erhält der Fahrzeuglenker sobald er in den Sendebereich der Anlage kommt Informationen, wo es kostenlose Parkplätze gibt, wie weit er zu welchen Tarifen in die Stadt hineinfahren kann und ab wann und wo Strafen drohen“, so Rieder.

Von derzeitigen Citymaut-Systemen hält er dagegen nichts: „Das sind Kasperl-Krokodil-Modelle, mit denen nur der Verkehr unsanft eingedämmt werden soll.“

Global 80 Prozent Marktanteil

Auch für die heimischen Autobahnen, wo derzeit ein veraltetes Mikrowellen-gestütztes Lkw-Mautsystem („Go Box“) im Einsatz ist, kündigt Rieder ein technisches Upgrading an. Vorbild ist das deutsche Autobahnnetz, das von Efkon mit einem kombinierten Infrarot-Satelliten-System ausgestattet wurde.

Insgesamt hat Efkon mittlerweile weltweit mehr als 500 Projekte mit rund 20.000 Kilometer Autobahn abgewickelt und damit einen Marktanteil von 80 Prozent erreicht. Über die installierten Anlagen wurde bislang ein Transaktionsvolumen von fast 5,5 Milliarden Euro abgewickelt. Im asiatischen Raum ist man überhaupt Platzhirsch. So bringt es Efkon unter anderem in Malaysia auf einen Marktanteil von 100 Prozent. Sind aktuell vorwiegend Lkw im Visier der Mautgesellschaften, rechnet Rieder ab 2012 mit der ersten landesweiten Pkw-Maut in einem europäischen Land: „Technisch wäre es längst möglich.“

Papierloses Flugticket

Schon früher soll ein von Efkon entwickeltes papierloses Ticketsystem für Flugzeuge marktreif sein. Ab Herbst soll es beim steirischen Business-Carrier „Robin Hood“ in Testlauf gehen. Der Passagier bekommt nur noch eine Plastikkarte, mit der er vom Büro aus einchecken kann. Sobald er sich dem Flughafen nähert, bekommt er eine Info gesendet, von welchem Flugsteig er abfliegt.

AUF EINEN BLICK

Das Geld liegt
für die 1994 in Graz gegründete Efkon auf der Straße. Weltweit 20.000 km Autobahnen wurden bisher mit Mautsystemen ausgestattet. Geschäftsführer Helmut Rieder (Bild) beschäftigt 700 Mitarbeiter, 295 davon in Österreich. Zuletzt wurden 57 Mio. Euro umgesetzt. [Efkon]

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.02.2008)

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