Wirtschaftsethik: USA: Korruption bei Fidelity

Fondsmanager ließen sich gegen Aufträge Drogen, Sex und Reisen bezahlen.

BOSTON (Bloomberg/go). Im März 2003 ließ es Thomas Bruderman so richtig krachen. Kein Wunder: Der damals 33-jährige Wertpapierhändler des US-Fondskonzerns Fidelity feierte seinen Polterabend im sonnigen Miami. Und zwar mit allem, was so dazugehört – und einigem, was für den Verwalter von anderer Leute Geld unschicklich ist. Ein Säckchen Ecstasy-Pillen zum Beispiel. Oder zwei hübsche Damen, die sich rührend, wenn auch nicht unentgeltlich um die mitfeiernden Kollegen kümmerten.

160.000 Dollar (105.000 Euro) kostete der Trip mit Anreise per Privatjet, Golf, Jachttörn, Luxussuiten und besagten illegalen Freuden. Praktisch, dass Bruderman nicht selber bezahlen musste. Das erledigte die Brokerfirma Jefferies. Und bekam dafür die erwünschte Gegenleistung: Üppige Aufträge zum Kauf und Verkauf von Aktien – zum Schaden zahlreicher Investoren, die ihr Geld in Fidelity-Fonds angelegt hatten.

„Was Brudy will, das kriegt er“

Bruderman, der sich von Brokerfirmen wie Jefferies Ecstasy und Marihuana liefern ließ und ironischerweise für Pharma- und Biotech-Aktien zuständig war, arbeitet nicht mehr für Fidelity. Die Nachbeben dieser Affäre, in der er sich mit Zuwendungen im Wert von 450.000 Dollar schmieren ließ, treffen den Fondskonzern aber erst jetzt. Am Mittwoch musste das Unternehmen einem Vergleich mit der US-Wertpapieraufsicht SEC zustimmen. Fidelity zahlt acht Mio. Dollar an die SEC, dafür müssen sich insgesamt dreizehn korrupte Manager nicht für schuldig im Sinne der US-Kapitalmarktgesetze „Investment Company Act“ und „Advisers Act and Rule“ bekennen.

Um die Größenordnung zu erfassen: Fidelity wickelte von 1999 bis Oktober 2004 über 100 Brokerfirmen Wertpapierkäufe und -verkäufe im Umfang von 1,4 Billionen Dollar ab. Die Broker erhielten dafür in Summe 2,3 Mrd. Dollar Kommissionen. Kein Wunder, das mancher Broker besonders dienstbar war, um sich das Wohlwollen der Fidelity-Leute zu sichern. „Was Brudy (Bruderman, Anm. d. Red.) will, das kriegt er“, heißt es in einem E-Mail, die in den Prozessakten zu lesen ist (siehe Internet-Hinweis).

Was sich ausgezahlt hätte, wäre die Affäre nicht aufgeflogen und hätte Jefferies nicht saftige Geldstrafen zahlen müssen. Denn allein von September 2002 bis Oktober 2004 brachten nur fünf geschmierte Fidelity-Manager (darunter Bruderman) 39,4 Mio. Dollar Kommissionen ein.

www.sec.gov/news/press/2008/2008-32.htm("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.03.2008)

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