"Moderne Form von Bankraub": Jagd auf Börse-Spekulanten

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Ein Spekulant dürfte den Aktienkurs des britischen Hypotheken-Finanzierers HBOS manipuliert haben. Der "betrügerische Händler" soll bis zu 130 Mio. Euro Gewinn gemacht haben.

Am Mittwoch stürzten die Aktien des größten britischen Hypothekenfinanzierers HBOS nach Gerüchten um Liquiditäts-Engpässe um bis zu 17 Prozent ab. In Folge verloren auch die Papiere der Konkurrenz an Wert: Die Aktien von Alliance & Leicester und Bradford & Bingley rutschten um 3,2 Prozent auf 449 Pence beziehungsweise um neun Prozent auf 486,25 Pence ab. In diesen Sog gerieten schließlich auch die übrigen europäischen Finanzwerte.

Falschinformationen gestreut

Nun wird klar: Die Berichte rund um Probleme bei HBOS wurden offenbar erfunden, um einen Kurssturz auszulösen. Der Täter lancierten Falschinformationen, um betrügerische Spekulationen tätigen zu können, berichtet die britische Zeitung "Telegraph".

Einerseits zirkulierte in London ein E-Mail eines unbekannten Bankers, dass in Kürze ein Zeitungsartikel über Probleme bei HBOS erscheinen werde, was einen Sturm auf die Bank auslösen werde. Weiters wurde die Meldung verbreitet, dass HBOS bei der Bank of England um "Notgespräche" gebeten habe - was nicht stimmte.

"Moderne Form von Bankraub"

Der unbekannte Täter wählte einen psychologisch günstigen Zeitpunkt. Die Märkte reagierten nach dem Desaster der US-Investmentbank Bear Stearns hypernervös. Anleger verkauften in Panik ihre HBOS-Papiere. Auch die Katastrophe um die britische Hypothekenbank Northern Rock war den Anlegern wohl noch schmerzhaft in Erinnerung.

Der Kurssturz um 17 Prozent entsprach einen Wertverlust der Bank von mehr als drei Mrd. britischer Pfund (3,8 Mrd. Euro). HBOS reagierte schnell und teilte mit, dass die Gerüchte "unbegründet und böswillig" seien. Ein HBOS-Sprecher sprach von einer "modernen Form von Bankraub". Auch die Bank of England betonte: Keine einzige Bank in Großbritannien stecke in finanziellen Schwierigkeiten.

Nach diesen Informationen erholte sich die Aktie wieder. Der Täter dürfte genau darauf gesetzt haben. Die britische Finanzaufsicht FSA, die bereits ermittelt, hat laut "Telegraph" einen einzelnen Spekulanten ausgemacht, der einen Tagesgewinn von 100 Mio. Pfund (130 Mio. Euro) erzielt hat.

Ermittlung gegen "gewissenlosen Händler"

Die FSA ermittelt laut Bericht der Zeitung gegen "gewissenlose, betrügerische Händler". "Wir werden es nicht dulden, dass Marktteilnehmer die gegenwärtigen Marktbedingungen ausnutzen, um Missbrauch zu betreiben, indem sie falsche Gerüchter verbreiten und auf deren Rücken handeln", teilte die Behörde laut "Financial Times Deutschland" mit. Die Ermittlungen könnten die umfangreichsten in der Geschichte der britischen Finanzaufsicht sein. (phu)

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