GM-Werke stehen still – zur Freude des Konzerns

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Wegen eines Zulieferer-Streiks gehen 42.000 Arbeiter spazieren.

wien (jaz/ag.).Es ist jedesmal dieselbe Geschichte: Aufgrund der massiven Probleme durch die weg brechenden Marktanteile der US-Autokonzerne und die generell schwächeren Verkäufe bei benzinfressenden Pick-Ups (Kleinlaster) und SUVs (für die Straße konzipierte Geländewagen) will ein US-Autozulieferer seine Lohnkosten senken. So auch der Achsenproduzent American Axle. Wie meist geht es um eine Senkung der Stundenlöhne von 28 auf 14 Dollar.

Wie immer ruft in der Folge die mächtige Autogewerkschaft UAW zum Widerstand auf. Normalerweise wird nach kurzen Streiks ein Kompromiss gefunden. Nicht zuletzt, weil die Autokonzerne wegen den drohenden Lieferausfälle gehörig Druck machen. Doch diesmal ist es anders. Denn der Hauptkunde von American Axle – General Motors (GM) – denkt nicht daran, Druck auf die beiden Verhandlungsparteien zu machen. Deshalb streiken die etwa 3500 Arbeiter von American Axle seit vier Wochen und die Hälfte der US-Fabriken von GM stehen still. Rund 42.000 GM-Arbeiter gehen spazieren.

Zu viele Autos auf Lager

Grund für die geringe Motivation bei GM, sich für ein baldiges Streikende einzusetzen, ist, dass der Produktionsstopp gar nicht ungelegen kommt. American Axle liefert nämlich Achsen für jene SUVs und Pickups, die sich zuletzt immer schlechter verkaufen lassen. Bei GM und seinen Händlern stehen derzeit so viele unverkaufte Autos herum, wie in 105 Tagen verkauft werden. Anfang März waren das fast 630.000 Fahrzeuge. Laut Analysten sollten die Lager aber maximal für 60 Tage reichen. Alles, was darüber hinausgeht, bindet unnötig Kapital und sorgt für erhöhte Risiken und Kosten.

„Bislang hat es uns noch keine Verkaufszahlen gekostet“, meinte zuletzt der GM-Topmanager Frederick Henderson. Dies könnte sich mit Fortdauer des Streiks allerdings auch ändern. Und laut derzeitigen Prognosen wird der Streik noch bis Ende April dauern.

Dies ist vor allem für jene Firmen und deren Angestellten bitter, die bereits jetzt die Leidtragenden des Streiks sind. Dies sind einerseits die Zulieferer von American Axle. „Die meisten sagen, dass ihre Umsätze im Keller sind“, so der Bürgermeister von Three Rivers, dem Sitz eines American-Axle-Werkes.

Andererseits steht auch bei anderen General-Motors-Zulieferern die Produktion still. Der Sitzhersteller Lear hat deswegen zuletzt knapp 1100 Mitarbeiter abbauen müssen.

AUF EINEN BLICK

Seit vier Wochen streiken die Mitarbeiter beim GM-Zulieferer American Axle. Aufgrund des Lieferausfalls steht die Hälfte der US-Werke von GM still. Den Autokonzern stört das nicht – er hat ohnehin zu viele Autos auf Lager.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.03.2008)

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