MEL-Verkauf: "Meinl macht noch einmal den großen Schnitt"

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Anlegerschützer kritisieren die "Belohnung" für den angerichteten Schaden. Die Zustimmung für den umstrittenen Deal durch die Hauptversammlung ist dennoch wahrscheinlich.

Wien. Eine feine Sache für Julius Meinl und seine Gruppe, ein weiterer Schlag für die Zertifikatsbesitzer: So beurteilen Experten und Anleger überwiegend den Donnerstagabend bekannt gewordenen Einstieg der internationalen Fonds Citi Property Investors (CPI) und Gazit-Globe Ltd. bei der in Wien börsenotierten, aber in Jersey angesiedelten Immobiliengesellschaft Meinl European Land (MEL).

Wie in einem Teil der Freitag-„Presse“ berichtet, werden die beiden Fonds eine mit 10,75 Prozent ziemlich üppig verzinste Wandelanleihe im Ausmaß von 500 Mio. Euro zeichnen, die innerhalb von sieben Jahren zum Preis von neun Euro pro Stück in MEL-Zertifikate getauscht wird. Zudem werden neue Zertifikate im Volumen von 300 Mio. Euro emittiert, die (falls Alt-Zertifikateure daran kein Interesse zeigen) ebenfalls von den beiden Fonds gezeichnet werden. Die neuen Großeigentümer sichern sich damit 20 bis 30 Prozent der MEL, ein Übernahmeangebot wird es nicht geben.

PPS werden „eingezogen“

Die viel kritisierte Managementgesellschaft MERE wird innerhalb eines Jahres aufgelöst, MEL bekommt ein neues Management. Meinl lässt sich die Auflösung der Meinl-Bank-Tochter mit 280 Mio. Euro vergolden. 160 Millionen davon in Cash, der Rest in Zertifikaten und Wandelschuldverschreibungen, womit die Gruppe weiter an der MEL beteiligt bleibt. Die geheimnisvollen Partly Paid Shares, die ihren (bis heute unbekannten) Eigentümern für nur einen Cent volles Stimmrecht gewährten, werden ebenso eingezogen wie die im Vorjahr heimlich zurückgekauften Zertifikate im Rückkaufwert von nahezu 1,8 Mrd. Euro.

Eine Milliarde Schaden

Womit die Rückkaufaktion endgültig zum Mega-Schaden für die MEL wird: Die einzuziehenden Zertifikate (immerhin 20 Prozent des Grundkapitals) wurden ja gegen das Eigenkapital verrechnet, haben dieses also gesenkt. Anlegerschützer Wilhelm Rasinger schätzt den Schaden „je nach Berechnungsweise“ auf „400 Millionen bis eine Milliarde Euro“. Die gesamte, zum größeren Teil von Klein-„Zertifikateuren gezeichnete Kapitalerhöhung vom vergangenen Jänner (die ja im Gegensatz zu den Angaben im Börseprospekt rein rechnerisch praktisch zur Gänze in den Rückkauf eigener Zertifikat floss) hat sich mit dem Einziehen der rückgekauften Zertifikate also in Luft aufgelöst.

Der Deal ist noch nicht über die Bühne, weil er noch der Zustimmung durch die Hauptversammlung (also die bestehenden Zertifikatsinhaber) bedarf. Diese Zustimmung dürfte aber kein Problem sein: Die berüchtigten „Partly Paid Shares“ werden ja erst im Laufe des Jahres eingezogen. Man weiß zwar nicht, wem die gehören, nach früheren Aussagen aus der Meinl-Gruppe stehen sie aber „im Einflussbereich des MEL-Managements“. Diese PPS repräsentieren derzeit ein Drittel der Stimmrechte, sodass eine satte Mehrheit bei der HV wohl kein Problem sein dürfte. Die übrigen zwei Drittel stehen in Streubesitz.

Was Anleger und Anlegerschützer noch aufregt: Meinl zieht über die Abgeltung für die Managementgesellschaft MERE (eine hundertprozentige Meinlbank-Tochter) zum Abschied noch einmal 280 Mio. Euro aus dem Unternehmen (mit dem „Versprechen“, es teilweise zu reinvestieren). Das sei eine „Provokation“, hieß es am Freitag. Die von der MERE per Managementvertrag gesteuerte MEL hat bisher schon als „Bankomat“ für die Meinl-Bank fungiert. Über diverse Managementgebühren und „Fees“ für teilweise sinnlose Kapitalerhöhungen (wie die vom vorigen Jänner) und Geld-Ringelspiele per kurzfristiger Anleihen flossen jährlich zweistellige Millionenbeträge aus der MEL an Meinl. Der Preis von 280 Mio. Euro für die „Ablöse“ des mit einer sechsjährigen Kündigungsfrist versehenen Managementvertrages mit der MERE entspricht einer jährlichen Summe von 46 Mio. Euro für den Verzicht auf die Einhaltung dieser Frist. Es sei „absurd“, dass die Meinl-Gruppe dafür, dass sie mit ihrer Rückkaufaktion bei der MEL einen Schaden von bis zu einer Mrd. Euro angerichtet habe, auch noch mit 280 Millionen belohnt werde, meinte Rasinger.

„Anleger sollten nicht zeichnen“

Der Anlegerschützer hält auch nichts davon, dass sich Alt-Zertifikatsinhaber an der angekündigten Kapitalerhöhung durch Ausgabe von Zertifikaten im Volumen von 300 Mio. Euro beteiligen: Nach „all der Frustration“ sei es nicht zumutbar, dass geschädigte Anleger noch einmal Geld in ein Unternehmen investieren, dass sie so behandelt habe. Es gebe allerdings ohnehin wenige der (immer noch zahlreichen) Kleinanleger, die sich vorstellen könnten, da Geld nachzuschießen.

Rasinger meint, dass eher ein Übernahmeangebot zum von der Meinl-Gruppe selbst mehrmals genannten inneren Wert des Unternehmens (das wären 15,15 Euro pro Aktie) angebracht wäre. Nach einem langen Sturzflug von der lichten Höhe von mehr als 21 Euro notierte das Zertifikat zuletzt bei 6,69 Euro.

Sollte dieser innere Wert einigermaßen der Realität entsprechen, dann machen auf jeden Fall die neuen Miteigentümer ein Bombengeschäft: sie bekämen das Unternehmen um etwas mehr als die Hälfte des Werts.

AUF EINEN BLICK

Der Teilverkauf der Meinl European Land an zwei Fonds wird von MEL-Anlegern mit gemischten Gefühlen aufgenommen.

Heftig kritisiert wird, dass die Meinl-Gruppe beim Verkauf 280 Mio. Euro für die Managementgesellschaft MERE bekommt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.03.2008)

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