Explodierende Kosten: Aus für Transrapid in München

(c) EPA (Stephan Jansen)
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Das Prestige-Projekt der bayerischen CSU ist gescheitert. Die veranschlagten Kosten für den Bau der Transrapid-Strecke zum Münchener Flughafen betrugen statt 1,85 über drei Mrd. Euro.

Die Transrapid-Strecke vom Münchner Hauptbahnhof zum Flughafen wird wegen explodierender Kosten nicht gebaut. Das beschlossen der deutsche Verkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD), der bayerische Ministerpräsident Günther Beckstein (CSU) und führende Industrievertreter am Donnerstag bei einer Krisensitzung in Berlin. Als Grund wurde eine Explosion der Kosten angegeben.

In der Sitzung eröffneten die Industrievertreter den Politikern, dass die Kosten nicht statt wie bisher berechnet 1,85 Mrd. Euro betragen, sondern deutlich über drei Mrd. Euro.

Nur eine kommerziell genutzte Magnetbahn

Der Bund hatte für den Transrapid bereits 925 Mio. Euro zugesagt und das Land Bayern 490 Mio. Euro. Zur Schließung der Finanzierungslücke von 435 Mio. Euro sollte die Deutsche Bahn 235 Mio. Euro beisteuern, der Flughafen 100 Mio., die EU 50 Mio. und Siemens und ThyssenKrupp jeweils 25 Mio. Euro.

Die rund 40 Kilometer lange Trasse vom Flughafen im Erdinger Moos zum Münchner Hauptbahnhof wäre erst die dritte Transrapid-Strecke weltweit gewesen. Neben einer Versuchsanlage im Emsland gibt es bisher nur eine kommerziell genutzte Magnetbahn. Sie verbindet in Shanghai den Flughafen mit der südlichen Innenstadt.

Erprobungsstrecken gab es vorübergehend auch auf dem MBB-Werksgelände in Ottobrunn und unter der Regie von MAN in Erlangen. Systematisch getestet wird die Magnetbahn in Deutschland seit 1984 im Emsland. Auf der dortigen 31,5 Kilometer langen Versuchsstrecke ereignete sich am 22. September 2006 der bisher folgenschwerste Unfall mit einer Magnetbahn: Das Versuchsfahrzeug raste auf einen Werkstattwagen, der auf der Strecke vergessen worden war. Unter den 23 Toten waren Mitarbeiter mehrerer emsländischer Pflegedienste und Angestellte der Versuchsanlage.

Prestige-Projekt scheitert

Der Transrapid München gilt als Prestige-Projekt der CSU-Staatsregierung. SPD, Grüne, Naturschützer und andere Kritiker des Vorhabens hatten aber schon früh Zweifel geäußert, dass der ursprüngliche Kostenplan einzuhalten sei. Sie hatten das Projekt von Anfang an als überflüssig und zu teuer eingestuft.

Der Münchner CSU-Bundestagsabgeordnete Johannes Singhammer forderte das Industriekonsortium auf, "unverzüglich den intern berechneten Kalkulationspreis zu benennen und nicht auf Zeit zu spielen". Die Anwohner an der geplanten Transrapid-Strecke, aber auch die Gemeinschaft der Steuerzahler hätten ein Anrecht auf rasche Information. Wörtlich erklärte Singhammer in seiner Mitteilung: "Fest steht schon jetzt: Ein Transrapid, der statt 1,85 Mrd. Euro über 3 Mrd. Euro kostet, fährt nirgendwo in München hin."

In Deutschland gab es unterschiedliche Projekte, die aber alle an den hohen Kosten scheiterten. Darüber hinaus wandten sich Bürgerinitiativen dagegen. Am weitesten gedieh Mitte der 90er Jahre die Planung einer Transrapid-Strecke zwischen Hamburg und Berlin. Sie fiel am Ende ebenso durch wie das Projekt "Metrorapid" durch das Ruhrgebiet. Am Silvestertag 2002 wurde jedoch der Shanghaier Flughafenzubringer nach 20 Monaten reiner Bauzeit eingeweiht. Er kostete rund 1,2 Mrd. Euro. (APA)

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