Feindbild Mobilfunk: Telekom kündigt das nächste Kombipaket an

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Festnetzchef Fischer gegen EU-Kommission und Regulierung.

WIEN (p. m.). Das nächste Kombipaket der Telekom Austria für Festnetz, Internet und Mobilfunk kommt „mit Sicherheit“, und zwar „mit großer Wahrscheinlichkeit“ rund um den 11. April. Rudolf Fischer, Generaldirektor der fürs Festnetz verantwortlichen „TA AG“ der Telekom Austria, bestätigte am Mittwoch vor Journalisten die Behauptung alternativer Betreiber. Fischer hofft auf einen ähnlichen Erfolg wie bei der November-Aktion mit 170.000 neuen Kunden, deren Großteil von den Alternativen (zurück)gewonnen wurden.

Zweites Motiv Fischers für Kombipakete: „Wir wollen Kunden, die sonst zum Mobilfunk flüchten, behalten.“ Der Festnetzchef sieht Handynetze – unter anderem der „Schwester“ Mobilkom – auch sonst als Hauptkonkurrenten. „Die Substitution schreitet munter fort“, sagte er. Im Dezember 2007 hätten die Österreicher 1,45 Milliarden Minuten mobil und nur noch 600 Millionen Minuten via Festnetz telefoniert. Mitleid heischend meinte er an die Adresse der Alternativen: „Wir halb Zahnlosen versuchen, einander die letzten Zähne einzuschlagen, während der Mobilfunk weiter überhand nimmt.“

„Trugschlüsse der EU“

Die Erkenntnisse der EU-Kommission, wonach der Wettbewerb beim Festnetzzugang eingeschränkt sei, bezeichnete Fischer als „Trugschlüsse“. Bei Breitband-Anschlüssen etwa habe die TA nur 33 Prozent Marktanteil. Allerdings in einem Gesamtmarkt, zu dem er – im Gegensatz zum EU-Bericht – auch Mobilfunk und Kabel zählte. Dafür wies er jene 13 Prozent der Anschlüsse, die von Alternativen via Entbündelung genutzt werden, nicht als TA-Bestand aus, obwohl die Alternativen für diese zahlen.

Während eines „Plädoyers für die Entlassung aus der Regulierung“ schoss Fischer eine Breitseite gegen den Vorgänger des jetzigen Regulators Serentschy ab: „Die Regulierung des Herrn Otruba hat viel Volksvermögen vernichtet.“ Nachsatz: „Eigentlich müsste ich sagen: Weg mit der Regulierung. Aber wir sehen ein, dass Vorleistungsmärkte (zwischen TA und Alternativen, Anm.) reguliert bleiben müssen.“

Die Zukunftspläne hängen laut Fischer vom „regulatorischen Umfeld“ ab. Nur wenn die Preisgestaltung für Breitband in Ballungsgebieten freigegeben werde, könne es Investitionen in Glasfasernetze geben. Der Geldbedarf für diese liege „unter einer Milliarde Euro, aber nicht weit weg“.

In Personalfragen „kann ich im Moment nichts tun“, glaubt Fischer. Das Beamtendienstrecht müsste geändert werden, „was auch der Post helfen würde“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.04.2008)

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