Japan: Ineffiziente Waschmaschinen werden verboten

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Nur drastische Maßnahmen sorgen für mehr Energie-Effizienz, so eine Studie. Japan hat mit seiner Methode, die auf alle Elektrogeräte angewandt wird, deutliche Erfolge erzielt.

Wien (jaz). Jedes Jahr werden in Japan die zehn energiesparendsten Waschmaschinen erhoben. Die Liste dieser Geräte wird danach veröffentlicht, was den produzierenden Unternehmen Ruhm und Ehre bringt. Gleichzeitig wird auch eine zweite Liste veröffentlicht. Auf dieser stehen jene Waschmaschinen, die im Verhältnis zu den Besten so ineffizient sind, dass sie nicht mehr verkauft werden dürfen. „Diese Schmach ist für die japanischen Unternehmen Ärger als jede Steuernachzahlung. Sie versuchen daher alles, um nicht auf die Verbotsliste zu kommen“, sagt Erwin Smole vom Beratungsunternehmen PriceWaterhouseCoopers. Er hat im Auftrag der E-Control eine Studie über internationale Erfahrungen mit Energiesparmaßnahmen erstellt.

Japan hat mit seiner Methode, die auf alle Elektrogeräte angewandt wird, deutliche Erfolge erzielt. So ist beispielsweise der durchschnittliche Verbrauch bei Kühlschränken seit dem Höchststand im Jahr 1994 von 2,51 auf 0,38 Kilowattstunden je Liter Kühlschrankvolumen gefallen. Insgesamt hat Japan geschafft, den Stromverbrauch der Haushalte von der Wirtschaftsentwicklung zu entkoppeln, so die Studie.

Anders ist die Situation bislang in Österreich. Hierzulande wächst der Energieverbrauch kontinuierlich mit dem Wirtschaftswachstum mit. Seit 1990 hat er sich um 36 Prozent auf rund 1,5 Mio. Terajoule gesteigert. Das entspricht etwa jener Energiemenge, die in 47 Mrd. Litern Benzin gespeichert ist. Der vermehrte Einsatz von erneuerbaren Energiequellen könne diesen Zuwachs nicht ausgleichen, sagt E-Control-Chef Walter Boltz. „Von dem Verbrauchszuwachs konnte nur ein Viertel durch Erneuerbare aufgefangen werden.“ Ohne eine Steigerung der Energieeffizienz seien die gesteckten Klimaziele nicht zu erreichen.

„Intelligente“ Stromzähler

Beim Energiesparen gäbe es aber keine „Einzelmaßnahme, die wahnsinnig viel bringt“, so Boltz weiter. Es müsse ein Bündel von Maßnahmen sein, und diese müssten entsprechend überwacht werden. Die E-Control ist daher unter anderem für eine Umstellung auf „intelligente“ elektronische Stromzähler. Durch diese könnten die Daten über den aktuellen Stromverbrauch in Echtzeit gesammelt werden. Bislang wissen die E-Konzerne zwar, wie viel Strom im Netz gebraucht wird, aber nicht wer den Strom benötigt.

Durch die Umstellung auf elektronische Zähler könnten auch unterschiedliche Tarife für Spitzenzeiten eingeführt werden. Die Kosten für die neuen Zähler sollen laut Boltz die jeweiligen Anbieter übernehmen. Eine Forderung, die sicher nicht auf viel Gegenliebe stoßen wird. Denn laut Experten würde eine österreichweite Umstellung zwischen zwei und drei Mrd. Euro kosten.

Außerdem sollten die Maßnahmen verpflichtend sein. Denn laut Studie sind freiwillige Vereinbarungen nur dann erfolgreich, „wenn alle Beteiligten an einem Strang ziehen und eine zentrale Stelle die Koordination übernimmt“, so Smole. Länder mit verpflichtenden Maßnahmen haben insgesamt bessere Ergebnisse.

Zu diesen gehört auch Großbritannien. Dort ist jedes Energieversorgungsunternehmen mit mehr als 15.000 Kunden verpflichtet, pro Jahr vorgegebene Einsparungsziele bei den Kunden zu erreichen. Die Firmen finanzierten in der Vergangenheit deshalb Geräte- oder Lampentauschaktionen. Als Belohnung erhalten die Firmen Steuergutschriften. „Das System ist so erfolgreich, dass auch Versorger mit weniger als 15.000 Kunden freiwillig mitmachen“, sagt Smole.

AUF EINEN BLICK

Ein effizienterer Umgang mit Energie ist notwendig, um die gesteckten Klimaziele zu erreichen. Bislang wächst in Österreich der Energieverbrauch im selben Ausmaß wie die gesamte Wirtschaft.

Andere Länder haben die Kopplung bereits durchbrochen. Sie haben dies durch verpflichtende Effizienzmaßnahmen für Hersteller von Elektrogeräten und Energieversorger geschafft.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.04.2008)

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