Siemens kämpft an allen Fronten: Gewinn bricht ein

(c) Reuters (Michaela Rehle)
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Probleme im Kraftwerksbau und bei Straßenbahn. Konzernchef Peter Löscher bestätigte nun die gedämpften Erwartungen.

München (Reuters/DPA). Neben der Korruptionsaffäre macht dem deutschen Elektronikkonzern Siemens auch das operative Geschäft wenig Freude. Missratene Projekte im Kraftwerksbau und bei Zügen (Straßenbahn Combino) sowie Kosten für den Umbau der zum Verkauf stehenden Telefonanlagensparte SEN drückten den Nettogewinn im zweiten Quartal des Geschäftsjahres 2007/08 um zwei Drittel auf 412 Mio. Euro. Dabei schlugen Wertberichtigungen und Rückstellungen von 857 Mio. Euro zu Buche. Das operative Ergebnis der Bereiche fiel von 1,781 auf 1,203 Mrd. Euro. Der Umsatz stieg um ein Prozent auf 18,094 Mrd. Euro.

Konzernchef Peter Löscher, der vor wenigen Wochen mit einer Gewinnwarnung schockte und die Siemens-Aktie auf Talfahrt schickte, bestätigte nun die gedämpften Erwartungen. Er rechnet nur mit einem operativen Ergebnis auf Vorjahresniveau. Ursprünglich sollte das Ergebnis doppelt so schnell wachsen wie der Umsatz. Das Umsatzziel – doppelt so schnelles Wachstum wie die Weltwirtschaft – bekräftigte Löscher. 2006/07 hatte Siemens bei einem Umsatz von 72,5 Mrd. Euro ein Ergebnis der Bereiche von 6,5 Mrd. Euro gemacht.

Die Siemens-Aktie legte trotz des Gewinneinbruchs zu. Börsianer waren erleichtert, dass es keine neuen negativen Überraschungen gibt. Die hohe Auftragslage wurde positiv bewertet.

Weiter Personalabbau

Löscher, der über das Ausmaß der Korruptionsaffäre erschüttert ist, will noch härter durchgreifen und zusätzlich sparen. „Es wird ganz klar zu einem Personalabbau kommen“, kündigte er an, ohne Zahlen zu nennen. Bis 2010 sollen in Vertrieb und Verwaltung die Kosten um 1,2 Mrd. auf unter elf Mrd. Euro pro Jahr sinken.

Unklar seien die Belastungen aus der Schmiergeldaffäre, sagte der für Korruptionsbekämpfung und Rechtsfragen zuständige Siemens-Vorstand Peter Solmssen. Bisher hat die Aufarbeitung des Skandals 1,8 Mrd. Euro gekostet.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.05.2008)

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