RBI: Trotz Ukraine mehr Gewinn

Banken. Aktionäre sind über das Ergebnis der Raiffeisen Bank International erfreut. Der Gewinn stieg im ersten Quartal trotz der Unsicherheiten in der Ukraine um 2,5 Prozent auf 161 Mio. Euro.

Wien. Karl Sevelda, Chef der Raiffeisen Bank International, hat am Donnerstag seine Aktionäre positiv überrascht. Der Konzernüberschuss erhöhte sich im ersten Quartal 2014 um 2,5 Prozent auf 161 Millionen Euro. Bis zum Nachmittag stieg der Aktienkurs um fünf Prozent. Analysten hatten wegen der Unruhen in der Ukraine ein um 25 Prozent schwächeres Ergebnis erwartet. Zu den wichtigsten Ertragsbringern von Raiffeisen gehört weiterhin die Russland-Tochter, die im Quartal einen Nettogewinn von 109 Millionen Euro verbuchte.

Österreichs Banken sind in Russland besonders stark vertreten. Die Bilanzsumme der Moskauer Raiffeisen-Tochter liegt bei 15,1 Milliarden Euro. „In Russland lief das Geschäft relativ normal“, sagte Sevelda. Zwar haben Investoren zuletzt Milliarden aus Russland abgezogen. Davon sei man aber „eigentlich kaum“ betroffen gewesen, so Sevelda. Allerdings sei die wirtschaftliche Entwicklung schwächer als im Vorjahr. Daher habe man bei der Vergabe von Krediten strengere Maßstäbe gesetzt.

Schwierig ist dagegen die Lage in der Ukraine. Die dortige Raiffeisen-Tochter Aval ist mit 24 Millionen Euro in die Verlustzone gerutscht. Schuld daran ist unter anderem die Abwertung der ukrainischen Währung. Denn viele Kunden in der Ukraine haben Kredite in fremder Währung (meist in US-Dollar) aufgenommen, sie haben nun Probleme mit der Rückzahlung. Daher hat Raiffeisen in der Ukraine die Vorsorgen für faule Kredite von 27 Millionen Euro auf 92 Millionen Euro erhöht.

Rückzahlung der Staatshilfe

Auf der Halbinsel Krim wurden alle 32 Filialen geschlossen. Das dortige Geschäftsvolumen wurde auf die Russland-Tochter übertragen.

In den ostukrainischen Gebieten Donezk und Lugansk sei die Situation laut Sevelda unübersichtlich und erfordere „rasche und flexible Reaktionen“. In der Ostukraine hat Raiffeisen 84 Zweigstellen, davon waren wegen der Unruhen zuletzt 14 geschlossen. In der Region wurde die Vergabe von neuen Krediten massiv eingeschränkt.

Auf Eis gelegt hat Sevelda Pläne, die Ukraine-Tochter zu veräußern. Zu Jahresbeginn meldete sich auch ein Interessent für die Einheit in Ungarn. Doch auch daraus wurde nichts. Sevelda sagte am Donnerstag, man führe derzeit keine Verhandlungen über den Verkauf einer RBI-Tochter. Im Tauziehen mit der Finanzmarktaufsicht über die Rückzahlung der Staatshilfe von 1,75 Milliarden Euro steht Raiffeisen vor einer Einigung. Laut Sevelda werde man in den nächsten drei bis vier Wochen das gesamte Staatskapital oder zumindest einen wesentlichen Teil zurückzahlen.

Mehr Vorsorgen für Kredite

Zur Bewältigung der Finanz- und Wirtschaftskrise hat Raiffeisen 2,5Milliarden Euro erhalten. Davon stammten 1,75 Milliarden Euro vom Staat und 750 Millionen Euro von privaten Investoren. Zuerst will Raiffeisen die Schulden beim Staat tilgen. Für die restlichen 750 Millionen Euro möchte die Bank weiteres Kapital aufnehmen. Details dazu stehen noch nicht fest. Bereits zu Jahresbeginn holte sich die RBI über eine Kapitalerhöhung von der Börse 2,78 Milliarden Euro.

Ursprünglich hat Raiffeisen geplant, heuer die Vorsorgen für Problemkredite auf dem Vorjahresniveau von 1,15 Milliarden Euro halten zu können. Doch nun geht Sevelda davon aus, dass die Vorsorgen wegen der Lage in der Ukraine und in Russland bis Jahresende auf 1,3 Milliarden Euro bis 1,4 Milliarden Euro erhöht werden müssen. In der Bank läuft auch ein Sparprogramm. Bis Ende März 2014 ist die Zahl der Mitarbeiter von 1700 auf 57.843 gesunken.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.05.2014)

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