AUA-Bordbetriebsrat: „Keine juristischen Tricks"

APA/ROBERT JAEGER
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Arbeitskampf. Ein neuer Vorschlag der Pilotenvertretung soll Einsparungen von bis zu 25 Prozent bringen. Im Gegenzug verlangt sie allerdings von der Airline-Führung die Rückzahlung der Boni.

Wien. Der jüngste Spruch des Generalanwalts des Europäischen Gerichtshofs (EuGH), demzufolge der alte, vom AUA-Management vor zwei Jahren aufgekündigte Bordkollektivvertrag nachwirke, solange es keinen neuen KV gebe, stärkt Bordbetriebsratschef Karl Minhard den Rücken. Zumal er, wie er am Freitag betonte, davon ausgeht, dass der EuGH im Herbst dem Vorschlag folgen werde. „Der Crashkurs des AUA-Vorstands gegen das fliegende Personal und seinen Kollektivvertrag ist gescheitert. Deshalb fordern wir jetzt sofort konstruktive Gespräche."

Nach zehn Monaten ergebnisloser Verhandlungen und einem heftigen Schlagabtausch, der Ende Mai im Abbruch der Gespräche durch die AUA-Führung gipfelte, sind die Fronten total verhärtet. Der Knackpunkt: Während Minhard einmal mehr betonte, die Basis für den neuen Bord-KV sollen die alten AUA- und Tyrolean-Bord-KV bilden, lehnt dies die AUA-Führung vehement ab. Auch der im Mai 2012 von der Belegschaftsvertretung vorgelegte Kompromiss sei mit Kosten von 160 Mio. Euro zu teuer. „Wir müssen uns den KV leisten können", sagt AUA-Sprecher Peter Thier zur „Presse". Es sei aber ein positives Signal, dass der Betriebsrat verhandlungsbereit sei.

"Kein Testfall"

Minhard und die Gewerkschaft Vida präsentierten nun ein neues Verhandlungsangebot, das Einsparungen im Ausmaß von 20 bis 25 Prozent gegenüber dem alten KV bringen soll. Konkret geht es um die Überführung der Leistungs- in Beitragspensionen - gegen noch zu verhandelnde Abschlagszahlungen -, eine flachere Gehaltskurve und Änderungen bei der Arbeitszeit.

Im Gegenzug verlangt der Bordbetriebsrat, dass die AUA-Führung alle nach 2012 ausbezahlten Boni zurückzahlt und alle Berater, für die bisher 20 Mio. Euro ausgegeben worden seien, gekündigt würden. Außerdem sollten die KV-Verhandlungen unter Einbeziehung der Sozialpartnerschaft sofort beginnen. „Wir sind zu Einsparungen bereit - wenn die gesamte AUA einen Beitrag leistet", sagte Vida-Chef Gottfried Winkler. Ihm schwebt letztlich ein Branchen-KV für die Luftfahrt vor.

Minhard warnte AUA-Boss Jaan Albrecht (im Hinblick auf die KV-Kündigung und den Betriebsübergang) vor „juristischen Tricks". Die AUA dürfe kein Spielball von Konzerninteressen werden. „Wir sind der Testfall für die Lufthansa, wenn wir fallen, fallen auch die Lufthansa-Piloten und -Flugbegleiter", meinte Minhard im Hinblick auf den neuen Sparkurs der AUA-Mutter nach der Gewinnwarnung vom Mittwoch. Der neue Lufthansa-Chef Carsten Spohr will am 8. Juli seine neue Strategie für den Konzern präsentieren. Minhard fürchtet im Sommer Einschränkungen des Flugbetriebes, weil „wir zu wenig - und zu wenig motiviertes - Personal" haben. (eid)

("Die Presse", Printausgabe vom 14.6.2014)

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