Kapsch-Manager:" Österreichische Vignette für Pkw ist retro"

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Eine Umstellung auf ein elektronisches Ssytem sei innerhalb eines Jahres möglich. Österreich könnte damit zusätzliche Einnahmen von 300 Mio. Euro lukrieren.

"Die österreichische Vignette für Pkw ist retro", sagte Michael Gschnitzer, Leiter Internationaler Vertrieb beim börsennotierten Mautsystemanbieter Kapsch TrafficCom am Mittwoch. Sobald es eine politische Entscheidung gebe, sei eine elektronische Umsetzung innerhalb von einem Jahr möglich. "Ein neues System wird kommen, damit man keinen Geldschein mehr an die Scheibe picken muss."

Derzeit hat die Asfinag jährliche Vignetteneinnahmen bei Fahrzeugen unter 3,5 Tonnen von insgesamt 406 Mio. Euro. Nehme man den von der EU auf Basis der Wegekostenrichtlinien vorgeschlagenen Mindest-Mauttarif von 3 Cent/km, würde das Mauteinnahmen von 705 Mio. Euro ergeben. Damit lasse Österreich jährlich mindestens 300 Mio. Euro an möglichen Mauterlösen liegen.

"Aktuelles System nicht billig"

"Aus rationalen Gründen müsste es ein elektronisches Mautsystem für Pkw schon lange geben", sagte Thomas Reznicek, Area Manager für Österreich und die Schweiz bei Kapsch TrafficCom am Mittwoch bei einer Pressekonferenz. Dazu komme aber noch die politische Diskussion, zu der das Unternehmen nichts sagen könne.

Das Argument, dass das Vignettensystem so billig sei, würde nicht stimmen, weil man pro Stück Kosten von einem Euro habe und das jährlich 23 Mio. Euro ergebe. Kosten für eine mögliche Umstellung auf ein elektronisches System wollte Kapsch TrafficCom aus "Wettbewerbsgründen" nicht nennen. "Die Umstellung würde sich aber in kürzester Zeit rechnen, wir haben uns mit der Berechnung auseinandergesetzt", so Reznicek.

OECD empfiehlt Ausweitung der Maut

Kunden würden selbst den höheren Komfort haben wollen. "Es werden zunehmend mehr Vorgänge, wie der Krankenschein oder Parkschein, elektronisiert", so Gschnitzer. Im Bezug auf die Datenschutzdebatte sagte Reznicek, dass man auch ein anonymes System, durch "Prepaid-Tags", anbieten könne.

Der OECD Wirtschaftsbericht 2013 empfiehlt für Österreich eine Ausweitung der kilometerabhängigen Lkw-Maut auf Pkw und die Einführung einer zeit- und ortsabhängigen Maut. Weiters werden höhere Mautsätze in Spitzenverkehrszeitung und das Abschaffen der Pendlerpauschalen vorgeschlagen.

Kapsch hofft auf Deutschland-Auftrag

Die Autobahnvignette gibt es in Österreich seit 1997, für die umstrittene Pkw-Maut in Deutschland soll ebenfalls ein Vignettensystem eingeführt werden. Bei Kapsch TrafficCom sei man aber "in guter Hoffnung", dass sich die deutsche Politik für eine wirtschaftliche und technische Lösung entscheide, bei dem das österreichische Unternehmen ein Teil davon sein könne.

"Die Hoffnung stirbt zuletzt, auch eine Vignette kann elektronisch sein", sagte Gschnitzer. Es brauche in Deutschland schleunigst eine Lösung, sowohl für die geplante Pkw-Maut, als auch für die Lkw-Maut, wo der Vertrag zwischen dem derzeitigen Mautbetreiber Toll Collect und dem Bund 2015 ausläuft.

(APA)

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